Geschichten:Brennende Häuser - Hausbrand

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Reichsstadt Hartsteen, Abend des 21. Travia 1032 BF, Schenke "Humpen und Krug",


In der verrauchten Schenke hatten die drei Gäste an einen wackeligen Tisch in einen dunklen Winkel hinter einem Holzbalken zurückgezogen. Den gesamten Abend über hatte sich Jadwiga von Gneppeldotz gegenüber ihren beiden Gefährten schweigend verhalten. Als sie allerdings nun hörte, dass der Bugenhoger Meister der Saat am Vormittag an diesem Vormittag Opfer gewesen war in einem schweren Unfall mit einem Ochsenkarren, dessen Tiere plötzlich auf der Straße durchgegangen waren und mit ihren großen, klobigen Rädern die dürre Gestalt des Geweihten förmlich überrollt hatten, schlug sie voller Zorn auf den Tisch.

»So geht das nicht weiter! Wir sitzen bereits seit vier Tagen hier tatenlos herum und nun scheinen sich sogar die Zugtiere der Bauersleute auf die Seite des schleimigen Wurms aus Feidewald geschlagen zu haben.« – »Ja, aber was sollen wir denn machen?«, fragte Helmar sich am Bart kratzend seine Herrin. Diese antwortete mit funkelnden Augen: »Wir schlagen zurück. Noch heute Nacht.«


Wenige Stunden später


Erst vor wenigen Stunden hatte sich Jarlak von Binsenbeck zu Bett begeben. Lange hatte er Dokumenten gesessen und Notizen für die morgige Stadtratssitzung gemacht. Der nichtendenwollende Zustrom von Flüchtlingen aus den umliegenden Gütern sorgte in der Stadt für wachsende Spannungen. Forderungen im Rat waren laut geworden, die Tore zu schließen und die Zufluchtsuchenden nach Bugenhog oder sogar Rommilys zu schicken. Schon waren alle Zimmer der Herbergen voll, so dass die reisenden Händler und fahrenden Söldner, deren Dukaten zum wachsenden Reichtum der Stadt in den letzten Jahren das ihre getan hatten, langsam begannen den längeren Umweg durch den Schlund zu nehmen.

Der Stadtmeister hatte einen leichten Schlaf und in dieser Nacht fühlte er sich von düsteren Träumen geplagt, als es plötzlich heftig an die Tür seines Schlafgemaches pochte. Ohne auf Antwort zu warten riss sein Kammerdiener die Türe auf und eilte an das Bett seines Herren. »Ihr müsst sofort kommen! Die Stadt steht in Flammen!«

Bleich vor Schreck sprang der Ratsmeister aus dem Bett und zog sich seinen Rock an.


Im Morgengrauen des 22. Travias


Mit eingefallenen Augen lehnten sich die Männer und Frauen an eine rußgeschwärzte Wand. Eimer für Eimer hatten sie aus der Natter geschöpft und in die um sich greifenden Flammen geschüttet. Nun stiegen dünne Rauchsäulen über die verkohlten Überreste der stolzen Stadthäuser auf. Es war ein Geschenk des Fuchses gewesen, dass die Winde des Herbstes diese Nacht die Stadt verschont hatten. Ansonsten wären mehr als nur diese vier Stadthäuser am Ratsplatz Opfer der Flammen geworden.

Der Brand hatte seinen Ursprung im Kontor des Grafenhauses genommen. Vier vermummte Gestalten waren in die unteren Stockwerke eingedrungen und nach wenigen Minuten hatten die ersten Flammen begonnen, die Holzbalken des Fachwerkhauses zu verzehren. Die aufgeregten Nachbarn hatten sich wagemutig in das brennende Haus gestürzt und unter anderem die schwerverletzte Inhaberin des Kontors, Ungola von Quintian-Quandt, aus den Flammen geborgen. Bruder Arnhold, der Geweihte der Tsa, hatte sich der Frau, deren Gesicht unter den schweren Verbrennungen kaum mehr zu erkennen war, angenommen und sie in den Friedenstempel bringen lassen.

Nicht lange danach war das Handelshaus der Familie Quintian-Quandt zusammengebrochen und die brennden Trümmer begannen, die umliegenden Häuser in Brand zu stecken. Es hatte die Bürger der Stadt und die Flüchtlinge aus den umliegenden Dörfern die gesamte Nacht gekostet, den drohenden Stadtbrand der Reichsstadt Hartsteen zu verhindern.