Geschichten:Bardensang und Instrumentenspiel - Dummes Holz

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Meine liebste Janni,
 
 
 
 
ich weiß, du bist wahrscheinlich ein wenig aufgebracht, dass ich nach über einer Woche noch nicht wieder nach Waldhellingen zurückgekehrt bin, obwohl du extra gesagt hattest, dass Rosi zum Holzrücken benötigt wird und ich eigentlich nur für einen Tag nach Rabensbrück sollte, um dem Nesselregen einen Vorschuss auf das geschlagene Holz für mein neues Opus (und die nötigen Reparaturen an Stall und Teichmauer) aus dem Kreuz zu leiern. Aber dann kam alles ganz anders.

Du weißt ja, wie der Nesselregen ist; der tat interessiert an meiner Musik, wollte aber nicht nur schwarze Kleckse auf einem Bogen Papier sehen, mit denen er nichts anfangen kann, weil ihm die Vorstellungskraft fehlt. Der wollte was für sein Geld hören und da habe ich es ihm eben vorgespielt. Es war wahrscheinlich das erste Mal, dass jemand auf dem Spinett in seinem Salon wirklich Musik gemacht hat, denn das alberne Geklimper seiner Gemahlin kann man ja kaum so nennen. Jedenfalls war der Nesselregen hin und weg. Er hat mich geradezu genötigt, noch ein Weilchen zu bleiben, um Baron Alrik, welcher justament in diesen Tagen auf Rabenberg weilt, persönlich eine Vorstellung meines musikalischen und kompositorischen Könnens zu geben.

Wie du weißt, mache ich in diesen Dingen keine halben Sachen, weshalb ich kurzerhand meine Base Garhelt und ihren Gemahl samt dem Oberhartsteener Tempelchor um Unterstützung gebeten habe, damit das neue Werk seine volle Wirkung entfalten kann. Die Vorbereitung war eine echte Herausforderung und dauerte eben seine Zeit, aber es ist gelungen: Seine Hochgeboren war von der Darbietung und den reinen klaren Klängen sichtlich beeindruckt, auch wenn er sich nach außen zurückhaltend gab. Das Glitzern in seinen Augen verriet es mir, als er mir die Hand schüttelte. Und das will etwas bedeuten bei einem Mann, der garetienweit als Kenner der Musik berühmt und als Stammgast der Garether Heldenbühne mit dem affektierten liebfeldischen Operngetue verwöhnt ist!

Aber damit noch nicht genug! Denn stell dir vor: Er hat mir tatsächlich einen Empfehlungsbrief an seinen Neffen, den baldigen neuen Großfürsten Garetiens ausgestellt, weil er zu der Erkenntnis gelangt ist, dass mein Talent in der Hartsteener Provinz verschwendet und vielmehr dessen Hof wohl anstünde! Welche Ehre! Daraufhin hat Nesselregen mir zum Vorschuss noch eine großzügige finanzielle Unterstützung für die Fahrt in die Hauptstadt und die Vermittlung eines Quartiers bei seiner Verwandten zugesagt. Wenn ich also morgen nach Hause komme, denke bitte daran, liebste Janni, dass es durchaus Wichtigeres geben kann als ein fehlender Gaul und das dumme Holz.
 
 
 
 
Es küsst dich,

Dein Falkwin


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2. Per 1045 BF mitten am Mittag
Dummes Holz
Eine Opernsängerin auf großfürstlichen Pfaden


Kapitel 2

Autor: Steinfelde