Geschichten:Ankunft in Madramund VI

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Siegerain hatte die Ausführungen des Landvogtes mit zunehmendem Unglauben und sichtlicher Verblüffung zur Kenntnis genommen. Während er im Geiste nach einer passenden Erwiderung suchte, blickte er in die Gesichter der übrigen Mitglieder der perricumer Delegation. Gesichter, aus denen ebenfalls Überraschung aber auch Ablehnung gegenüber Praiosmars Worte sprachen, einzig Astaran von Pfiffenstock blickte milde lächelnd in die Runde. Damit war für den Oberst die Antwort an ihren Gastgeber nunmehr klar, teilte er doch die Einschätzung seiner Begleiter. Der Offizier atmete noch einmal kurz durch, formulierte im Geiste die wichtigsten Punkte seiner Erwiderung und sprach dann:
“Zunächst einmal möchte ich mich für die herzliche und geradezu vorbildliche Gastfreundschaft bedanken, mein lieber Praiosmar. Jedoch komme ich nicht umhin, festzustellen, dass wir offenbar weit davon entfernt sind, eine Übereinkunft zu erzielen, die für beide Seiten - zuvörderst dem Reiche, dem wir alle zu dienen haben - gleichermaßen annehmbar und nutzbringend wäre. Ich sehe - trotz aller persönlichen Wertschätzung Euch gegenüber - derzeit auch nicht, dass sich dies in näherer Zukunft ändern könnte, was umso schwerer wiegt, da das uns zur Verfügung stehende Zeitfenster recht klein ist und sich bereits zu schließen beginnt. Schweren Herzens muss ich daher mitteilen, dass die Verhandlungen seitens des Reiches für beendet erklärt werden und wir darob morgen Madramund gen Perricum zu verlassen gedenken. Alles Weitere liegt nun in den Händen Marschallin Veriyas, respektive der Kaiserin. Für eine Wiederaufnahme der Gespräche in Perricum stehen wir aber natürlich zur Verfügung, sofern der weitere Gang der Ereignisse erstere nicht zwischenzeitlich hat obsolet werden lassen.”
Siegerain blickte sich fragend zu seinen Begleitern um und gab ihnen so zu verstehen, dass sie nun auch Stellung zu alledem nehmen konnten.

Salix Blick ruhte auf Praiosmar, als er nur knapp nickte, darüber hinaus zeigte er jedoch weder eine Regung noch machte er Anstalten, den Ausführungen des Obersts etwas hinzuzufügen.

”Ach meine Freunde, welch Kurzweil”, Astaran klatschte in die Hände. ”Wie bedauerlich, dass diese heitere Gesellschaft nun ihr Ende finden wird.” Dann blickte der Nebachote zu dem Zwerg. ”Verehrter Angroscho, ich kann Euch versichern dass die militärische Mission unserer Kaiserin - auch wenn unser geschätzter Freund Hinn sie für die des Perricumer Markgrafen hält - die Belange der Angroschim nicht berühren wird. Ganz im Gegenteil, unsere Kaiserin wird die Ordnung nun wieder herstellen. Eine Ordnung, die auch Dank der Untätigkeit des hiesigen Grafen bedroht wurde. Wir erinnern uns doch, es war der Zwergengraf vom Schlund, der seinen Adel nicht zügeln konnte, als die Fehde ihren Anfang nahm. Sollte Euer König im Berge also besorgt sein, wisst Ihr nun, an wen er sich wenden sollte.” Dann wandte sich der Perricumer wieder Hinn zu. ”Verehrter Freund, ich wünsche Euch bei Eurer persönlichen Bußqueste in die Dämonenbrache, dass sie ihren Zweck erfüllen wird.”

Thorin seufzte leicht säuerlich und zur Überraschung aller war er es, der zunächst das Wort ergriff.
"Ich stelle fest, dass die Seite des Schlunds versucht hat eine Diskussionsgrundlage zu schaffen und das die Kaiserlichen die Verhandlungen, um ein Miteinander für beendet erklären, bevor darauf in der Sache mit auch nur einem Wort eingegangen oder eine eigene Meinung beziehungsweise Vorschläge dargelegt wurden. Daraus kann ich nur folgern, dass dieser Besuch niemals ernst gemeint war.
Ich darf darüber mein Bedauern kundtun, denn ich empfinde dies als mutwillig vergeudete Chance.
Nun gut. Eine inhaltliche Wiedergabe der beiden, sehr kurzen Treffen werde ich meinem Hochkönig, dem Grafen und der Marschallin zukommen lassen."
Thorin erhob sich. "Meine Herren."
Mit diesem Worten und einem knappen Nicken in Richtung von Hinns entfernte sich der Zwerg, der dringend frische Luft benötigte. Die einzig auf Geburtsrecht begründete Arroganz der Menschen widerte ihn an.

Der Auftritt des Angroscho war für den Pfiffenstock mehr als interessant. Dieser wollte also den Inhalt dieser vertraulichen Unterhaltung zwischen Vasallen der Kaiserin einer auswärtigen Macht - dem zwergischen Hochkönig - antragen. Und das auch noch vollkommen unverhohlen. Das kam Hochverrat gleich. Es gab offizielle Stellen, die sich für diese Information brennend interessieren würden. Mit staubtrockenen Unterton kommentierte Astaran den Abgang des Zwerges mit: ”Dachte unser kleiner Freund tatsächlich, dies seien Verhandlungen? Die Kaiserin verhandelt nicht, sie befiehlt.”