Benutzer:Wertlingen/Briefspiel

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Wissensdurst

Bücherwissen

Rhys ap Rhiapp stapfte munter die Landstraße entlang, mit sich und ganz Dere hochzufrieden. Nicht im Traum wäre ihm eingefallen, dass seine gestrenge Herrin, Baronin Gunilde von Dergelstein zu Dergelstein ihm tatsächlich einmal zu Studienzwecken Urlaub geben würde. Gut, seit sie und ein paar weitere Edle der Mark unter anderem über einen uralten Folianten mit Sagen und Legenden der Mark gestolpert waren, hatte man ausgemacht, mehr über die dort erwähnten Landmarken zu erfahren. Aber dass dies bedeuten könnte, dass er selbst es sei, der in dieser Angelegenheit durch die Mark ziehen würde, davon hätte er nicht zu träumen gewagt. Vielleicht hatte die ganze Sache auch mit dem Vorschlag der Markgräfin zu tun, ihrerseits der Baronin einen Gelehrten zur Verfügung zu stellen, der die Mytrhen dieses Landstriches untersuchen sollte... auf alle Fälle war er nun unterwegs, begleitet lediglich durch ein Maultier, und vor sich die einladenden Mauern Hesindelburgs. Wie dem auch sei. Während der Geweihte das Tor des Landstädtchens passierte und den im Schatten lehnenden Bewaffneten einen Gruß zusandte, pries er Hesinde und steuerte den Marktplatz an.

Kurz hob Rhys den Blick zu den überkragenden Fachwerkgeschossen der Handelshäuser, die den Platz umschlossen und sich anschickten, die bereits tief stehende Praiosscheibe auszuschließen, dann lenkte er sein Grautier hinüber zu der schlichten aber nichts destotrotz beeindruckenden Fassade des kleinen Hesindetempels des Ortes.

Man hatte die gesamte Vorderseite des Hauses mit hölzernen Schindeln bedeckt, die, einem Schuppenkleid nicht unähnlich, so kunstvoll versetzt waren, dass sie wirkten, als habe sich eine riesige Schlange rund um den Tempel geschlungen. Einzelne Schindeln waren vergoldet worden und bildeten ein Zick-Zack-Muster, welches über die Rückenpartie der Schlange zu laufen schien. Ebenfalls in Schindeln hatte man vom Giebel des Hauses herab den Schlangenkopf nachgebildet, aus dem gerötete Schindeln herausragten und die gespaltene Zunge formten. Bei den Augen des Reptils handelte es sich augenscheinlich um kleine, grüne Butzenglasfenster, von denen der reisende Geweihte annahm, dass sie bei beginnender Dunkelheit sicherlich von innen erleuchtet würden.

Fast zaghaft klopfte Rhys an der, ebenfalls mit Holzschindeln bedeckten, zweiflügligen Tür, neben welcher ein kleines kupfernes Schild hing, welches auf den Namen des Tempels: Nomenklaturia Rohali verwies. Rhys hob eine Augenbraue. Zwar übersetzte man den Namen leichthin mit 'Vom Worte des Heiligen Rohal', streng genommen aber musste es 'die Benennungen des Rohal heißen', ein wirklich schönes Beispiel dafür, dass der Name eines Dings Macht hatte und die Kenntnis eines solchen Namens auch bedeuten konnte, sich das Benamte zu unterwerfen. Und ein Beispiel dafür, dass die Feinheiten der Sprache an das einfache Volk verschwendet waren.

Knirschend öffnete sich einer der Flügel und ein hoch gewachsener Mann trat hervor. Kurz musste sich Rhys zusammenreißen, um nicht zurückzuweichen. Der Neuankömmling sah aus wie die weniger schmeichelhaften Skulpturen, die man auf den Boronäckern all überall sah. Der Kutte nach handelte es sich um den Tempelvorsteher, einen gewissen Refardeon Scafel, doch dem Aussehen nach hätte diesem auch die Boronkutte gut zu Gesicht gestanden.

"Ihr wünscht?" Die Stimme des Mannes war so tief wie er hochgewachsen war. "Verzeiht, Rhys ap Rhiapp mein Name, ich bin hier im Rahmen einer Recherche." Rhys nickte seinem Glaubensbruder zu: "Ich beschäftige mich mit den Sagen und Legenden der Mark und habe gehört, hier bewahre man einige der wirklich alten Folianten zu diesem Thema auf.

Sein Gegenüber blühte bei diesen Worten sichtlich auf. Die schlaffen Wangen röteten sich, die Augen begannen zu blitzen und die Haltung des Geweihten veränderte sich merklich. Mit stolzgeschwellter Brust sah Refardeon sein Gegenüber an: "Da seid Ihr aber tatsächlich genau an der richtigen Stelle, mein Bruder. Nirgendwo werdet ihr schönere und wertvollere Folianten zu diesem Thema finden, denn in der hiesigen Bibliothek, einer Schenkung der Frau Baronin. Lasst euer Gepäck und euer Tier ruhig hier draußen stehen. Ich werde einen der Akoluthen bitten, es in den Stall zu bringen und Euch eine Kammer fertigzumachen. Inzwischen folgt mir und wir werden zusammen eintauchen in die Welt der Sagen und Legenden aus den Zeiten von Greifenmark und Saljeth."

Und während im Inneren die zwei Gelehrten hinaufstiegen in die von der Abendsonne golden illuminiereten Bibliotheksräume, schallten draußen das heisere Geschreih eines Esels und die unterdrückten Flüche eines Akoluthen über den Platz... wobei letztere zumindest in Bosporano erklangen.

Bildungskanon

  • Zum Meister der Mark kommt ein reisiger Nandusgeweihter und erbittet vom Meister der Mark einen Schutz- und Geleitbrief, der ihm die Tempel der Hesindekirche ebenso öffnen soll wie die Haushaltungen der Adligen. Bredogar verweist allerdings darauf, dass er hier keinerlei Handhabe habe und wenn überhaupt, eher der Illuminatus der Mark entsprechende Befugnisse habe, zumindest was die Tempel angehe.

Bredogar Eustachius von Parsenburg sah von seinem Schreibtisch auf, an dem er während der letzten zehn Minuten ungeachtet seines Besuchers verschiedene Schriftstücke gelesen und ein paar Briefe geschrieben hatte. Sein Besucher hatte sichtlich Probleme gehabt, die lange Wartezeit ruhig zu überbrücken. Immer wieder war er aufgesprungen und zum Fenster gestratzt, um gleich darauf in seinen Umhang zu greifen und ein kleines Kästchen aus Schildpaat zu ziehen, welches aber unter dem geraunten "Hier wird nicht geraucht" seines Gegenübers wieder in den Tiefen des Umhanges verschwand. Anschließend hatte er in ein kleines Büchlein gesehen, dieses sofort wieder weggesteckt und von dem, auf einem Seitentischchen stehenden Wein genippt, nur um erneut aufzuspringen und zum Fenster zu eilen. Und bei all dem hatte es den Anschein gehabt, als würde sich der Meister der Mark nur noch tiefer in seine Angelegenheiten vergraben.

"Eine stattliche Agenda, wenn Sie mich fragen." Der Meister der Mark wies mit dem Kinn kurz zu einer Sammlung Empfehlungsschreiben, die der Besucher ihm bereits vor einigen Tagen mit der Bitte um eine Audienz zugesandt hatte. Der gutaussehende weißblonde Hühne vor ihm nickte bestätigend und richtete die verwässert blauen Augen auf den kleinen Dicken mit der Halbglatze. "Und was genau, kann ich für Sie und die Ihren tun, Werter Herr Thamos Bragaleon von Idajon?" "Euer Gnaden." Die Stimme gegenüber war weich wie ein Daunenkissen. Bredogar musste sich zurückhalten, dass nicht seine Wachsamkeit, wenn nicht mehr, stante pede einschlief. "Da liegt ein Irrtum vor. Euer Exzellenz, der Herr. Mein Amt ist politischer, nicht theologischer Natur." "Ich meinte mich selbst, Euer Exzellenz." Ein deutliches 'In-den-Blick-Nehmen' der Korrespondenz folgte, dann sah der Meister der Mark erstmals auf und seinem Besucher direkt über die dicken Augengläser hinweg ins Gesicht: "Oh, verzeiht, Euer Gnaden. Auf Eurer Karte steht lediglich 'Gelehrter' zu lesen. Ich war mir nicht bewusst, dass ihr von einem der Tempel hierher gesandt seid." "Ich...", der Geweihte wollte augenscheinlich zu einer Erwiderung ansetzen, entschied sich aber dagegen. "Vielleicht sollten wir dieses Geplänklel anseit stellen und stattdessen auf den eigentlichen Grund meines Kommens kommen." Ein leichtes Schmunzeln ob des eigenen Wortspieles kräuselte die Lippen des gutaussehenden Geweihten, während seine Hände wie von selbst in die Umhangtasche flogen, das Schildpattkästchen hervorzogen und sofort wieder verschwinden ließen, ein kompliziert anzusehender Tanz, welcher allerdings ohne anerkennendes Publikum selbst aus den eigenen Reihen blieb. Bredogar nickte, dann sortierte er ein wenig umständlich die vor ihm liegenden Papiere um und zog ein halb beschriebenes Bütten hervor, in das er sich augenblicklich zu vertiefen schien. "Sie brauchen es jetzt nicht zu lesen. Ich kann es auch mündlich vortragen. Das geht schneller." Der Meister der Mark lehnte sich, das plötzlich uninteressant gewordene Schriftstück immer noch in der einen Hand, zurück und blickte dem unruhigen Mann in die Augen. "Ich bitte im Namen der Kirche des Nandus darum, dass mir die Mark in Eurer Hand die Freiheit gibt, die Haushaltungen wie auch die Tempel der Mark zu besuchen und das Wissen und die Erleuchtung überall hinzutragen." "Nun, wenn es weiter nichts ist..." Der Besucher nickte erfreut und beugte sich auf dem ohnehin durch das beständige Auf und Ab schon genug malträtierten Sessel nach vorne. "... dann werde ich Euch wohl nicht helfen können." Der Nandusgeweihte riss erstaunt die Augen auf. "Aber..." "Wie Ihr bereits aufmerksam vernommen habt, erstrecken sich meine Befugnisse mitnichten auf das theologische Gebiet. Somit sind mir bezüglich der Erlaubnis, euch Besuchsfreiheit in den Tempeln zu gewähren - oder, wie Ihr in Eurer Anfrage formuliert habt: 'die Möglichkeit, auch im Namen der Greifin die Tempel zu öffnen und zu inspizieren' - von Seiten der Geistlichkeit Schranken gesetzt. Ein Aspekt, den eure weltoffene Kirche mit ihrer Ausrichtung auch auf das freie politische Wort, weahrscheinlich lediglich nicht im Blicke hatte." Den kurzfristig einsetzenden Widerstand überhörte der Meister der Mark, der sich bereits wieder in den Brief vertiefte, während er weiter ausführte: "Schutz- und Geleitrechte wie hier erbeten, werdet Ihr wohl nicht benötigen. Die Edlen dieser Region sind offene, gottesfürchtige Menschen, die einem Geweihten, so er offen als solcher auftritt, immer Tür und Tor öffnen und Gastung gewähren. Und der einfach Bürger ist viel zu gutgläubig.., als dass er nicht einen Geweihten der Götter sehr hoch achten würde. Wiewohl, ich werde Euch zwei Gewappnete mitgeben, die sich um Euren Schutz sorgen werden." Das kurze Zögern inmitten des Satzes war durch eine kurze Notiz auf einen Zettel überspielt worden, dem ein Zug an der Klingelkette folgte. Der eintretende Sekretarius des Meisters der Mark nahm das Schriftstück an sich und verschwand ohne ein Wort. "Die beiden Gardisten sollten Euch die Reputation verleihen, die Ihrt erbeten habt, selbst wenn sie natürlich kein schriftliches Dokument darstellen." "Ich..." "Euer Gnaden brauchen sich nicht bei mir zu bedanken. Ich versuche nur hilfreich zu sein. Nichtsdestotrotz ersuche ich Euch, den angedachten Wunsch, die Tempel und Klöster der Mark zu besuchen, an Seine Ehrwürden von Dergelstein, den Illuminatus der Mark zu richten. Dies müsste in seine Zuständigkeit fallen." Der Meister der Mark erhob sich hinter seinem Schreibtisch, schob die Empfehlungsschreiben seines Besuchers zusammen und reichte sie diesem in die ausgestreckte Hand. "Und dann wünsche ich Euch, Euer Gnaden, natürlich viel Erfolg bei Eurer Bildungsmission in unserer lieblichen Mark."

Bücherwürmer

  • Anschließend wandert er weiter zum Kloster Rabenhorst, um mit dem dortigen Bibliothekarius Menachion Gluckenhag zu sprechen und das in der Bibliothek befindliche Exemplar des Der Schattenschnitzer - Legenden aus der Mark einzusehen. Im Gespräch stellt sich heraus, dass kurz zuvor ein Nandusgeweihter die Bibliothek besucht und gezielt nach der hier befindlichen steinernen Säule gefragt hat.

Die Sicht war großartig. Rhys ap Rhiapp blickte über die weite Landschaft hinweg, die sich unterhalb des Klosters Rabenhorst ausbreitete wie ein aufwändig geknüpfter Teppich. Hier oben, direkt unterhalb des hoch aufragenden Nebelsteins, schmiegte sich das Kloster an der Bergflanke an und schaute weit über das Hesindelburger Land hinaus. An schönen Tagen meinte man gar das Schimmern Gareths weit in der Ferne zu erahnen. Nur mühsam riss sich der schmächtige Mann von dem Anblick los und betrat über den ausgefahrenen Karrenweg die eigentliche Burganlage, an den hoch aufragenden Torflügeln vorbei.

Nachdem er sich bei dem hageren Torwächter ausgewiesen und die ihm aufgetragenen Grüße an den Abt des Klosters, Rabanus Falk von Krähenklamm, ausgerichtet hatte, ging es in der über der gesamten Burg lastenden Stille am Kräuterbeet vorbei in die Schreibstube und von dort vom leisen Knarzen der Schreibfedern gegrüßt, hinunter auf der gewundenen Stiege, die herab in die Klosterbibliothek führte. Beeindruckt blieb der Secretarius der Baronin von Dergelstein stehen, als sich ihm der unterirdische Raum auftat. Direkt vor ihm inmitten des Blickfeldes ragte eine über und über mit Reliefs ausgestaltete Säule zum Kreuzgewälbe herauf. Miniaturisierte Gestalten schienen mit altertümlichen Waffen aufeinander einzuhacken, wobei die Steinränder bereits derartig abgenutzt waren, dass man an den meisten Stellen nur erahnen konnte, um was es sich tatsächlich handeln mochte. Als man das Kloster Rabenhorst an dieser Stelle errichtet hatte, hatten die zuständigen Bauleute die Ruinen eines uralten Tempels unter wildestem Gestrüpp gefunden und nachdem alle Betzeiligten darin überein gekommen waren, dass es sich hierbei zwar um einen historischen, nichtsdestotrotz wohl dem Zwölfgötterpantheon zuzuordnenden Tempel handeln müsste, hatte man die noch vorhandenen Steine und Mauerreste im neuen Gebäude verbaut. Das beeindruckenste Relikt eben jenes Tempels war diese Säule gewesen, wohl ein Teil der uralten Krypta des vorherigen Tempels und so schwer, dass man sie beim besten Willen nicht hatte bewegen können. So hatte man hier an dieser Stelle die vorhandenen Mauern genutzt und ein Archiv geschaffen, um das der Sekretarius die hiesigen Mönche glühend beneidete. Anerkennend hob er den Blick auf die Abschlusssteine in den hoch gewölbten Rippen der Deckenkonstruktion, dann besah er sich die steinernen Einfassungen, welche - wie auch immer ihr vorheriger Zweck gewesen sein mochte - nun die uralten Pergamentrollen und Folianten beherbergten, die man aus verschiedenen Richtungen an diesem Ort zusammengeführt hatte.

Erst nach einer geraumen Weile fiel sein Blick auf ein zusammengefaltet dasitzendes Männlein in der Kutte eines Ordensbruders der Etilianer, welches einen merkwürdigen Stab über die Seite eines überaus dicken Quartbandes bewegte. Der Stab bestand zur Gänze aus durchsichtigem Material, höchstwahrscheinlich Bergkristall, und war wie ein Prisma geformt. Nur kurz überlegte der Hesindegeweihte, ob er den Gelehrten stören sollte, indes hielt er es für eine Sache der Höflichkeit, den Vertieften auf sich aufmerksam zu machen. So trat er näher an das Stehpult heran, über das sich das Männlein gebeugt hatte. Angemessen leise räusperte sich Rhys, dann redete er den Mann unwillkührlich flüsternd an: "Verzeihung, Euer Gnaden, ich möchte Euch nicht stören, aber..." Die Gestalt hob den Kopf und blickte Rhys aus Augen an, deren linke Iris seltsam grau schimmerte, als wabere ein Nebel hinter der Pupille. Ein flüchtiger Blick hin zum Buch zeigte dem Sekretarius, dass der Bewrgkristall augenscheinlich dem Zwecke der Vergrößerung diente. "Genau dies macht ihr gerade." Die Stimme des Alten war wie das Krächzen einer Nebelkrähe, heiser und brückig. "Nun," versuchte es der Geweihte ein weiteres Mal, "mein Name ist Rhys ap Rhiapp und ich bin auf der Suche nach einem ganz bestimmten Buch, welches ich unendlich gerne einsehen würde, interessiert mich doch sehr, wie sich die dort verzeichneten Geschichten von denen in einer Schrift unterscheiden, welche ich unter geheimnisvollen Umständen vor gar nicht allzulanger Zeit erhielt." Auf dem Gesicht des Bibliothekars breitete sich die typische Neugier des Wissenschaftlers aus, während zugleich ein nachdenklicher Ausdruck die Stirn umschattete. "Und es handelt sich um das in dieser Bibliothek befindliche Exemplar des Schattenschnitzers wage ich zu behaupten." Rhys blieb die Spucke weg. "Woher wisst ihr...?" Sein Gegenüber lächelte ein wenig, dann wandte er sich um und trat zu einem der steinernen Bücherregale, um aus diesem einen in altersdunkles Leder geschlagenen Quartband zu entnehmen. "Den letzten Besucher empfing ich hier unten vor nicht einmal acht Tagen. Ein Nandusgeweihter hatte sich, wie es schien, in den Finsterkamm verirrt und war so auf unser Kloster gestoßen. Interessiert an allem, was mit Bildung zu tun hat, wie es ihre Art ist, fackelte er nicht lange und ersuchte um eine Besichtigung von Schreibstube und Archiv. Und hier angekommen wollte er gar nicht mehr gehen, angesichts der alten Schriften und vor allem angesichts der Säule, welche es ihm augenscheinlich ganz besonders angetan hatte. Er erbat sich, Pauszeichnungen anfertigen zu dürfen und die Geschichte der Säule zu erfahren. Ich verwies ihn auf genau jenes Buch, nach dem Ihr mich gerade gefragt habt, Euer Gnaden." "Ein Zufall." "Die Zeit hat mich gelehrt, dass es keine Zufälle gibt. Wie dem auch sei. Ich gewann den Eindruck, er fand nicht das, was er suchte." Aud den fragenden Blick Rhys hin huschte ein weiteres Mal ein kleines Lächeln über das Gesicht des Mannes, dann fuhr er fort: "Er blätterte das Buch erst langsam, dann immer schneller durch, ohne sich Notizen zu machen. Und letztlich dauerte sein Besuch nicht viel länger. Kurz fragte er noch, ob ich weitere Erkenntnisse bezüglich der Säule habe, was ich allerdings verneinen musste, dann verließ er augenscheinlich ein wenig frustriert Archiv und Kloster in der Richtung, aus der er gekommen war." Rhys hatte mit wachsender Verwirrung zugehört. Schließlich brach es aus ihm heraus: "Woher wissen Sie, dass er in der selben Richtung verschwand? Sie sind ihm doch sicherlich nicht gefolgt." Dass er sich vor allem nicht vorstellen konnte, dass dieser Mann in der Lage gewesen wäre, dem Verschwindenden mit dem Blick zu folgen, behielt er für sich. Sein Gegenüber sah ihn schmunzelnd an: "Euer Gnaden, meint Ihr wirklich, nur weil dies ein Kloster des schweigenden Herren ist, würden sich hier Ereignisse nicht weitertragen und Geheimnisse bewahren lassen? Wir leben hier weit ab von aller Zerstreuung der großen Städte, da ist man dankbar für alles, was geschieht. Eure Ankunft, zum Beispiel, war den Brüdern in den Türmen bereits bekannt, bevor Ihr überhaupt den Bergpfad verlassen hattet. Und da Ihr seid, was ihr zeigt," der Blick des Etilianers glitt beredt über Rhyss Robe, "war ebenso klar, dass es nur eine Frage von Herzschlägen sein würde, bis Ihr Eure Schritte hier hinab lenken würdet." Rhys nickte verstehend. Auch wenn Dergelstein mitnichten ein so einsamer Ort wie dieser war, war der Weg der Informationsverbreitung hier wie dort gleich. "Und was steht in diesem Folianten über die Säule?", wollte er wissen. "Da müsst Ihr selber lesen. Ich für meinen Teil habe zu tun." Und mit dieser endgültigen Feststellung trat der Bibliothekar wieder zurück hinter sein Stehtpult und ließ Rhys mit dem alten Folianten und einem gerüttelten Maß an Neugier zurück.

Bildungsbürgertum

  • Nandusgeweihter trifft auf Nasar, den Hauptmann der Bannstrahler und versucht diesen, als ebenfalls einem Halbgott verbunden, auf, ihm zu helfen. Er verweist zudem auf dessen augenscheinliche Rivalität zu Illuminatus der Mark und erbittet Unterstützung. Diese wird nicht gewährt. Als sich Idajon umwendet, um Nasar zu verlassen, erhält dieser eine Vision...

Der Wagen ratterte schlingernd auf dem Kopfsteinpflaster vorbei, während der Knabe schwitzend sein Schwert über den Kopf schwang, die Zähne zusammengebissen und einen Ausdruck auf dem Gesicht, als plane er, sein Gegenüber ungerammt in den Boden zu spitzen. Den aufeinander gepressten Lippen entfuhr ein Grunzlaut, während er nach vorne stürzte und die Waffe mit martialischer Gewalt herabsausen ließ... zumindest mit der martialischen Gewalt, zu der ein schmächtiger Dreizehnjähriger fähig war, was letztlich zumindest einen Anfang darstellte. Das Metall prallte hart auf, wurde aber kontrolliert abgelenkt und wischte seitlich nach unten, während die gegnerische Waffe einen Bogen beschrieb und mit voller Wucht gegen die Schulter des Jungen prallte... gut, so viel Wucht, wie ein voll ausgebildeter und meisterlicher Kämpfer zuließ, um seinen Schüler nicht zu verletzen aber mit einem äußerst schmerzhaften blauen Fleck darauf hinzuweisen, dass er in Zukunft würde vorsichtiger sein müssen.

Trotzdem traf der Schlag weit schmerzhafter, als er gemeint war. Vielleicht eben weil der Junge wusste, dass sein Lehrmeister nicht alle verfügbare Kraft und Schnelligkeit eingesetzt hatte, um ihn zu schonen. Oder aber weil sein Lehrmeister noch nicht einmal erhitzt war. Oder weil er mit einem einfachen Stab aus Steineichenholz kämpfte, der lediglich an den Enden mit einer metallenen Ummantelung versehen war, um ihn auszubalancieren und ihm mehr Schwung zu verschaffen. Oder auch nur deshalb, weil sein Lehrmeister blind war und ihn trotzdem wie ein Welpen zusammenprügelte.

Nasar, Hauptmann der Bannstrahler und 'Beschirmer der Ordnung Greifenlande zu Greifenfurt' verharrte locker mit gebeugten Knien, den Stab ausbalanciert vor sich in der Luft, die nutzlosen Augen geschlossen, alle Sinne bis zum Äußersten angespannt. Sein Knappe seufzte und hob erneut das Schwert, ließ es aber wieder sinken, als er den Gesichtsausdruck seines Meisters wahrnahm. Dieser hatte den Kopf ein wenig auf die Seite gelegt und es schien fast, als wittere er. Hjalmar stand lange genug in den Diensten Nasars, um die Zeichen zu deuten. Flink sah er sich auf dem Übungshof vor dem Greifenfurter Bannstrahlerturm nach allen Seiten um, während er aus dem Augenwinkel wahrnahm, wie sein Meister den Stab sachte auf den Boden stellte, als diene er lediglich dazu, einem Blinden Krücke und Auge zu sein. Einmal hatte er Nasar deshalb zur Rede stellen wollen, immerhin konnte man dieses Verhalten ja durchaus als Täuschung auffassen, doch der hagere Mann hatte nur in sich hinein gelächelt und einen dieser kryptischen Sprüche vorgebracht, die sein Knappe, Lehrling und Schüler mehr zu fürchten gelernt hatte als alles andere. Denn meistens hatten die Rätselworte keine offensichtliche Lösung, blieben aber trotzdem oder gerade deshalb wie bestes Pechackerner Pech im Gedächtnis kleben und beschäftigten einen, bis man es vermeindlich geknackt hatte, nur um auf Nachfrage in einer Richtung erweitert zu werden, an die man noch überhaupt nicht gedacht hatte.

Hjalmar hatte sich sein Leben als Knappe wahrlich anders vorgestellt. Und auch seinen Lehrmeister hätte er sicherlich nicht ausgesucht. Und doch war da etwas an diesem asketischen Mann mit der spiegelnden Glatze und den milchweißen Augen, das ihn genauso fesselte wie die Rätselsprüche oder die Frage, warum dieser Blinde trotz allem in der Lage war, jede seiner Bewegungen vorauszuahnen ehe er selbst sich überhaupt ihrer bewusst war.

Bücherverbrennung

Als Rhys ap Rhiapp im Kloster des Praios und der Peraine in Hexenhain vorbeischaut, muss er feststellen, dass einige der dortigen Folianten verschwunden sind. Der dortige Scriptor Dappert Altgruber ist selbst überrascht, war ihm dies doch noch nicht aufgefallen. Allerdings gab es zwei Tage zuvor ein kleines Feuer in einem Schuppen am anderen Ende des Klosters, als eine größere Pilgergruppe im Hause weilte. Damals ist die ganze Gemeinschaft mit Löscharbeiten beschäftigt gewesen und auch Dappert ist schnell aus der kleinen Bibliothek gerannt, um zu helfen.

Bildungsmisere

Meister der Mark erfährt, dass irgendwer in der Stadt Reichsweg ins Stadthaus eingebrochen ist und ein dort befindliches, uraltes steinernes Stadtsiegel gestohlen hat.

Bücherschatz

Madalieb von Kieselholm, die gerade in Boronshof oder in Dergelstein weilt und alte Inschriften transkribiert, wird bei der Arbeit von hinten zusammengeschlagen. Als sie wieder zu sich kommt, fehlen Artefakte...

Bildungshunger

In einem Gespräch in der Sakristei des Greifenfurter Praiostempels erfährt Meister der Mark vom Illuminatus der Mark, dass der von ihm vorbeigeschickte Nandusgeweihte mitnichten vorbeigekommen ist. Eine entsprechende Nachforschung ergibt, dass dieser Greifenfurt mit unbekanntem Ziel durch das Greifentor verlassen hat.