Geschichten:Seelensuche – Heimsuchungen aus der Vergangenheit

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Hochnjerburg, Sitz des königlichen Hofes zu Neerbusch, Königlich Neerbusch, Praios 1040 BF:

Edorian ging unruhig im Zimmer auf und ab. Er war sichtlich aufgewühlt. Auch die anderen Anwesenden machten ernste Mienen.

„Wie lange dauert das denn noch. Wir warten hier schon eine halbe Ewigkeit und sein Zustand hat sich nicht verbessert.“ Caradan von Greifstein war der erste der die Stille durchbrach.

„Ungeduld führt Eure Zunge Greifstein“ stellte Edorian fest, „Leomar ist bei meiner Mutter und Iserion in guten Händen.“

„Wie lange ist er in diesem Zustand schon? Seit den Namenlosen Tagen. Das muss doch mal ein Ende haben.“ Caradan schlug die Hände über seinen Kopf zusammen.

„Es muss mit dem Schwert zusammenhängen … diese Stimmen die er hört, die Erscheinungen von denen er unaufhörlich brabbelt.“ Bernhelm schaute auffordernd zu Edorian herüber. „Er hat uns nie berichtet was wirklich im Finsterkamm passiert ist.“

„Ich kann dazu auch nichts sagen“, antwortete Edorian nur knapp, „aber wie ich Meister Salpion verstanden habe, stehen die Sterne in einer besonderen Konstellation. Es könnte also auch damit zu tun haben.“

Edorian war klar, dass Leomars sogenannte Boltanfreunde ihm dieses Ablenkungsmanöver nicht abnehmen würden, aber er wollte und konnte nicht über die Ereignisse im Finsterkamm sprechen. Er verstand sie selbst noch nicht. Fakt war, Leomar hatte sich seit dem verändert. Er hatte sich früher nie für die Geschichte des Landes interessiert, oder die alten Gesetze. Die alten Legenden des Njertals beispielsweise, oder die mysteriösen Steinstelen und Inschriften an einigen Steinquadern waren für Leomar nur irgendein Tamtam aus der Vergangenheit gewesen. Was hatte Edorian die letzten Götterläufe dafür gekämpft dem Heiligen des Tals einen Tempel zu stiften – als Dank für die Befreiung des Njertals – aber nein, erst mal hatte die olle Trenck ihr Badehaus bekommen. Für Leomar war nur die äußere Repräsentation wichtig gewesen. Nun aber, seit er das Schwert Seelensäufer trug und im Finsterkamm eine Art Bund mit dem Schwert eingegangen war, zeigte Leomar verstärkt Interesse an der Vergangenheit des Landes und seinen alten Gesetzen. Unerbittlich vollzog er nun die alten Strafen für Wilderei, Jagdfrevel und Holzschlag, die nun wie zu früheren Zeiten mit dem Blut der Verbrecher abgegolten wurden. Allesamt von ihm selber ausgeführt. Hart, aber gerecht wie Edorian empfand, der dem Kronvogt in seiner Eigenschaft als Jagd- und Forstmeister die Frevler überstellte.

Sicherlich, Leomar war immer noch den Freuden des Leben sehr zu getan. Das Leben am königlichen Hofe spielte sich weiterhin hauptsächlich in der königlichen Therme ab. Auch überließ er weiterhin der Kastellanin das verwalterische Kleinklein. Doch umgab dem Kronvogt nun eine gewisse Aura der Ernsthaftigkeit und Tatkraft wenn es um die Belange des Landes ging - und das war neu. Meister Salpion würde sagen, dass Leomar dabei war sich zu einem gerechten Herrscher zu entwickeln. Mit lodernden Zorn in den Augen, hart, unerbittlich, aber gerecht und niemals willkürlich. Doch der Grad auf dem der Kronvogt wandelte war schmal und sein Wesen eher sprunghaft. Seit den namenlosen Tagen nahm Dunkelheit von Leomar Besitz. Die Stimmen die er vernahm und die Erscheinungen die ihn heimsuchten zerrten an einem Geist. Würde er dieser großen Aufgabe gewachsen sein? Würde das Schwert ihn den rechten Weg zeigen, oder würde er daran vergehen?

Ein Klopfen riss Edorian aus seinen Gedanken. Es war Iserion, der von den Anwesenden erwartungsvoll angestarrt wurde. „Es ist soweit, der Kronvogt erwartet Euch.“

„Na dann auf die Kammer des Schreck … äh Kronvogtes.“ Algerte wirkte sichtlich erleichtert und sie war auch wieder zu Scherzen aufgelegt. Ihr lag viel an ihrem alten Freund aus garether Tagen.

„Aber nein“, winkte Iserion ab, „nicht in seiner Schlafkammer, er empfängt Euch im Thronsaal.“

Verwundet schauten sich die Herrschaften an. Was hatte das zu bedeuten?