Geschichten:Ringen um Recht und Freiheit 16

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Gorbon hatte den halben Tag damit zugebracht seinen Hofstaat zu tyrannisieren. Keiner konnte es ihm recht machen. Wurden seine Befehle nicht ordnungsgemäß befolgt oder jemand wagte es ihn mit Nebensächlichkeiten zu belästigen, wünschte ihn der ungehaltene Baron in Borons Umarmung oder zuweilen sogar seinen Hals in weniger göttergefällige Hände.

Langsam jedoch wich die Wut des Zwerges der Hoffnungslosigkeit. Er zog sich geschwächt und gebeugt in die Bibliothek zurück, die tief unter der schwarzen Feste lag. Doch auch das Studium der alten Schriften barg keine Hoffnung. Würde der Graf ihn der Steuerhinterziehung oder des Reichsverrates anklagen, würde auch der Bergkönig die Zuständigkeit ablehnen und er wäre den Bürokraten hilflos ausgeliefert - dieser Fremmelsfelder würde schon dafür sorgen.

"Väterchen Angrosch, Herr des Erzes und des Feuers, was hast du mit deinem treuen Diener vor? Welche Bürde wirst du mir noch auferlegen um meinen Glauben auf die Probe zu stellen?"
Das Feuer des Kamins wurde von einem Luftsog zum flackern gebracht und schien dem Baron darauf schwächer als zuvor. "Ist es dein Wille, dass meine Lebensflamme erlischt?" Gorbon glaubte das Beben der Felswände um ihn herum zu vernehmen. Kaum erkennbar wankte eine an der Decke befestigte Öllampe wie zur Bestätigung seiner Eingebung. "Ich bin zu schwach um deinen Prüfungen weiter stand zu halten." Erschöpft sank er in seinen Lesestuhl.


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Gorbon fand sich am Grund eines gewaltigen Kraters wieder. Heiße Lava umfloss den Felsen auf dem er stand. In seiner Rechten einen Hammer, zu seinem Füßen einen Amboss - welch angroschgefällige Arbeit. Sein mächtiger Arm schleuderte den Hammer auf den Stahlblock. Der Klang des Metalles vibrierte in seinem ganzen Körper. Andachtsvoll blickte er in die Tiefe. Die fließende Glut verschwamm vor seinen Augen, bis er plötzlich eines roten Edelsteines gewahr wurde. Mit seiner Ehernen Linken griff er danach. Heiße Dämpfe stiegen auf als er mit seiner Prothese das wertvolle Stück barg. Es entpuppte sich als ein in Gold gefasstes Amulett mit einem kirschgroßen Rubin in seiner Mitte. Vielerlei Runen zierten das Edelmetall. Flammen und Hämmer säumten den Rand.
Als sich Gorbon anschickte, dass Amulett anzulegen, vernahm er eine donnernde Stimme.

"Feuer wird dir den Weg weisen. Erz wird dir die Kraft geben. Doch nur dein Wille wird dich bestehen lassen."


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Gorbon riss die Augen auf. Ein brennender Schmerz durchzuckte seine linke Schulter. Erschrocken blickte er auf eine Axt, die den Blick auf seinen linken Arm verwehrte. Kein Blut - er konnte es nicht riechen, den warmen Fluss auf seinem Körper nicht spüren. Verunsichert blickte er auf. "So wachst du also über mein Erbe? Man hätte dich nie zur Feuertaufe zulassen sollen - jammerst wie ein Kind." Gorbon blickte verwirrt in die Augen eines ergrauten Zwerges. Sein Fuß stemmte sich gegen seine Brust, als der Alte versuchte seine Axt aus Gorbons Schulter zu ziehen. Ein kurzer Schmerz beendete die Qualen des Barons. Zu seinem Erstaunen konnte er jedoch keine klaffende Wunde erkennen. Vorsichtig bewegte er seinen Arm. Ein Gefühl von Taubheit - noch fiel es schwer ihn zu bewegen.

"Kümmerst dich mehr um die Belange deiner selbst, als um die Früchte die ich dir hinterlassen habe." Zerstreut blickte der Baron seinen Gegner an. Bei jeder Bewegung schien der Körper des Zwerges zu verschwimmen. Erst jetzt beobachtete Gorbon, dass sein Angreifer die Sicht auf die hinter ihm stehenden Regale nicht vollständig verbarg. Ein Geist? Gorbon erschrak als er dem Alten wiederum ins Gesicht blickte.

"Väterchen Garosch? Großväterchen?"

"Dein Vater hätte dich besser erziehen sollen. Nun, das hätte ich ihm wohl beibringen sollen, was?" Ein gewitztes Lächeln durchzog den weißgrauen Bart des Alten.

"Bei Praios, Boron und den anderen Zehn! Euer Geist ..." Gorbon blickte entsetzt den Alten an.

Grimmig blickte der Alte drein. "Angrosch allein ist es zu verdanken, dass ich meine Pflichten hier wieder aufnehmen muss, wie ich es ihm einst geschworen. Du scheinst dazu ja nicht in der Lage."

"Was meint ihr, Großväterchen?"

"Unseren heiligen Schwur den Zagrosch mit unserem Blute und dem Blut unserer Kinder zu verteidigen. Mit deinem Blute endet die Linie derer von Zagbar. Es wird keinen mehr geben, der unserer Verpflichtung nachkommen wird. Doch hadere nicht! Auch wenn dein Blut verflossen ist, wirst du an meiner Seite deiner Aufgabe nachkommen."

"Ein Geist? Ich werde ein Geist? Angroschs Hallen bleiben mir verschlossen?", verstört blickte Gorbon in die Flamme des Kamins. Tränen flossen über seine Wangen und verschwanden in seinem Bart.

"Du haderst mit deinem Leben, so komme deinen Pflichten im Tode nach!" zornig blickte ihn der Alte an.

"Vergebt mir Großväterchen! Ich bitte euch, habt Erbarmen. Ich werde alles tun um mit meinem Blute den Zagrosch zu beschützen, wenn nur meine Lebensflamme im Schlund des Ehrwürdigen weiterlodern darf."

"Vergeben? Ich dir? Noch ist nichts geschehen, was zu vergeben wäre. Noch besteht Hoffnung für dich und deinen Seelenfrieden, doch zweifle ich, das du bereit bist für die Prüfungen, die Angrosch dir noch auferlegen wird." Der Alte schickte sich an einen brennenden Holzscheit aus dem Kamin zu nehmen und fuchtelte drohend damit vor Gorbons Gesicht.
"Statt dich mit den Menschen zu beschäftigen, solltest du lieber unsere Brüder und Schwestern einen und schützen, was im Zagrosch verwahrt liegt."
Schlagartig attackierte der Alte und stieß den brennenden Scheit in die linke Schulter des Barons.

Reflexartig wich Gorbon der brennenden Waffe aus.
"Du fürchtest das Feuer? Für war, was für ein feiger Zwerg!" spottete der Alte.

Zum zweiten Mal setzte er zum Angriff an. Diesmal war Gorbon jedoch entschlossen sich dem Spot und Misstrauen seines Großvaters entgegen zu setzen.
Mit mächtigem Hieb seiner ehernen Linken fegte er den Holzscheit hinweg und schleuderte ihn durch den Raum.

"Alle Achtung! Scheint als hätte der Kleine doch noch Mumm in den Knochen. Vielleicht besteht noch ein Funke Hoffnung." Der Alte strich sich nachdenklich über den langen Bart.

"Ka Angrosch garaschmox!" entgegnete Gorbon.

"Nun mein Enkel, so nimm Za'gru Dosch's Auge und begib dich zur Binge. Dort wird man wissen was deine Berufung ist. Wir werden uns wiedersehen. Ich wünsche mir jedoch, das dies erst in Angroschs Hallen sein wird."
Der Alte wandte sich ab und im Gehen verlor seine Gestalt ans Substanz, bis sie nur eine neblige Wolke war und schließlich ganz verschwand.