Geschichten:Pulether Fehde - Teil 4: Unterstützung

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Burg Oberhartsteen, Mitte Tsa 1029 BF


Bodebert hatte lange auf das Gespräch mit Graf Luidor gewartet. Nun saß er in Luidors Arbeitszimmer vor dessen großem Schreibtisch und wartete, bis der Graf den Brief, den er soeben von einer Botin norbadischer Herkunft erhalten hatte, zu Ende gelesen hatte. Es störte Bodebert, dass sie in ihrem Gespräch unterbrochen worden waren und offenbar wollte Luidor auch, dass Bodebert so empfand. Schließlich legte Luidor den Schrieb auf einen Stapel auf dem Tisch und wandte sich seinem Zeugmeister wieder zu.

„Das ist eine Katastrophe! Das ganze Unternehmen ist ein absolutes Debakel geworden“, sagte Luidor mit sachlicher Stimme.

Bodebert errötete leicht über die Offenheit Luidors. Mit einem leichten Räuspern entgegnete er: „Nun, mein Graf, wie ich schon sagte, hat sich mein Vetter ausmanövrieren lassen. Zumal kommt hinzu, dass...“

„Ausmanövrieren nennt Ihr das?!“ Die rechte Augenbraue Luidors hob sich. „Das war reinster Dilettantismus. Ich erwarte, dass die Männer und Frauen, die auf meiner Seite stehen, sich an die geltenden Regeln halten.“

„Natürlich. Allerdings war die Bekanntgabe der Übernahme Hohenkamps ein raffinierter Zug. Damit konnte niemand rechnen. Jemand muss im Vorfeld Wind von der Sache bekommen haben.“ Bodebert fing langsam an zu schwitzen.

Die Stirnrunzeln Luidors vertieften sich zusehends. „Wegen Hohenkamp ging bereits ein Tadel an Orestes von Hartsteen. Allerdings gehe ich davon aus, dass die Idee zu gleichen Teilen auch von Eurem Vetter stammt, oder?“

„Ich weiß nicht, wer die Idee hatte. Die beiden sind sehr hitzköpfig, wie Ihr wisst...“

„Sei’s drum.“ Luidor winkte ab. „Wir können daran jetzt nichts mehr ändern. Stattdessen erwarte ich, dass Ihr Eurem Vetter deutlich macht, dass er bei einem weiteren Fehltritt die Konsequenzen alleine tragen muss. Das Haus Hartsteen ist kein Platz für Heißsporne, die unüberlegt die ganze Sache scheitern lassen könnten.“

Bodebert blickte betreten. „Nein, diese Scharte wird ausgewetzt. Das hat mir Kelnian geschworen.“

Missfallen spiegelte sich auf Luidors Angesicht. „Ich will hoffen, dass er dieses Mal dabei keinen Fehler macht. Man sollte auch einen Blick auf diesen Schwingenfelser werfen. Habt Ihr sonst noch etwas?“

Bodebert wirkte nun sichtlich verlegen. „Eine Sache wäre da noch. Durch die Schlacht um Puleth haben wir Truppen verloren. Wir müssen zusehen, dass wir diese schnellstmöglich ersetzen.“

Man konnte Luidor den Ärger über diese Angelegenheit ansehen, doch hielt er sich zurück. „Ich werde sehen, was ich für Euch tun kann.“ Er klopfte auf den Stapel mit dem jüngst eingetroffenen Brief. „Dies hier verspricht eine lohnende Unternehmung zu werden.“ Luidors Miene wurde freundlicher, und er nickte Bodebert zu. „Es gibt viel zu tun. Die Wehranlagen Hohenkamps müssen gegen eine mögliche Belagerung ausgebessert werden. Wir wollen doch dieses Gut, für das wir einen so hohen Preis bezahlt haben, nicht wieder leichtfertig aus der Hand geben, oder?“

Beide waren aufgestanden und Luidor hatte Bodebert zur Tür geleitet. Er klopfte ihm nochmals aufmunternd auf die Schulter und winkte seinen Sekretär hinein. Bodebert hörte noch, wie Luidor etwas davon sagte, dass als erstes eine Antwort an den Neufelder und danach dringend eine Benachrichtigung an seinen alten Knappen Felan Rondrik von Schallenberg zu senden sei. Dann schloß sich die Tür.