Geschichten:Natzungen im Frühjahr - 1. Praiosstunde

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Baronie Natzungen, 13. Tsa 1030 BF


„Hauptmann Schwingenfels! Bringen Sie Ihre Männer unverzüglich auf die Mauer! Wir brauchen Platz für die nachrückenden Truppen!“ „Zu Befehl, Herr Oberst!“ Er wandte sich und befahl den Weibeln unter seinem Befehl die Erstürmung. Selber machte er sich daran eine der Sturmleitern zu erklimmen. Hinter ihm wusste er Raul Zornbald und weitere seiner Männer. Vorbei an Gargylen und Idolen suchte er seinen Weg nach oben.

Trotz Nacht herrschte eine rege Betriebsamkeit in dem kleinen Lager an der Straße. Man machte sich zum Aufbruch bereit. Abseits standen zwei Gestalten und beobachteten die Verrichtungen der Soldaten. „Eine beachtliche Streitmacht, Gerstungen!“ „Ich habe keine Kosten und Mühen gescheut!“

Mit gezogenem Anderthaldbhänder hatte er sich nach acht Schritt über die Mauer gewuchtet und dabei einem Soldaten, welcher mit seiner Pike auf einen seiner Männer einstürmte, den Kopf vom Schädel getrennt. Seit Stunden schon versuchten die Soldaten verzweifelt die Mauern zu stürmen. Er konnte linkerhand sehen, wie die Bombarden erneut mit ihrem Feuer auf die feindlichen Stellungen begannen und zum ersten Mal an diesem Morgen, hatte er das Gefühl, das sie es schaffen konnten. „Wohin nun, Hauptmann?“ rief Raul. „Öffnet die Kasematten. Wir müssen diesen Abschnitt säubern.“ Sein Blick glitt über zu den drei Meistern der arkanen Künste, welche seiner Einheit zugeteilt waren.

Ein einzelner Soldat näherte sich den zwei Gestalten am Rande des Lagers. „Melde gehorsamst. In einer halben Stunde sind wir abmarschbereit, Stadtvogt!“ Der so Angesprochene nickte. „Sehr gut!“ Nachdem sich der Soldat entfernt hatte, wandte er sich an seine Begleiterin. „Wollt Ihr nicht schon in der Kutsche Platz nehmen?“ „Noch nicht!“

Wie auf ein Kommando brach beim Öffnen der Kasematten um sie herum die Hölle los. Stückpforten an den Bastionen öffneten sich, und Schützen sowie leichte Artillerie zielte in die Massen. Aus dem Fels wuchsen Klauenhände und Mäuler und schnappten nach den Soldaten. Aus einzelnen Korridoren stürmten wild geifernde Berserker heran. Dem Ansturm waren die Truppen nicht gewachsen. In der Dunkelheit der Korridore erhoben sich Untote und Zombies und töteten einen nach dem anderen.

Entsetzt fuhr Hadrumir aus seinem Alptraum auf. Er brauchte einen Moment zur Orientierung und stellte dann zu seiner Beruhigung fest, dass er sich in seinem Schafgemach befand. Links neben ihm lag seine Frau, welche von seiner Unruhe offenbar nichts mitbekommen hatte. Er atmete einmal durch und erhob sich dann leise. In letzter Zeit häuften sich seine Träume von jener schicksalshaften Schlacht vom 23. Ingerimm 1021 BF. Keiner seiner Männer, welcher die Kasematten betreten hatte, war zurückgekehrt. Er selbst hatte es mit Mühe und Not geschafft Raul nach draußen zu schleppen und war dann irgendwie an einem Seil nach unten gelangt. Nachdenklich blickte er sich im Schlafgemach um und verließ es dann leise. Er begab sich zum Westturm und betrat die Plattform. Tief sog er die kalte Nachtluft ein.

„Abmarsch!“ ertönte der Befehl des Hauptmannes. Er wandte sich an den Stadtvogt: „Ich hoffe, das alles zu Eurer Zufriedenheit ist, Wohlgeboren?“ Leomar von Gerstungen beugte sich aus der Kutsche hervor und begutachtete die von ihm aufgestellte Truppe nochmals. Er war sich ziemlich sicher: Heute würde Tanira von Natzungen dafür bezahlen, dass sie ihn ignoriert hatte. Zufrieden nickte er. „Ihr habt gute Arbeit geleistet. Doch habe ich Euch nicht nur zur Anwerbung beauftragt.“ Der Hauptmann wirkte belustigt und winkte sechs Reiter heran. „Dieses halbe Dutzend ist bereits instruiert, was zu tun ist.“ Leomar von Gerstungen lächelte: „Sehr gut. Dann beginnt mit der Ausführung!“ Die Reiter nickten kurz und machten sich dann in die Nacht davon.

Derweil marschierte der Nachtwächter Brin durch Unternatzung und sang dabei: „Hört Ihr Leut und lasst Euch sagen, die Rondrastund hat es geschlagen!“