Geschichten:Heimkehr von den Schlachten - Die Rückkehr in die Kaiserliche Alriksmark

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Rückkehr der Burggräfin © Andrea P.

Wir brachen mit den ersten Sonnenstrahlen des Morgens von Burg Mersingen auf, und obwohl Praios‘ Auge so vollkommen und gelassen den Weg zum Himmel beschritt, wollte sich keine Freude in den Herzen und Gesichtern der Reisenden zeigen. Die große Bedrohung - er, dessen Namen man noch immer besser nicht nennt - war vernichtet, doch wie hoch war der Preis gewesen ...

Ich blickte um mich auf die greifenfurtischen und garetishıen Adligen, mit denen ich einen Teil des Weges gemeinsam zurücklegen würde. Die vertrauten Mienen spiegelten nur zu gut, dass in ihnen Ähnliches vorging wie in mir selbst. Kaum einer erhob seine Stimme. Die meiste Zeit ritten wir schweigend nebeneinander her. Viel Volk war auf den Straßen unterwegs - erschöpfte Flüchtlinge, heimkehrende Soldaten, verschreckte Kaufleute, lichtscheues Gesindel - und auch ihre Blicke verrieten das innere Schwanken zwischen der Freude über den Sieg und dem Schmerz über das Erlebte.

Je näher wir der Kaiserstadt kamen, desto kleiner wurde die Gruppe. Immer mehr Adlige verabschiedeten sich von uns, um den Weg zurück zu ihrem Land einzuschlagen. Von manch einem fiel der Abschied besonders schwer. So hatte ich die Baronin von Dergelstein auf der hinter uns liegenden Queste besser kennen und schätzen gelernt, wenngleich ich mir wünschte, dass die Umstände andere gewesen wären.

Nachdem sich auch Seine Hochwohlgeboren Burggraf Oldebor der Falke von der Raulsmark verabschiedet hatte, blieb ich mit zwei Begleitern zurück, die da der werte Magus Asbord Walkirtor von der Akademie Schwert und Stab zu Gareth und der jüngste Sohn des Hauses Helburg zu Höllenwall waren. All jene, welche die Schlacht der Garetier gegen den endlosen Heerwurm überlebt hatten und mit mir nach Mersingen geritten waren, hatten ihren Tod in den Trollzacken gefunden. Ein Dutzend Männer und Frauen der kaiserlichen Alriksmark hatte dieses Schicksal getroffen.

Als wir schon fast die Grenze meiner Baronie erreicht hatten, trafen wir an einer Weggabelung auf einen Fußtrupp von wohl an die vierzig Menschen, die sich erschöpft vorwärts schleppten. Sie wurden von einigen Reitern begleitet und zwei klapprige Karren waren ebenfalls dabei. Krieg und Hunger hatten Spuren in ihre Gesichter gebrannt. Ihre zerlumpten Rüstungen schlotterten ihnen um die schmal gewordenen Körper. Um ein Haar hätte ich nicht erkannt - oder nicht erkennen wollen - dass es sich bei diesen geschundenen Menschen um den Rest jener handelte, mit denen ich vor über drei Monden Königlich Serrinmoor verlassen hatte, im Greifenzug vereint mit den Truppen der anderen garetischen Adligen. Von über 200 Streitern waren sie die Überlebenden. Auch ich schien mich verändert zu haben, denn es dauerte ebenso einige Momente, bis das Wiedererkennen in ihre Augen trat.

„Hochwohlgeboren! Ihr lebt! Wir hatten es kaum zu hoffen gewagt“, sagte einer der Berittenen und kam auf mich zu, um mich zu begrüßen.

Ich überflog die Gesichter der Menschen vor mir, nur auf der Suche. das eine zu finden. Panik stieg in mir auf, als ich nichts entdecken konnte. Er hatte das Schlimmste doch bereits überstanden gehabt, als ich nach Mersingen abgereist war. Hatte ihn das Wundfieber etwa doch noch dahingerafft? Auf einem der Karren bewegte sich etwas und eine schmale Gestalt mit langen dunklen Haaren richtete sich auf. Als sie den Kopf drehte erkannte ich Firnbold Eichwald, meinen Barden. Ich ritt hinüber. Seine Wunden schienen gut abzuheilen, doch war er anscheinend noch zu schwach, um zu laufen.

„Ich danke den Göttern, dass Ihr wohlbehalten in die Alriksmark zurückkehrt“, sagte ich mit zitternder Stimme. Firnbold lächelte nur ...

Ich setzte mich an die Spitze des kleinen Zuges und gemeinsam legten wir die letzten Kilometer nach Alrikshain zurück. Die Kunde von unserer Rückkehr verbreitete sich schnell, und immer wieder standen auch an den abgelegensten Passagen Menschen am Wegesrand. Obwohl wir kein besonders strahlendes Bild abgaben, ergriff zunächst die Freude von den Daheimgebliebenen Besitz und sie riefen uns freudig zu, bis sie erkannten, dass wir nicht etwa der erste Teil der Heimkehrenden Truppen waren, und Rufe zu hören waren wie „Oh, Götter! Sind das alle? Wo ist der Rest der Truppen?“ So geschah es nicht nur einmal, dass eine verstörte Bäuerin oder ein entsetzter Bauer auf mich zukam, um mich nach dem Verbleib seiner Tochter oder seines Sohnes zu tragen. Nie werde ich die Augenblicke vergessen, in denen nach meiner Antwort die Trauer ihre Blicke überschwemmte und sich ihre Augen mit Tränen füllten.

Ich war froh, als mich die schützenden Mauer des Alrikshorstes endlich umfingen. Wie schon seit vielen Götterläufen ragten sie sonnenüberflutet in den blauen Sommerhimmel. Wir waren lebend zurückgekehrt, doch was hatte das Geschehene aus uns gemacht? Es war über uns gekommen wie eine Flutwelle und ließ uns mit seinen Schreckensbildern, die sich immer wieder des Tages und des Nachts in unsere Träume schleichen würden, zurück.



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Pra 1022 BF
Die Rückkehr in die Kaiserliche Alriksmark


Kapitel 1

Die Heimkehr
Autor: Andrea P.