Geschichten:Ehre dem Ritterlichen - Vergnügungsreise nach Puleth

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Ehre dem Ritterlichen - Vergnügungsreise nach Puleth

Burg Kressenburg, Anfang Rondra 1035 BF

Es war später Vormittag und auf der altehrwürdigen Burg wimmelte bereits von Leben. Seid der Hochzeit des Barons vor wenigen Wochen waren deutlich mehr Mägde und Knechte zugegen die damit beschäftigt waren aus dem Junggesellenhaushalt, die die Burg über viele Jahre gewesen war, ein wohnliches Gemäuer zu machen. In allen Ecken wurde gefegt und geputzt, neue Wandvorhänge deckten einst kahle Wände zu und immer schien jemand in großer Eile durch die Gänge zu hetzen. Nicht, dass es zuvor dreckig oder ungastlich gewesen wäre. Aber die Veränderung war nichtsdestoweniger deutlich zu spüren.

Ardo gähnte noch einmal ausgiebig und strich sein unordentliches Gewand leidlich zu recht bevor er in seine Schreibstube trat. Sein Vogt saß bereits wie erwartet am Schreibpult und brütete über den Schriftstücken die ein Bote in aller Frühe aus Greifenfurt gebracht hatte.

„Sieh einmal an, der Herr Baron hat den Weg aus seinem Schlafgemach hin zu seinen Pflichten gefunden.“ Einladend deutete Phexian auf den Schemel ihm gegenüber. „Nicht, dass ich dir dein junges Glück missgönne mein Junge, aber die Verwaltung der Baronie macht sich nicht von alleine. Deine hübsche Braut wird es schon verschmerzen müssen, dass du dich zumindest nach Sonnenaufgang deinen praiosgegebenen Aufgaben widmest.“

Abwehrend hob der müde Baron die Hände und setzte sich widerstandslos. „Friede werter Phexian. Lass meinen Gedanken ein paar Momente Zeit um auf Trab zu kommen.“ Noch einmal gähnte er kräftig und sah dann missmutig auf die Schriftstücke die er gereicht bekam. „Außerdem, wer bist du mir wegen meiner Frau Vorhaltungen zu machen? Soweit ich weiß, hast du in deiner Jugend selber des Öfteren den Weiberröcken nachgestellt und mehr Bastarde als Finger an einer Hand. Zumal es ja wohl auch meine Göttergegebene Pflicht ist, meiner Frau des Nachts beizuwohnen, auf das Tsa der Baronie einen Erben schenken möge, damit auch fürderhin alles seinen praiosgewollten Weg gehen kann.“

Wider Willen musste der alte Vogt lachen. „Wohl gesprochen mein Junge. Aber sei dir gewiss, dass nicht alles was du über mich zu wissen denkst der Wahrheit entspricht.“ Dabei zeigte er ein wahrhaft phexisches Lächeln, welches er sich nur selten gestattete und dass mit großer Offenheit zeigte, wie viele Schritte er seinem Gegenüber voraus war. Fast sofort wurde er denn auch wieder ernst. „Sieh dir das hier zuerst an. Es wird dich garantiert interessieren und munter machen.“

„Was ist das für ein Siegel? Ich kenne niemanden der so eines besitzt.“ Schnell überflog er die Zeilen, während sein Vogt das bereits Gelesene kommentierte.

„Sie nennen sich die Alriksritter. Ein Ritterbund aus dem Hartsteenschen wenn ich das richtig verstanden habe. Offensichtlich haben sie in ihren Lehen so wenig zu tun oder so fähige Vertreter, dass sie es sich erlauben konnten über viele Monde auf eine Queste in die Tulamidenlande zu reisen. Da muss man sich nicht wundern, wenn es dem Blautann schwer fällt den Kaisertaler zu kassieren, wenn die werten Adligen sich lieber auf Vergnügungsreise begeben.“ Abfällig wedelte der alte Vogt mit der Hand. „Es sei wie es ist und Praios wird wissen wer seine Pflicht erfüllt. Auf jeden Fall haben diese Alriksritter in der gorischen Wüste ein angebliches Artefakt des seligen Kaisers Alrik gefunden, ein altes Rüstungsteil wie es heißt. Nun wollen sie in Puleth einen Schrein errichten und es ausstellen, besser gesagt auf einer Burg im Norden der Baronie, denn der gute Baron von Schallenberg hat nur diesen Teil seines Lehens unter Kontrolle.“

„Wer will es ihm verdenken, ist doch alles Land östlich der Greifenfurter Grenzen der Wildermark anheim gefallen.“

„Das müsste nicht so sein, wenn sich einige Barone mehr um ihre Lehen als um ihre selbstherrlichen Interessen kümmern würden.“

Ardo beschloss diesen neuerlichen Einwand zu übergehen und sich auf das Wesentliche der Botschaft zu konzentrieren. „Hier steht etwas von einem Turnier. Zwar nur zu Fuß, aber zu Ehren Rondras und ihrer göttlichen Geschwister und um dem ritterlichen Andenken Kaiser Alriks zu gedenken.“ Der Baron war von einem Moment zum Nächsten hellwach geworden und tippte mit dem Finger begeistert auf die Textstelle auf dem Pergament.

„Woher habe ich nur gewusst, dass dich das erfreuen würde.“ Säuerlich dreinblickend schüttele Phexian den Kopf und griff zu einem leeren Pergament um zu schreiben anzusetzen. „Ich hoffe du denkst nicht ernsthaft daran dorthin zu reisen?“

„Aber warum denn nicht. Puleth liegt gleich hinter der Grenze. Das ist eine wunderbare Gelegenheit um mal wieder aus dem Wald raus zukommen. Praiadne wird sich sicherlich auch freuen wieder unter andere Menschen zu kommen. Nicht, dass ich die Ruhe Kressenburgs nicht zu schätzen wüsste, aber gerade bei solchen Gelegenheiten muss man sich in der Gesellschaft blicken lassen“, fügte er fast entschuldigend hinzu.

„Du hast selber gerade gesagt, dass Puleth faktisch Teil der Wildermark ist und doch willst du nicht nur dich sondern auch deine junge Frau den Gefahren dort aussetzen?“ Warnend hob Phexian den Zeigefinger. „Denke daran was mit Ifirnia geschehen ist. Ich glaube kaum, dass der Eslamsrodener dir verzeihen würde, wenn seine letzte Schwester ein ähnliches Schicksal ereilt.“

„Rede das Böse doch nicht herbei!“ Eilig schlug Ardo das Praioszeichen und spuckte über die Schulter. „Ich nehme die Lanze als Bedeckung mit und Igor noch dazu. Die Diebesbande will ich sehen die sich mit einem Dutzend Ritter und einem Magier samt Tross anlegt.“

„Ich sehe, du willst dir dieses Vergnügen nicht nehmen lassen.“ Resignierend blickte der alte Mann auf, seufzte, und widmete sich dann wieder seinem Text.

„Ja, ich werde mit Praiadne zu diesem Turnier reisen. Es ist Rondra, das Korn wächst von allein und das Vieh wird auch ohne meine Anwesenheit dick. Und du wirst es verschmerzen können mir für zwei Wochen mal keine Vorhaltungen machen zu können. Setze eine dementsprechende Antwort auf und schicke sie an diesen... diesen Schwertvater der Alriksritter.“ Eifrig wedelte Ardo mit dem Schreiben des neuen Ritterbundes.

Phexian legte die Schreibfeder beiseite und blies etwas Sand über die frische Tinte. Dann reichte er sein Schreibwerk dem jungen Baron. „Schon erledigt. Lies und siegle es, dann können wir gleich zu den wichtigen Sachen übergehen. Wach genug scheinst du ja jetzt zu sein.“

Verblüfft nahm Ardo das Schriftstück entgegen. Korrekt war die Anzahl der Personen verzeichnet die ihn begleiten würde, selbst die Pagen und Knappen waren nicht vergessen. Mit einem jungenhaften Grinsen gestand er sich und Phexian ein, dass der alte Vogt ihm wieder einmal einen Schritt voraus gewesen war. „Wunderbar, dann also als nächstes zur neuesten Rechnung für den neuen Praios-Tempel. Ehrwürden Badilak erwähnte auf der Hochzeitsfeier einige kostspielige bauliche Sonderheiten die er umzusetzen gedenkt…"