Heroldartikel:Ein Zeichen der Hoffnung in düsteren Tagen

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Breitenau/Greifenfurt. Ein fröhlicheres Feldlager man in düsteren Tagen selten sah. Im Herzen der Mark Greifenfurt, der fruchtbaren Breitenau, wo sich die Wehr der Mark versammelt hatte, dem ältesten Feind des Landes, dem dräuenden Schwarzpelz zu trotzen, da erfreuten sich die Greifenfurter, Herrschaften und Volk gleichermaßen, an der ihnen zwiefach zuteil gewordenen Hoffnung. Vom 1. bis 3. des Traviamondes feierte man mit allem Rechte das Erntedankfest und welch’ bessren Tag hätte man sich denken können für die Vermählung der Markgräfin Irmenella mit Herrn Edelbrecht, dem Prinzen des Kosch!

Ihre gnädige Herrin Peraine priesen die Greifenfurter inniger denn je, hatte ihnen die Göttin doch ihr Gottvertrauen mit einer Ernte gelohnt, die reichhaltiger war als die der kümmerlichen drei Jahre zuvor zusammengenommen. So suchte ein jeder die prächtigsten Feldfrüchte aus, denn sie sollten Opfergaben zum Erntedank sein und zugleich Hochzeitsgaben, denn nach Greifenfurter Brauch sorgen die Gäste für das Vermählungsmahl. All dies trugen sie nach dem Lager in der Breitenau, einer der vier Stätten, an denen die Markgräfin ihren Baronen den Heerbann zu sammeln befohlen hatte.

Dort wollte Frau Irmenella von Wertlingen ihren Brautwerber aus Fürstengeschlecht ehelichen, den Prinzen Edelbrecht vom Eberstamm, der mit einem stattlichen Gefolge aus seinen Falkenrittern und Vasallen seines Vaters seit Monden schon um die Gunst der verwitweten Irmenella warb (der Bote berichtete). Endlich war der ritterliche Werber erhört worden, nachdem er sich bei einer Turnei des Greifenfurter Adels bravourös geschlagen hatte.

Einige wunderten sich schon ob der Eile, mit welcher nun die Hochzeitsvorbereitungen betrieben worden waren. Andere aber meinten, das sei nur Recht, nachdem der Koscher mit seiner Gefolgschaft nun schon so viele Monde im Lande weile. Auch hatte es so manchen der Greifenfurter Edlen verdrossen, die Greifin, wie sie im Volksmund genannt wird, einem Auswärtigen zu verehelichen, so dass schließlich aus den eigenen Reihen noch ein weiterer Brautwerber hervorgetreten war, der Baron von Orkenwall, ein aufrechter Streiter aus dem Orkensturm. Dem Konkurrenten aus dem Kosch durchaus ebenbürtig, erhörte Irmenella letztlich aber doch den jüngeren Sohn Fürst Blasius’, was diesem Fürstensohn wohl zur Zierde gereichen kann. Gehässige Stimmen unkten unterdessen, die Markgräfin möge sich vorsehen, nicht gar gleich wieder zur Witwe zu werden, wenn der Schwarzpelz alsbald vor der Tür stehe.

All dies aber schien vergessen, als am 2. Travia zur Mittagsstunde das Brautpaar vor die Menge trat. Ganz Greifenfurt war versammelt, viele Koscher und eilige Abgesandte aus Almada, Albernia, ja aus den Nordmarken war Jast Gorsam vom großen Fluss angereist. Die Markgräfin geleiteten ihr Vetter Ludolf von Wertlingen, König Brins Gefolgsmann und ihr der einzig verbliebene Verwandte, und Frau Faduhenne von Gluckenhagen, die Kanzlerin und mütterliche Freundin Irmenellas. An des Prinzen Seiten schritten mit stolz geschwellter Brust der fürstliche Vater und Prinz Idamil, Edelbrechts Zwilling.

Nachdem ein Geweihter des Götterfürsten die Brautleute allzeit zur Wahrung der praiosgemäßen Ordnung und Wahrhaftigkeit ermahnt und ein Diener Ingerimms ihre Standfestigkeit geprüft hatten, übernahmen die Geweihten von Rondra, Bodar von Reifenberg, und Travia, die allseits beliebte Mutter Traviate, ihren Teil der Zeremonie, bis der Segen des obersten Perainepriesters und Hüters der Mark, Peranor IV., Fürst und Markgräfin zu Gatten erklärte.

Durchs Ehrenspalier ihrer Ritter spazierte die Markgräfin mit ihrem Gemahl, nahm das Defilee der Grenzreiter ab und schritt gar die Front der hier versammelten Landwehr ab, doch trug dies Zeichen der Wehrhaftigkeit ungeahnte Fröhlichkeit mit sich. Die Lanzen und Piken schmückten güldene Ähren, das Brautpaar selbst hatte Gänsekraut um den Arm gewunden und war mit Peraineblümlein bekränzt und mehr noch ließ das Volk über sie regnen, den dies verheißt Fruchtbarkeit. Die Greifenfurter lieben ihre junge Herrscherin nun einmal und wollten in den Hochrufen kaum einhalten, stolz ob des stattlichen Ritters, der als Gemahl ihre Seite zieren wird, und ob der Koscher, welche um so fester als Verbündete im Kampfe wieder die Orken stehen werden.

Wie unter der Hand verlautete, wurde zugleich ein Hochzeitsvertrag gesiegelt, von dem die Allgemeinheit bislang aber nur wenig Kenntnis hat. Vor allem mag er die Güterverteilung und Erbschaft des Paares und seiner Nachkommen regeln, denn Edelbrecht ist nach seinem älteren Bruder Anshold zweiter in der Thronfolge des Kosch.

Die ganze Breitenau war ein einziges Jubelfest, von den Fürsten, Baronen und Rittern im Feldlager bis zum letzten Weiler, als die Praiosscheibe, ihr mildes Spätsommerlicht ausstrahlend, langsam im Westen verschwand. Eben dorthin aber zogen schon am nächsten Morgen die Markgräfin und ihr Gemahl. Empfindlich kühler Tau hatte sich auf die abgeernteten Felder gelegt, dieweil sie sich in aller Frühe auf den Weg machten, in Begleitung der zu ihren dort lagernden Truppen zurückkehrenden Barone, der erste Vorbote des Herbstes.