Heroldartikel:Ein Reiter von trauriger Gestalt

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"Nehmt noch einen Schluck, mein lieber Lahor. Ihr seid doch wahrhaftig ein guter Jäger."

"Herzlichen Dank Vögtin. Ich wünschte mir würden Politik und Etikette so leicht fallen wie die Jagd auf einen Hirsch."

"Ach Herr Junker, Ihr seid doch einfach noch ein wenig jung. Man muss halt das eine oder andere Monster erlegt haben, bevor man mit der Ruhe und Weisheit des Alters um so besser regieren kann, der Kampf formt. Nehmt schon Beispiel den Oger, dem ich in meiner Jugend begegnete... aber zuerst noch ein Schluck hiervon!"

"Danke, ich glaube ich muss danach aber aufhören, mir dreht sich der Kopf."

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Das Untier streckte seine Arme aus dem Nebel, als wollte es ihn verhöhnen. Aber nicht mit einem Krieger, Jäger, Held. Schnell setzte er den verbeulten Topfhelm auf und griff nach der Lanze. Dieser verfluchte Knappe. Also keine Lanze. Das einzige an seinem Sattel war eine Axt. Wie sollte man ein Ritter auf dem Pferd eines Holzfällers sein? Wohl an, so sei es halt, dann wird dieser Troll halt die Axt zu spüren bekommen. Er gab dem Gaul die Sporen. Wenn es nicht so schaukeln würde, wenn sich nicht alles um ihn drehen würde, dann könnte er das Pferd fast für ein Schlachtross halten.

"Weibel Geron", wie stolz war seine Braut gewesen. Es gab ein paar Taler mehr und er musste nicht mehr auf dem Arvepass unter den zwei ständig streitenden Wehrvögten dienen. Viel näher war er nun zu seiner Liebsten und kein Feind in der Nähe. Sonst allerdings auch fast nichts. Den ganzen Tag verbrachte er nun damit, abwechselnd auf die beiden Holztürme in Nord und Süd und seinen Köder im Fluss zu starren. Wenn er zumindest heute mal etwas schmackhaftes fangen würde. Doch was war das? Hufgetrappel? Endlich eine Abwechslung, aber, wie er wenig später wahrnahm, eher eine von den unangenehmeren. Der Reiter mit dem Topfhelm sah ganz nach einem von diesem schlunder Hinterwaldadel aus, der sich mit der Inspektion der kaiserlichen Semaphorenlinie wieder besonders wichtig machen wollte. Eilig zog Geron die Angelschnur ein, glättete seine Uniform und stand auf: "Seid gegrüßt im Namen des Kaisers."

"...will haben des Kaiserstaler.", schien die Kreatur zu rufen. Zumindest war es das, was er durch Hufgetrappel, Topfhelm und das Rauschen in seinen Ohren vernahm. Ein Brückentroll also, na warte du Untier, jetzt soll der Gaul mal zeigen, was er kann. Er schwang die Axt nach oben, und hielt direkt auf eines der Beine (waren es wirklich vier?) des Trolls zu.

"Was bei allen Heiligen hat der vor?", konnte Geron gerade noch flüstern, als ihm der Axthieb in eines der vier Beine des Turms von den Füßen holte. Eilig kroch er zu seinem Bogen. Natürlich keine Sehne eingehängt. Hoffentlich würde das Holz nicht unter der plötzlichen Belastung zerbrechen.

Haha, die Axt steckte tief, mindestens im Knochen. Eilig wendete er das Pferd im seichten Ufergewässer. Zu aller erst brauchte er seine Axt zurück. Der Troll schien zu große Schmerzen zu haben, um sich zu wehren. Der Reiter stemmte einen Fuß aus dem Sattel gegen das verletzte Bein des Trolls und zog an dem Griff. "Ahh", ein Schrei, nur kurz nur nachdem er die Axt aus dem knackenden Knochen gerissen hatte.

Der erneute Ruck hatte Geron zwar nicht abermals von den Füßen gerissen, aber er hatte sich ordentlich den Finger eingeklemmt. Das brachte doch nichts mehr mit dem Bogen. Eilig sah er sich nach einer schnelleren Waffe um. Der Hocker. Unter weiteren Erschütterungen griff er nach ihm und schaute über die Brüstung. Dieser Verrückte wollte offenbar den Turm fällen. Mit einem lauten Schrei schleuderte er den Hocker direkt auf den Kopf des Wahnsinnigen.

Noch ein paar Hiebe, und er würde das Bein abgetrennt haben. Das Untier schrie erneut auf, plötzlich traf es ihn mit seiner Keule am Kopf. Dann kam Dunkelheit.

"Rondra sei Dank", murmelte Geron, zog sein Schwert und betrat die Leiter. Er hatte offensichtlich den Reiter vom Pferd geworfen und bewusstlos geschlagen. Er war die Leiter gerade zur Hälfte hinabgestiegen, als der Reiter aufsprang und mit einem langgezogenen Schrei gegen den eh schon fragilen Turm rannte. Der bereits mehrere Male mit der Axt traktierte Balken brach nun durch. Auf ein Knirschen folgte ein vielstimmiges Knacken und Krachen. Geron sprang und rollte sich instinktiv im Flug zusammen. Dann spülte er das kühle Wasser und den weichen nassen Sand, auf dem er aufschlug.

"Sieg", sprach der Reiter und warf seinen gar zu arg zerbeulten Helm in die Überreste des gefällten Trolls und bestieg sein Pferd. "Heim mein Lieber", flüsterte er dem Pferd ins Ohr, klammerte sich um dessen Hals und schlief fast sofort ein.

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"Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Mittelchen so gut wirkt, meine Liebe."

"Vielleicht waren es auch der Alkohol und die doch recht bescheidene Auffassungsgabe des guten Mannes."

"Was ist aus dem Weibel geworden?"

"Er ist wieder einfacher Soldat auf dem Arvepass, er konnte ja nicht einmal im Inland einen Turm gegen einen Holzfäller verteidigen."

"Einen Holzfäller, der wahrlich eine gute Jagd gehabt hat."