Heroldartikel:Aus dunklen Gassen

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Nachdem es einige Monate lang vergleichsweise ruhig war in den Elendsvierteln der kaiserlichen Metropole, ist es nun in Gareth zu erneuten Unruhen gekommen. Die Unzufriedenheit in den ärmeren Bevölkerungsschichten wächst zunehmend. Auf ein in den Sommermonaten vermehrtes Auftreten der Blauen Keuche im Südquartier und den Flüchtlingslagern, plagen nun wiederholte Übergriffe von Schlägern und Schutzgelderpressern die Mittellosen. Seit Wochen werden bei der Stadtgarde täglich Anzeigen wegen Gewaltverbrechen, Erpressung und Entführungen vorgebracht. Doch nicht der Adel oder die Oberschicht sind es, die den Gräueltaten zum Opfer fallen, nein, die Verbrechen richten sich gegen die Elenden selbst. Die Garde ist mit der anfallenden Arbeit hoffnungslos überfordert, zumal zur Wahrung der Sicherheit in den reicheren Stadtvierteln dort verstärkte Wachmannschaften eingesetzt werden.

So wundert es wenig, dass sich die Armen bewaffnen, um selbst gegen ihre Peiniger vorzugehen. Dabei scheinen sie sich jedoch weniger einig zu sein, als dies noch zu Beginn des Jahres der Fall war. Während Tamas Algerstein – wir berichteten in Ausgabe 11 des Garether und Märker Herolds – weiterhin versucht, eine den Göttern gefällige Ordnung in den Elendsvierteln herzustellen und zugleich die Anliegen der Armen zu vertreten, indem er, unterstützt von einigen Gleichgesinnten, eine Bürgerwehr aufstellte, formierten sich radikalere Gruppen, welche seitdem gegen staatliche und hoheitliche Einrichtungen vorgehen. Des weiteren sorgen Verbrecherbanden für Angst und Schrecken im Südquartier. Im Herbst kam es in der Nähe des Puniner Tores zu einem Brandanschlag auf eine neu gegründete Detektei, welche die Garde bei der Aufklärung der zahlreichen Straftaten zu unterstützen gedachte. Doch nicht die Aufständischen waren es, die den Brand stifteten, bei welchem eine Bedienstete der Agentur ums Leben kam und auch Nachbarhäuser den Flammen zum Opfer fielen. Nach neusten Ermittlungen ist eine Bande von Schutzgelderpressern für den Anschlag verantwortlich, welche im Südquartier als »Die Familie« bekannt ist, und auch in anderen Fällen für schuldig befunden werden muss. Anführer der Gruppierung ist ein offensichtlich Wahnsinniger, der neben zahlreichen Raubüberfällen, Vergewaltigungen und Morden nun auch der Ketzerei angeklagt wird. Der Paktierer, welcher unter dem Namen Cayano Larkin bekannt ist und auf dessen Ergreifen die Kaiserliche Criminal-Cammer eine hohe Belohnung ausgesetzt hat, bekannte sich öffentlich in einem Schreiben der Entführung mehrerer Personen aus den unterschiedlichsten Schichten. Über den Verbleib der Entführten ist bislang nichts bekannt geworden. Die Criminal-Cammer folgte einem Hinweis aus der Bevölkerung und durchsuchte ein Bordell im Südquartier, welches der »Familie« als Unterschlupf diente und in welchem man den Ketzer zu finden hoffte. Es kam zu einigen Festnahmen und der Schließung des Etablissements, doch Larkin, der als sehr gefährlich gilt, ist weiterhin auf freiem Fuß.

Als wäre die organisierte Kriminalität den Kerlen nicht genug, lieferten sich einige radikale Aufständische im Boronmond eine blutige Straßenschlacht mit der Stadtgarde, während derer mehrere Personen ums Leben kamen. Der Aufstand spaltete die Armen noch weiter auf. Während der Großteil der mittellosen Bürger sich distanzierte und lediglich über das inkonsequente Durchgreifen der Garde schimpfte, schlossen sich andere den Aufrührern an, welche sich für die blutige Auseinandersetzung mit einem Anschlag auf den Sitz der Criminal-Cammer zu rächen gedachte, der nur mit Mühe verhindert werden konnte. Wieder andere versuchten auf friedlichem Weg, mehr Rechte für die Armen zu fordern, was in Anbetracht der Situation bislang wenig Erfolge einbrachte. Zu einem interessanten Zwischenfall kam es am vergangenen Praiostag, als ein unbekannter Reiter im Meilersgrund mehrere Dutzend Dukaten aus einem Beutel in die Menge warf. Der Reiter war ganz in schwarzes Leder gekleidet, und sein Gesicht verhüllte eine weite Kapuze. Es heißt, einige Wochen zuvor sei eine ähnliche Gestalt bereits im Südquartier gesichtet worden.´

Auch anderen scheint das Wohl des einfachen Volkes am Herzen zu liegen. Immer wieder traten in den vergangenen Monden Tagelöhner und Bewaffnete an Garether Handwerker heran und boten diesen ihren Schutz vor Erpressern, Einbrechern und Schlägertrupps an, so sie einen Teil ihrer Erzeugnisse den Armen zugute kommen ließen. Ein Bäcker aus der Altstadt berichtete, seitdem er ein Fünftel seiner Brote unter den Elenden verteile, sei er nicht nur nie wieder von Dieben belästigt worden, nein, auch seine zahlende Kundschaft habe zugenommen. Ein Schneider jedoch, welcher sich auf einen ähnlichen Handel eingelassen hatte, äußerte Besorgnis, nachdem er die Zeichnung eines roten Gesichtes auf seiner Tür wiederfand, we1che man zuvor an der Wand eines Goldschmieds entdeckt hatte, bei dem erst vor wenigen Wochen der Laden geplündert wurde.

Es bleibt abzuwarten, ob die unbekannten Wohltäter die Gemüter der Armen besänftigen können, bevor die Elendsviertel der Hauptstadt endgültig der Herrschaft von Verbrechen und Gewalt zum Opfer fallen. Wir werden weiterhin berichten.


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Texte der Hauptreihe:
Autor: Kathrin L.