Greifenfurt:Die Greifenfurter

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Die Greifenfurter als solche

Hinterwäldlerisch! Das ist wohl das erste, was einem Almadaner, Garether oder Darpatier zu den Greifenfurtern einfallen würde. Und in der Tat, hier am Rande des Reiches scheint die Zeit in mancher Hinsicht stehengeblieben zu sein, weiß man wenig von dem, was in der Welt vorgeht, denn viel zu sehr ist man mit den Schwierigkeiten beschäftigt, die sich einem alltäglich stellen.

Doch fragt man die Greifenfurter selbst, dann bekommt man eine ganz andere Antwort.

Dann nämlich erfährt man von dem Mut der Menschen, die hier siedeln, denn nur Leute mit Durchhaltevermögen halten es hier, fern der Annehmlichkeiten glücklicherer Provinzen des Reiches, in steter Bedrohung durch Orken und anderes Ungetier, aus. Wohl unvermeidbar geht mit dem eisernen Willen, den ihnen das Land tagtäglich abfordert, die sprichwörtliche Sturheit der Menschen, Edlen wie Bauern, einher, denn ans Weichen wollen sie sich erst gar nicht gewöhnen - auch wenn es mitunter vernünftig wäre.

Eine gewisse Nüchternheit geht damit einher, Flausen kann man sich nicht leisten, und für Luftschlösser hat man keine Zeit.

Daß sie sich einmal mehr, wenn auch unter harschen Verlusten, gegen die Schwarzpelze behauptet haben, erfüllt sie mit Stolz, und gerne reiben sie es jedem eingebildeten garetischen Laffen unter die Nase, wem er denn seinen ruhigen Schlaf zu verdanken habe.

Stolz erfüllt sie auch darob, daß es ihnen gelingt in dieser unwirtlichen Gegend zu bestehen, daß sie die Fahne des Reiches allen Gefahren zum Trotze hochhalten, dem Kaiserthrone zu Ehren, allen Angreifern der praiosgefälligen Ordnung zur Warnung.

Den Spott der anderen Mittelreicher erträgt man mit Fassung, man weiß, was man leistet, wenn man sich hier behauptet. Und ob der Almadaner sich länger über Frisurenmode und Theater den Kopf zerbrechen würde, wenn er hier leben würde ...

Der Zusammenhalt zwischen den Menschen ist groß und eine Dorf-/Hofgemeinschaft ist sich so nah wie eine blutsverwandte Familie, ungeachtet ob Bäuerin oder Knecht. Allein kann man in der unwirtlichen Gegend nicht bestehen, Zusammenhalt ist alles. Für kleinliche Zänkereien hat man weder Zeit noch Verständnis, sie gefährden das Überleben des ganzen Dorfes/Hofes. Gastfreundschaft wird großgeschrieben, auch wenn man insbesondere in diesen schweren Jahren nur selten Gelegenheit bekommt, Travias Gesetzen Ehre zukommen zu lassen. Neuigkeiten aus der Ferne werden begierig aufgenommen, auch wenn es nicht selten Kopfschütteln gibt, über was für Sperenzchen sich die Südländer doch den Kopf zerbrechen.

Auch Genügsamkeit zählt zu den Greifenfurter Tugenden, denn Reichtum erlangen nur die wenigsten, zumindest nicht in Form goldener Münzen. Nichtsdestotrotz gibt man sich zufrieden und neidet den Vettern im Süden ihr Gold in der Regel nicht - die meisten ziehen das rauhe, aber ehrliche Leben den Ränken in der Hauptstadt vor.

Offenheit, Ehrlichkeit und Direktheit, das sind Eigenschaften, derer sich die Greifenfurter rühmen. Ränkespiel ist ihnen weitgehend unvertraut, ebenso die feinen Schwünge der Diplomatie. Sie scheuen sich nicht, ihrem Unmut Luft zu machen (die einfachen Leute selbstredend nur unter sich, man achtet Praios’ Gesetz streng), so daß wohl kaum einer ungeeigneter für den diplomatischen Dienst wäre als ein greifenfurter Edler.

Dem Glauben an die Zwölfe und insbesondere an Praios und Peraine folgt man treu, auf was sollte man in dieser unwirtlichen Gegend auch bauen, wenn nicht auf sich und den Beistand der Zwölfe.

Zu diesem strengen Glauben gesellt sich, insbesondere beim einfachen Volk, eine gehörige Portion Aberglauben. In den abgelegeneren Gegenden Greifenfurts verbirgt sich manch merkwürdige Kreatur, die Anlaß zu wilden Spekulationen gibt, und die Geister- und Hexengeschichten sind Legion. Wen wundert es, wenn die Menschen da Heil in seit Generationen überlieferten Schutzriten suchen, wenn doch der nächste Geweihte fern und auch frühestens in ein par Wochen zu erwarten ist.

Verhältnis Adel-Volk/Leben in den Burgen/Bevölkerungszusammensetzung

Wie in den Dörfern heißt es auch auf den Burgen zusammenhalten, will man überleben. Die Gemeinschaft aller Burgbewohner, von der Herrin bis zum Stallknecht, wird Familie genannt, ungeachtet der tatsächlichen Blutsverwandschaft. Hier nimmt ein jeder den ihm vom Praios bestimmten Platz ein, ein jeder ist wichtig für das Über- und Zusammenleben der Menschen.

Kaum irgendwo im Mittelreich - Weiden einmal ausgenommen - wird der Feudalismus noch so buchstäblich in seiner ursprünglichen Form gelebt, die jedem Menschen seine Pflichten und Rechte zuweist. So ist es des Bauern, das Feld zu bestellen und seinen Herrn davon zu nähren, wie es des Ritters ist, seine Bauern vor allem Übel zu beschützen. Das wird wörtlich genommen, Willkür wie in den südlicheren Provinzen kommt nur selten vor, so daß das Bild des despotischen Adeligen, der seine Untertanen ausbluten läßt, aus anderen Gegenden genährt sein muß. Nichtsdestotrotz sollte man nicht dem Irrtum verfallen, der Greifenfurter Adelige speise mit seinen Bauern gleichberechtigt an einem Tisch, sitze mit ihnen auf ein Bier in der Kneipe - diese Unart kennt man allein von jenen frischerhobenen Baronen, die Kaiser Hal vor einigen Jahren in Amt und Würden rief, Recken niederer Herkunft, die zwar unfraglich dem Reich große Dienste geleistet haben, deren Betragen aber allzu oft die unstandesgemäße Herkunft verrät, und die auf diese Weise Praios’ Gebot spotten. Ein jeder Greifenfurter weiß, welcher Platz ihm zukommt und er stimmt sein Gebaren darauf ab, wie der Götterfürst es ihm gebietet.

Verhältnis Adlige/Kaiserhaus

Insbesondere unter den alteingesessenen Geschlechtern Greifenfurts gibt es einige, die den Kaiser oder seinen Sohn noch nie gesehen haben, manch einer hat selbst die junge Markgräfin noch nie zu Gesicht bekommen. Viele Edle bleiben zeitlebens auf ihrer Scholle. Was im Herzen des Reiches passiert, erfahren sie, wenn überhaupt, Monate später und ohnedies hat man genug mit seinen eigenen Sorgen zu tun, als daß es einen interessieren könnte, ob gerade ein anderer Kaiser den Thron bestiegen hat. Sicher, die meisten nennen sich Patrioten und stehen fest zum Kaiserhaus, doch darf es einen nicht wundern, wenn, befragt man sie, zu wem man denn fest steht, Hal oder gar Reto zur Antwort bekommt.

Man ist stolz, Teil des Reiches zu sein, doch daß man es ist, verdankt man weitestgehend den eigenen Anstrengungen. Und das weiß man. Der Markgräfin fühlt man sich verpflichtet, wie Praios es gebietet. Umstürzlerische Tendenzen zeigt man nicht, wohl aber gibt es unter den Adeligen solche, die sich vom Reich im Stich gelassen fühlten, damals, als die Orken kamen und man weitestgehend auf sich selbst gestellt war. Dies führt zu einigem Unmut, zu mehr aber nicht. Sollte das Kaiserhaus allerdings darauf bestehen, auch weiterhin die Zügel Greifenfurts in den Händen der Kanzlerin zu belassen, statt sie endlich in die Hände Irmenellas zu legen, mag sich dieses Blatt noch wenden. Zank, Hader und Ränke untereinander, wie sie in Almada an der Tagesordnung sind, kennt man im Greifenfurtschen kaum, solch Intrigenspiel entspricht nicht dem Wesen des Märkers, auch kann man es sich kaum leisten, es sich allzu leichtfertig mit den Nachbarn zu verscherzen. Was nicht heißen soll, daß es unter den Edlen keine Streitigkeiten gibt, nur zieht man es vor, sie, wenn möglich, auf dem Turnierfeld zu bereinigen oder allen Ärger notgedrungen hinunterzuschlucken, wenn man sich keinen offenen Streit leisten kann.

(M. Schwefel)