Geschichten:Zwei Reiche, eine Hochzeit – Mutter & Sohn, Vater & Tochter

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Schloss Ginsterhold, Kaisermark Gareth, Ende Peraine 1041 BF:

Es war am frühen Nachmittag, ein lauer Sommerregen sorgte für eine wohlige Erfrischung für die weitläufigen Felder und Wiesen des Ginsterhags, als die schwarze Kutsche des Hauses Aimar-Gor den Allee-gesäumten Weg zum malerischen Wasserschloss Ginsterhold entlang fuhr. Dicht hinterher folgten mehrere Reiter. Im Innenhof angekommen, eilten unter den strengen Augen von Kastellanin Davine von Rossenrück sogleich Bedienstete herbei, um die Gäste ins Schloss zu geleiten, das Gepäck zu verstauen und die Pferde zu versorgen.

Im Aranischen Zimmer des Schlosses wartete die Hausherrin Rymiona von Aimar-Gor bereits sehnsüchtig auf die Ankommenden. An ihrer Seite ihre beiden Zofen Mandaia und Laitha, sowie ein vier Sommer zählendes Mädchen. Jeder, der das sogenannte Aranische Zimmer betrat, war erst einmal schier sprachlos und erschlagen von all der Pracht. Aranische Teppiche schmückten die Wände, die Vorhänge an den bunten Glasfenstern waren aus leichter Seide. Die Stoffe der großen Kissen und Polster, die sich überall im Raum verteilt zu bequemen Sitzgruppen zusammenfanden, waren aus besten Roab-Wolltuch, Baumwolle, oder gar Kamelhaartuch und kunstvoll bestickt. Seidene Vorhänge umschmeichelten die einzelnen Sitzgelegenheiten. In der Luft lag ein Hauch von Rosenöl.

Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor tat mit seiner Entourage ein. Er wurde begleitet von seinem Privatsekretär Romelio von Agur, seinem Kammerdiener Timshal von Palmyr-Donas und seinem Knappen Salix Borontreu von Zolipantessa. Auch sein Neffe Yalsin begleitete ihn, sollte er doch in Rommilys seinem neuen Schwertvater übergeben werden. Mit einem Lächeln schritt er auf seine Mutter Rymiona zu, die erfreut aufsprang.

„Mutter, hat dich mal wieder das Heimweh gepackt, oder warum empfängst du uns gerade hier?“

„Gönne einer alten Dame ein wenig Sentimentalität, mein Junge“, erwiderte die in jungen Jahren einmal Landvögtin von Palmyramis gewesene Dame der hohen Gesellschaft. Ihr großmütterliche Blick signalisierte dem Mädchen neben ihr, dass es nun an der Reihe war. Mit einen Satz stand sie vor Reto und umarmte ihn fest. „Ja, auch deine Tochter hat dich vermisst.“

Schließlich trafen auch Tawil von Ehrenstein und Retos Paginnen Xanjida von Sanzerforst und Irisa von Zolipantessa ein. Ihre Haare waren noch nass vom Ritt.

„Wie ich sehe hast du die Mädchen wieder mit deinen Hausrittern mitreiten lassen.“ Ein fast tadelnder Unterton lag in der Stimme Rymionas.

„Ach Mutter, die beiden Wirbelwinde waren einfach nicht zu bremsen.“ Reto zwinkerte den beiden Mädchen zu.

Alle Anwesenden ließen sich nun in kleineren Grüppchen auf den ausladenden Kissen, oder Diwanen nieder. Diener reichten würzigen Tee, den Saft von fruchtigen Arangen und süße Datteln.

Dieses adlige Zusammentreffen war eigentlich vielmehr ein Familientreffen, denn über Ecken waren fast alle miteinander verwandt. Das verwandtschaftliche Verhältnis von Reto zu seiner Mutter Rymiona und seiner Tochter Rohaja war offenkundig. Reto und sein Kammerherr Timshal waren Vettern, was ihm zu Rymionas blutsverwandten Neffen machte. Salix – Retos Knappe - war der Sohn von Retos Base Hanjida und seine Pagin Xanjida war die Tochter seines Vetters Gerwulf von Gareth. Tawil sollte einmal Sibella, die Tochter von Retos Base Suldana ehelichen. Rymionas Zofe Laitha und Retos Pagin Irisa waren Schwestern und weitläufig Basen von Salix – allesamt aus der Familie Zolipantessa. Rymionas erste Zofe Mandaia war ebenfalls eine Agur, wie Retos Privatsekretär. Ja, der Adel zog seine Kraft aus seinem eigenen Blute. Das war beim Haus Aimar-Gor nicht anders.

„Wie ich höre ziehen dich Reichsangelegenheiten nach Rommilys.“ Mit der ihr innewohnenden Eleganz setze Rymiona ihre Tasse Tee aus feinstem Unauer Porzellan auf einem kleinen, mit Schnitzereien kunstvoll verzierten Höckerchen ab.

„Mutter, wie immer bestens im Bilde“, Reto lächelte süffisant, „Ja und nein. Richtig ist, ich bin zu den Feierlichkeiten zur Vermählung zwischen den Kaiserreichen geladen. Berlinghan und Rabenmund werden im Namen der ewig schnatternden Gans zueinander finden und - so die Hoffnung – auch die Bande zwischen Adler und Greif vertiefen.“

„Na um das zu erreichen hätte man wohl aus Mittelreichischer Sicht keine schlechtere Wahl treffen können.“ Reto hatte den beißenden Spott seiner Mutter bereits erwartet. „Ein Haus der Reichsverräter und Kleingeistigen, die bei jeder nur auch so kleinen Gelegenheit das Haus Gareth hintergangen haben. Nun strebt das kleine Püppchen ja gar wieder nach dem Fürstentitel für ihr Haus wie man hört. Einfach lachhaft.“

„Ich stimme dir uneingeschränkt zu, liebste Mutter. Der Fisch vom Großen Fluss riecht vom Kopf aus, wie wir in der Reichsverwaltung zu sagen pflegten. Das Haus Rabenmund ist obsolet und dem Haus Berlinghan nicht im geringsten ebenbürtig. Aber nun ja, ich hätte es auch lieber gesehen, wenn wir Yrsya von Luring-Gareth als Braut ins Horasreich geschickt hätten.“

„Wie war, Kaiserblut hat mehr Klasse als Kaiser-Verräterblut, aber auch ersteres ist mitunter wenig aussagekräftig und mitunter beliebig.“ Das Lächeln der alten Dame war vielsagend. „Und was Yrsya angeht, da sind deine Beweggründe natürlich vollkommen uneigennützig, nicht wahr mein Sohn?“

„Natürlich!“ Reto nahm verschmitzt schmunzelnd einen Schluck Arangensaft aus einem Kristallglas.

„Nun, und deine eigentlich Mission wird es sein, dieses liebe Geschöpf“, Rymiona streichelte liebevoll den Handrücken von Xanjida, „nach Perricum zu geleiten, auf das unsere holde Saat ersprießen möge.“

„Ganz recht“, auch Reto blickte väterlich zu seiner Pagin, „ich werde mich in Rommilys mit dem Perricumer Seneschall Zordan von Rabicum treffen. Ab dann wird sie als Knappin in den Diensten unseres Kaiseringemahls sein und am markgräflichen Hof dienen.“

„Wirst du anschließend zu den Feierlichkeiten nach Greifenfurt reisen?“

„Greifenfurt? Mutter, du beliebst zu scherzen! Was soll ich denn bei den Orks? Ich werde mit Rabicum und unserem Täubchen hier“, Reto deutete auf Xanjida, „nach Perricum reisen. Dort werde ich mich mit der Reichsvögtin treffen – und natürlich mit den unsrigen.“

„Richte meine lieben Nichte Sulamith die besten Grüße aus.“

„Das werde ich, Mutter. Sie vertritt die Interessen unseres Hauses in Perricum formidable.“

„Das mag sein, doch schenke unserem jungen Ritter deine Aufmerksamkeit. Er ist sehr vielversprechend.“

Ramin hat mir in Mantrash'Mor gute Dienste erwiesen. Er wird in Rommilys – mit der Zustimmung seines Dienstherren - zu uns stoßen und dann werden wir gemeinsam zurück nach Perricum reisen. Und ja Mutter, er ist mehr als vielversprechend.“

Die Familie, das war es worauf Reto bauen konnte. Sein Blick wanderte zu seiner Tochter, die freudig lachend mit Irisa spielte. Stolz erfüllte ihn.