Geschichten:Zunge wie ein Säbel - Tagebucheinträge

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Phex 1043 BF bis Efferd 1044 BF

Aus den Tagebüchern der Fatime von Pfiffenstock, geb. Rabenstock, "übersetzt" in eine vielweniger blumige und künstlerische Sprache:

Phex 1043 BF:

"Welch eine Katastrophe - und doch so ein erhebender Moment. Die zugegebenermaßen wohlgesetzte Inszenierung des Seneschalls an der Brücke geriet erst zu einem Desaster als sich dunkle Fluten und Wasser aus dem Darpat erhoben und einige Gäste in den Tod rissen und dann zu einem wahren Triumphzug der Perricumer, die ich seltens so geeint sah, während sich der Geist Sankta Reshminas und des Landes im Kampf und der Fürsorge auf ihre Gemüter legte, nur um danach wieder zu entschwinden, jedoch eine vage Idee davon zurück zulassen..."

"...Und kaum bin ich zurück mit dem kaumnützigen Miran, der wahrlich länger zur Genesung brauchte als gedacht, erreicht mich die Nachricht von Rohalan und meinen getreuen Saba'Ran, dass das Geheimnis der verschworenen Altmärker- und Ruchinerinnen wohl weniger die Lade selbst, als mit ihr zusammenhängende Beigaben bzw. Intarsien sind. Jedenfalls scheint den es diesen Dünkelgänsen immer gehörigeren Wind unter den Flügeln zu verschaffen, auf jeden Fall gebaren sich immer mehr so, als würden sie das Sagen haben. Doch die Geschichten lehren uns dass, die Jungvögel die sich allzu früh flügge fühlen eine harte Landung erwartet. Phex sei Dank haben Vater und der neue alxertisische Aldwainer ein Auge auf die Beiden. Und so lange sie sich nicht mit diesem lauthalsigen Aranier verbünden, sollte ich das im Griff behalten können. - Welch schreckliche Vorstellung ein Bund wäre, ich werde sogleich meinem Vasall Suberan ein Schreiben schicken, wie es um die Aranierinnen dort steht.

Ingerimm 1043 BF:

"..., aber es soll mich dieser Ärger für Heute nicht weiter grämen, es gibt auch schönes zu berichten. Mein Haselhain gedeiht, Reisende bestätigen mir die Sinnhaftigkeit der neuen Pfade Haselhains, seine Fülle an Leidenschaftlichkeiten und das freudige Gemüt seiner Bewohnerinnen. Aber vorallem seiner Genüsslichkeiten das Leben betreffend, seien es seine edlen Gewänder, die Einkehr in Rashia'Hal, die bildhaftesten Geschichten oder die Weine, Liköre, Brände und andere leibliche Genüsse, welche ihnen dieser liebliche Fleck Land ihnen bietet. Der Sommer steht vor der Tür, die Blüte steht bald in voller Pracht. Und das ist mein Verdienst, trotz aller Widrigkeiten. Die Schule, meine Bemühungen den Wohlstand und die Lieblichkeit Haselhains auch in der Kunst aus und auf seinen Wegen und Orten auch darzustellen, es fruchtet, wie auch meine Saba'Ran und meine Beziehung zu meinen neuen Verbündeten. Während erstere mir Rat, Repräsentanz und Schild sind, erblühen zweitere zu feiner Pracht. Geflüchtete Gemahle, zu zaghafte und verspielte Verbündete aus dem Osten, Streitsüchtige aus dem Süden, ewiggestrige aus der Mitte und Phänomene im Norden und Westen, sie alle können mir das nicht nehmen - in diesem Moment. Dieser ist meiner und ich werde weiter daran arbeiten, das er anhalten mag..."

Rondra 1044 BF:

"...Dies ist ab nun ein wirkliches Trauerspiel, eine kleine Tragödie. Ich hatte wirklich die größten Hoffnungen, dass ein Wiedersehen, Selo und mich wieder näher zusammenführen könnte. Doch so sehr er mich früher auch inspirierte und mich staunen ließ, so sehr ist er heute nur noch ein Abbild dessen, der mich so berührte. Er ist ein Getriebener, getrieben von der Vorstellung und dem Willen, einjeder ihr Scheitern vorzuführen, selbst im Triumph. Die letzten Jahre und seine Reisen haben ihn zusehens weiter dort hin geleitet und so sind die Umarmungen fahl und die Worte leer, obwohl sie üppig und voll sind. Vielleicht mögen das andere nicht sehen, doch ich erkenne ihn nicht mehr, seine vielleicht einzige wirkliche Freundin und Wesensgenossin, das ist dahin. Er hatte kaum ein Blick für das Schöne was ich ihm hier bereitete, er sprach und frotzelte ausschließlich über Fehden, Possen, Spötteleien, Bünde und Nichtbünde, aber vorallem diesen Prinzen, den Sohn seines Freundes, der ihm vielleicht den letzten Stoß gab. Ich kann ihm nicht mehr helfen, er ist zu weit von mir, er muss es selbst tun oder seine Obsession wird zu Wahn werden. Geliebter, ich wünsche dir das beste und Genesung auf deinen Reisen, aber du musst jetzt gehen, ich kann dich hier nicht gebrauchen, ich bin stärker als das. Außerdem weiss ich nicht wessen noch so jungen Funken ich da in mir trage, ist es dein letztes Geschenk an mich oder ist deine Zeit schon längst vergangen? ..."

Efferd 1044 BF:

"...der Adel Großgaretiens, wie es mein weitreisender Gatte nennt, war zu Gast in Perricum um die Blutigen Schwerter der Fehde niederzulegen, nur damit der Markgraf die Mutigsten Perricums so gleich wieder zu den Waffen rufen konnte. Welch ein Schauspiel – da sage nochmal jemand, die Garetier verstünden nichts von der Kunst des Theater. Wenn sich das nicht noch einmal rächte, jetzt wo die streitsamen Stimmen der Aranierinnen im Süden Perricums kaum noch zu überhören sind - hier ist es längst nicht mehr nur der Name dieses Kazars, welche durch den Haselhainer Süden schallt - ein ständiges Ärgernis. Ich blieb dem ganzen Spektakel in der Hauptstadt jedenfalls fern, vielleicht auch wegen den Aranierinnen, ganz sicher auch wegen den aufmüpfigen Schwestern - wie ich sie mittlerweile nenne - aus Altmark und Haselflur, aber vorallem wegen meinem Gockelgatten. So sehr ich mir die alten Tage mit ihm auch herbeisehne, so sehr sind sie auch verstrichen. Wie ich bereits schrieb, war sein Besuch hier von Wirrungen, Kühlheit und Leidenschaftslosigkeit gekennzeichnet. Und nachdem er eine Weile Reißaus bei seinem zwiegesichtigen Freund Leomar von Zweifelfels in Sahabur genommen hatte, war er mit ihm laut pompösend zu eben dieser großgaretischen Herrschausposse gereist. Aber nicht etwa um dort sein seltsames Spiel, das er als Politik versteht, zu treiben, sondern um einen dieser armen Lumpenritter aus dem zerrütteten und zurückgefallenen Hartsteen bei einem Duell vorzuführen. Über das Ergebnis dieses Eiteltums will ich gar nicht schreiben, nur, dass das spöttelnde Wesen meines Gattens ihm vielleicht doch manchmal selbst mehr spottet als er es sich eingestehen will. Ich hoffe er bringt sich oder gar uns alle nicht irgendwann einmal in Gefahr damit.
Aber es gibt auch positives zu berichten, mein Verbündeter und Selos Vetter Astaran hat im Umfeld dieser markgräflichen Heerschau wie stets äußerst feinfühlig gewaltet und dabei (vielleicht) unbewusst meine Bundesbemühungen mit den Alxertisern bestärkt und unterstützt. In dem er - wo man uns doch gesellige Verbündete kennt und wir den gleich Namen tragen - nach einer Feier der Alxertiser einen dort vorgefallenen, tragischen Anschlag aufdeckte. Eine Tat die Seneschall gar mit mit Pomp, Orden und sich einigen Hintergedanken belohnte. Ebenso wie meine Alxertiser Verbündeten die Taten Astarans - und seinen Mitstreiterinnen - mir mit einem baldigen Besuch vergelten werden, dessen Ankündigung sich äußerst wohlwollend las. Es kann ja nicht immer alles nur Ärger bedeuten, wobei es turbulent bleiben wird. Ebenso wie das heranreifende Kind in mir, bei solchen Kräften, kann es wirklich kaum von Selo sein. Ach, Selo manchmal vermisse ich dich eben doch..."