Geschichten:Zunge wie ein Säbel - Postille

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Aus einem Gastbeitrag einer baldigen Ausgabe der Perricumer Postille, Firun 1043 BF:

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"Die Mär von der Starken Frau (Al’Mar han al'Faru azark)

Einst waren zwei Brüder - Krieger - in der weißgoldend-strahlenden Stadt der geflügelten Katzen am Meer der Perlen, die sich in ihrem Ruhm als hohe, auserwählte Streiter ihrer Göttin sonnten. Doch ihre Göttin missbilligte ihren Müßiggang und ihre Selbstgefälligkeit, weshalb sie ihnen manigfaltige Gesichte sandt', aber die Brüder wollten nicht verstehen und gefielen sich noch darin. So dass ihre Göttin sie verlassen musste, selbst von Schmerz gepeinigt, doch im Zorn über die die Eitelkeit der Brüder. Die Stadt in der die Brüder lebten verfiel zusehends, doch die Brüder meinten dem Verlust durch ihre vermeintliche Herrlichkeit zu trotzen. Zu spät erkannten sie den Verfall, gerieten in tiefe Trauer und wurden bestraft durch Frauen und Männer die da kamen mit Pauken und Trompeten, um den traurigen Rest ihrer Stadt nahmen. Und noch gewaltiger wurde die Trauer der Brüder, als sie erkannten dass an der Seite der Fremden ihre Göttin, in anderem Gewand, erneut Einzug hielt in die Stadt und diese wieder erblühte. In ihrer Trauer stritten sich die Brüder und wurden entzweit, so das es den einen im Norden hielt, während es den anderen in den Süden zog.

Und weil er vom Bruder im Süden lange nicht eine Nachricht hörte und er einsam war, fand er Trost in einer Frau. Die ihn erkannte in seiner Trauer, da ihr Herz ebenfalls blutige Tränen weinte ob des Verlusts der Brüder. Und so konnten beide ihre Trauer durch die Liebe blenden. Dem Bruder des Nordens gab das seine Stärke zurück, denn sie hatte mehr als genug davon und konnte ihn davon nähren, da die Stadt der geflügelten Katzen von jeher starke Töchter gebar, die selbst größtes und düsterstes Leid ertragen konnten und noch daraus Größe schufen. Die erhabenste dieser Töchter trug den Namen Dassareth und erbaute gar ein ganzes Königinnenreich aus ihrer Trauer und Kraft im Land des Bruders des Südens. Doch dies ist eine andere Waise.

Denn das Schiff der Zeit umsegelte nur wenige Wogen, da brach sich die selbstsüchtige Trauer des Bruders wieder Bahn, der sich von der Stärke seiner Frau abhängig sah und nicht fähig war selbst aus der Trauer Stärke zu ziehen. Und seine Trauer wandelte sich in Wut und Obsession auf der folgenden Suche nach Stärke [seiner Göttin], die er schließlich durch deren blutigen Sohn zu finden geglaubt hatte. So begann er die Stärke seiner Göttin über die Schwäche des Sohnes zu definieren. Was dazu führte dass er alles an der traurigen, zerstörerischen Härte des Sohnes maß. Sein Leben, seine Kunst, sein täglich Werk, aber auch seine Frau, die diesem Maß nicht gerecht werden konnte und wollte - einem wütenden Zerr- und zersprungenen Spiegelbild einer starken Frau, vermeintlich der alten Göttin gleich. Jedoch definiert durch den kriegerischen und zornigen Bruder, der sich dem gewaltvollen Sohne hingab.

Die traurige Wut des Bruders des Nordens gebar erneut viel Leid für die Tochter Nebachots - seine Frau - doch in ihrer Stärke hielt sie dem Stand, in dem Wissen, dass er sonst verloren wäre in seinem Selbstmitleid. Wie stets spornte das Leid der Frau sie zu neuer Größe und neuen Höhen an, bis sie über ihren Mann hinaus gewachsen war und sie seine Selbstherrlichkeit - diesmal geboren aus Wut, egoistischer Obsession und dem Mitleid gegenüber sich selbst - nicht länger ertrug.

Und wie ihrer beider Göttin offenbarte sie ihre wahre Stärke und verließ seinen törichten und selbstgerechten Pfad, den sie nicht länger mit ihm beschreiten konnte und wollte. Mit traurigem Schmerzen in der Brust, aber mit Zorn im Geiste. Und auch sein ungestümes toben und sein mitleidiges wimmern brachten sie nicht davon ab auch ihrer beider Kinder mit sich zu nehmen. Hinfort von seinem alten, ausgetretenen Weg. Auf dass diese zwar um den Vater trauern konnten, aber nicht von seiner Wut lernten, so dass dereinst Freude und Glorie ihr Leben sein würde.

Und so schritten sie gemeinsam auf der Straße der freudigen Ungewisstheit, hinzu auf die alte Stadt ihrer Ahnen, die nun einen anderen Namen trug und in der ihre Göttin und ihre Schwestern (und Brüder) auf sie warteten.

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Gewidmet den Frauen vom Perricum, zuvörderst den Töchtern Nebachots. Ersonnen und gegeben durch die ehrenwerte Haimamuda und Baronin von Haselhain Fatime von Pfiffenstock, im Mond des grimmen Jägers des Nordens, im Jahre 1043 nach dem Fall des tausendtürmigen Bosparans, 1915 nach dem Fall dem des traurigen Nebachots"