Geschichten:Zunge wie ein Säbel - Die Höllenwaller Verwandtschaft

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Gut Schwarzfächerheim, Baronie Haselhain, Travia 1043 BF

Und das war also das neue Heim von ihm und seinen Geschwistern, eigentich wäre es ganz angenehm. Seratin besah sich den Raum in den man sie nun geführt hatte. Wäre doch nur auch Amara hier, gemeinsam hätten sie es einfacher gehabt, mit der Reise, der aufmüpfigen kleinen Schwester und dem noch sehr jungen Fidan. Doch er hatte den Weg alleine mit den Geschwistern antreten müssen, nur mit einem Vertrauten seines Vaters. Denn Amara weilte nun schon eine Zeit in Waldstein...Waldstein, da wo Feen regierten. Das Oberhaupt hatte sie dort hinverfrachtet, ein Gockel namens Selo, den Seratin nichtmal kannte und den sein Vater auch nicht sonderlich schätzte.

Und dann war die Hölle gestürzt, die Mutter getötet und der Vater, verstümmelt und gleich zweimal entführt worden und kaum wieder zu erkennen, nicht nur äußerlich. Natürlich hatte er sich mit der Kraft Kors jedesmal frei kämpfen können und er war auch wieder Heim gekehrt, aber dieses Heim war nicht mehr sicher und der Vater führte einen stätigen Kampf innerlich und äußerlich. Das hatte Seratin gespürt, etwas ließ den Vater nicht mehr los und trieb ihn um, während er täglich Verfluchungen und bittere Kampfesschwüre gen Wall warf oder die Grenzen der Heimat bis auf das Blut verteidigte.

Diesen Selo hatte der Vater dann kontaktiert, den Gockel, doch der trieb gerade seine Spielchen fernab der Perricumer Heimat der Pfiffenstocker. Labte sich dort wohl amüsiert an der hochkochenden, auch hier mit Vorsicht beobachteten Fehde und deren Ränke. Hatte den Vater noch schlicht an seine Gemahlin verwiesen. Doch die hatte schnell reagiert und angeboten, er, Joleana und Fidan könnten nach Haselhain kommen, nach Perricum.

Er hatte nicht gehen wollen, er hatte an der Seite seines Vaters stehen wollen, doch dessen Gedanken waren woanders und er hatte seinem Sohn, ihm, aufgegeben seine Geschwister zu beschützen.

Erstmal musste er den kleinen Fidan vor Joleana schützen, die erneut eigensinnig ihren Willen gegen ihn durchsetzte. Er wies sie zurecht, sie schmollte, wie es ihre Art war und Fidan weinte. Wer konnte es ihm verübeln? Zwar war ihr Vater nie von seiner heimischen Kultur abgewichen und hatte sie stets dementsprechend erzogen und ihnen Geschichten aus ihrer - seiner - Heimat erzählt, doch waren sie nunmal an einem anderen Ort aufgewachsen und die Mutter war eine nur all zu stolze Eslamsgrunderin - Höllenwallerin - gewesen. So war es hier vertraut, aber doch auch sehr fremd. Nicht dass Seratin sich all dem bewusst gewesen wäre, dennoch beschäftigte es ihn.

Man hatte ihnen erzählt, dass die Baronin sie vorerst hier unterbringen würde, damit sie erst einmal in Ruhe ankommen konnten, was immer das auch bedeuten mochte. Nichts war ruhig, alles schien sich zu bewegen.

Da vernahm Seratin ein Gespräch aus dem Nebenraum, jemand hatte wohl die Tür nicht richtig geschlossen: "...Baram in Lichtenwald hält sich weiterhin bedeckt, Euer Hochgeboren. Vmtl. wartet er ab, wie die Dinge sich dort nun entwickeln, so bleibt er Euch eine Antwort schuldig, aber erkundigt sich nach Eurem Gatten und entsendet euch beste Grüße." Die leicht metallen klingende Stimme eines Mannes.

Eine erzählgewohnte, schöne Frauenstimme antwortete: "Der Unbelehrbaren Zahl ist unermesslich, main Guter Ran Yulan, doch auch der letzte - so töricht heimgesucht er auch sei - wird zur bitteren Einsicht kommen, nicht mit den Koramsbestien zu speisen, die letztlich nur auf seinen Tod warten. Entweder das oder sein Schicksal werden ihre Zähne in seinem faulen Fleisch sein. Soll er doch mit den Bestien solange er will abwarten und seine traditionelle Gefolgschaft heucheln und meinen Gatten vorschieben. Doch verbeugt er sich doch längst vor den sinistren Weibern, die Herdentor unter sich aufgeteilt haben. Ich hoffe für ihn, dass er einst zur Vernunft kommen wird und ich hoffe für uns alle, dass meine "Freundinnen" dort drüben dies auch tun werden. So dass wir jedoch die stärkere Patrouillierung an den Ostgrenzen, auch zu den blutigen Schakalen in Sebarin, weiter aufrecht erhalten und uns weiter unseren neuen Verbündeten zuwenden, was augenscheinlich wohl der wahrhaftigste Pfad, war den ich begehen konnte. Doch sind anscheinend die Höllenwaller Kinder angekommen, führt sie doch herein, ich will mich ihnen vorstellen..."

Seratin fühlte sich in dem ertappt, während er gelauscht hatte, hatte sich die Tür wohl noch einen Spalt weit geöffnet und nun fixierte ihn der wohlwollende Blick einer Frau mit seltsamen Flecken im Gesicht, die auf einem flachen, gepolsterten Hocker hinter einem tiefliegenden Schreibtisch saß. Und dann bemerkte er den imposanten, schwarzen Ritter der sich ihm näherte.