Geschichten:Zornesritter in Leihenbutt - Teil 4

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Am nächsten Morgen

Das Praiosrund erhob sich langsam im Osten. Die ersten Strahlen breiteten sich über dem wolkenlosen Himmel aus und fanden ihren Weg in den Tempel zu Schwertwacht und erfüllten diesen schließlich mit strahlendem Licht.

Alexis erhob sich aus seinem morgendlichen Gebet, welches er immer machte bevor die Novizen oder andere Ordensmitglieder den Tempel betreten.

Er war alleine mit der Nähe zur Göttin, wie auch in der Nacht zuvor als er zwei Wassermaß nachdem er die Pforte zum Heiligtum verschlossen hatte, seine Worte an die Göttin wandte.

Die Tempelpforte öffnete sich. Drei Novizen betraten den Tempel. Der Praetor strich sein Gewand gerade und richtete sich auf.

„Rondra mit Euch und einen guten Morgen. Entzündet die Lichter und bereitet den Tempel für den späteren Göttinsdienst vor. Elvin, hol eine Wasserschale mit Wasser und ein Tuch für Weibel Beradje.“

Die drei grüßten den Praetor, erwiesen ihm entsprechend die Ehre und taten wie ihnen befohlen.

Es dauerte nicht lange, bis die beiden älteren Novizen den Tempel hergerichtet hatten, dies war ihre tägliche Arbeit, die sie wohl verstanden. In dieser Zeit holte der junge Novize Wasserschale und Tuch.

Alle drei hielten mit dem Geweihten ein kurzes Gebet und erhoben sich wieder. Der Praetor trat vor und öffnete das Heiligtum. Stumm trat er ein, gefolgt vom jungen Novizen mit der Wasserschale und dem Tuch. Die beiden anderen Novizen warteten vor dem Eingang des Heiligtums.

Leise, mit würdigen Schritten gingen der Geweihte und sein Novize auf den Knienden zu. Bei ihm angekommen, legte Alexis die Hand auf dessen Schulter, so als fürchtete er fast den Betenden zu unterbrechen. „Es ist soweit“, raunte er Alfred zu, „seid Ihr bereit, Bruder?“

Stumm stand der gerüstete Krieger auf, hob das Schwert empor und nickte dem Praetor zu. Dieser nahm von seinem Novizen ein Tuch entgegen, feuchtete dieses in der ihm dargereichten Schale an und tupfte damit Alfred das Gesicht ab.

„Dann folgt mir!“ sprach der Praetor.

Er reichte dem Novizen das Tuch und schritt voran. Alfred, sein Schwert auf den Armen haltend, verließ mit gleichmäßigem Schritt die Stätte des Gebets – seinem weiteren Leben entgegen schreitend.


Auf dem Hof, vor dem Tempel zu Schwertwacht


Alfred und Alexis traten durch den Torbogen, gefolgt von den Novizen, die am Torborgen zurückblieben. Die Zornesritter waren allesamt auf dem Rondraplatz, dem Hof des Rondratempels zu Schwertwacht, versammelt und bildeten eine Gasse, an deren Ende der Großmeister, sowie der Wächter der Wacht Greifenfeste und der Hüter des Wissens warteten. Geweihter, Ritter und Magier.

Praios’ Antlitz sendete seine Strahlen über Garten und Platz und ließ alles in seiner Pracht erstrahlen.

Der Praetor blieb vor der Eingangspforte seines Tempels stehen und blickte zu Alfred. Er wies zum Ende der Gasse. Alfred blickte in die Richtung und wieder zum Geweihten. Dieser nickte ihm freundlich zu. Es war sein Weg… Alfreds Weg.

Alfred schritt auf die drei zu und kniete vor ihnen nieder, sein Schwert noch immer vor sich haltend. Jeder seine Schritte wurde von den versammelten Kriegern mit einem Faustschlag auf ihre Schilde kommentiert.

Seine Exzellenz der Großmeister musterte den Krieger, bevor er dessen Schwert entgegennahm und damit die Schultern Alfreds berührte.

„Im Namen der Herrin Rondra, des Herrn Praios und der anderen unsterblichen Zehn, im Namen der Ehre, des Mutes und der Treue und im Namen der Liebe und Achtung vor jeglicher gutherzigen Kreatur sende ich diese Klinge auf deine Schultern, die fortan eine ehrenvolle, aber schwere Bürde tragen sollen.

So erhebe Dich nun Ritter von Schwertwacht!“ Mit diesen Worten überreichte der Großmeister Alfred sein Schwert zurück und gab ihm den Kriegerkuss auf beide Wangen. „Ihr habt Euch, über all die Jahre hinweg als würdig erwiesen für diese Bürde die Ihr nun tragt, Leutnant!“

Nach der verbrachten Nacht im Heiligtum des Rondratempels zu Schwertwacht hatte Alfred sicherlich mit dem Ritterschlag, aber ganz gewiss nicht mit der eben ausgesprochenen Beförderung gerechnet. So blickte er auch überrascht drein, als nun Phelian Winterkalt vortrat und ihm die Rangabzeichen des Leutnants an die Brust heftete.

„Meinen Glückwunsch Bruder!“

In der Tat, war Alfred Beradje verunsichert und überrascht. Die Ehre und das Vertrauen, was ihm heute widerfuhr, war tatsächlich mehr als er gerechnet hatte. Nach der ersten Überraschung trat ein Lächeln auf das Gesicht des frisch erhobenen Leutnants – ja, er freute sich, diesen Titel und diese Bürde nun tragen zu dürfen und er hoffte mit all seiner Kraft, dass er diesen Rang ausfüllen würde können.

„Danke“, sagte er nur schlicht auf die Glückwünsche, die ihm gegeben wurden.

Auch Aischa reihte sich in die Reihe der Gratulanten ein. Herzlich umarmte sie Alfred: „Auch meine Glückwünsche, Bruder. Du hast es dir verdient.“

„Danke, Schwester. All meine Kraft werde ich aufwenden, um diese Aufgabe verantwortungsvoll ausfüllen zu können!“, antwortete Alfred.

„So soll es sein!“ klopfte auch Alexis Alfred auf die Schulter. „So kommt denn alle, eine Dame wie die Herrin Rondra lässt man nicht warten. Die Pforten des Tempels sind wieder geöffnet.“ Mit diesen Worten und einem Lächeln lud der Praetor alle anwesenden Ritter zur folgenden Rondra-Andacht ein.


Später

Nach der Rondramesse, an der täglich jeder anwesende Zornesritter teilnimmt, sowie an den folgenden ersten Stunden der Schwertübungen und Leibesertüchtigungen, hatten sich Phelian Winterkalt, Aischa saba Melin, Serafin Feuerblitz sowie Alfred Beradje, Anjun von Ingrams Fels und der Hüne Manujuk, dessen südländisches Erbe deutlich an seiner dunklen Haut zu erkennen war, erneut im Kartenraum versammelt.

Ein Knappe des Ordens sorgte dafür, dass den anwesenden Herrschaften ein einfaches Frühstück mit frischer Milch und kühlem Wasser gereicht wurde.

„Ich danke Euch, für Euer Erscheinen.“ Eröffnete der edle Herr Winterkalt in seiner kurzen, knappen Art und Weise. „Ihr seid alle bereits über die nötigsten Punkte informiert, die ich hier erneut zusammenfassen werde.“

Phelian schaute in Richtung Aischa. „Ihr, Schwester, werdet diese Mission vor Ort leiten.“ Wieder in die Runde blickend fuhr der Wächter der Wacht Greifenfeste fort. „Uns sind Informationen zugetragen worden, dass es in der Baronie Leihenbutt zu ungewöhnlichen Vorkommnissen gekommen sein soll. Die Anschuldigungen richten sich dabei vor allem gegen die Dame Comtessa Simiona di Silastide-Marvinko die sich Mittels schwarzmagischer und daimonider Hilfe der Baronie bemächtigt und mehrere Anschläge auf ihren damaligen Gatten verübt haben soll. Damit wir nicht länger im Dunkeln wandeln, werdet Ihr Manujuk, Euch in Leihenbutt umsehen und umhören. Euch zur Seite steht dabei Anjun.

Ihr, edle Dame“, Phelian richtete erneut seine Aufmerksamkeit auf die Wächterin saba Melin, „werdet Euch direkt zur Comtessa begeben um zu sehen, wie es direkt auf Burg Leihenbutt bestellt ist. Bedenkt dabei, dass sich Leihenbutt in der Nähe zur Wildermark befindet und wehrhafte Umbauten daher nicht ungewöhnlich sein sollten.

Euch zur Seite wird unsere Schwester Seanna Maraghain stehen, die in Gareth zu Euch stoßen wird.“

Winterkalts Aufmerksamkeit galt nun Alfred. „Euch Bruder entsende ich zur Burg Trollhammer zu seiner Hochgeboren von Hirschfurten. Sollte etwas an den Gerüchten dran sein, denen die edle Dame und Bruder Manujuk nachgehen werden, so ist das Leben des Barons auf das Höchste bedroht und Ihr seid mit für seine Sicherheit verantwortlich. Leider kann ich Euch niemanden zur Seite stellen, der auch nur entfernt abkömmlich wäre. Sollten die Informationen, die von Hirschfurten uns hat zukommen lassen jedoch falsch sein, so liegt es an Euch die genauen Hintergründe zu erkunden.“

Phelian Winterkalt schaute abschließend jeden in der Runde an. „Jetzt gilt es, genau festzulegen, wer wie vorgeht, damit ihr euch vor Ort gegenseitig schützen könnt. Vorschläge?“

„Unsere vordringlichste Aufgabe ist die Beschaffung von verlässlichen Informationen.“ entgegnete Aischa. „Die Comtessa darf nicht vermuten, dass wir von ihrem ehemaligen Gatten auf sie aufmerksam gemacht wurden, sonst wird sie sicher alles tun, um uns Steine in den Weg zu stellen. Wir können den Verdacht diesbezüglich ablenken, wenn wir sagen, wir seien auf einer Patrouille, um den Orden über die Lage in den Grenzgebieten zu informieren. Vielleicht können wir damit eventuellem Misstrauen begegnen. Gleichzeitig sollten wir versuchen, Mitglieder der Bevölkerung vorsichtig zu befragen. Wenn wir Glück haben und vorsichtig vorgehen, können wir so wahrheitsgemäße Informationen erhalten. Was den Schutz angeht – nun, Vorsicht und Voraussicht müssen unser Schutz sein, denn sollte es wirklich zu Handgreiflichkeiten kommen, haben zwei Ordenskrieger gegen einen Söldnertrupp, der sogar noch von einem Magier begleitet wird, kaum eine reale Möglichkeit zu überleben, das ist klar.“ Aischa trug dieses Risiko mit neutraler Stimme vor, bevor sie dann die Frage anschloss. „Gibt es eine Möglichkeit, schnell eine kurze Nachricht an den Orden abzusetzen, sollte es gefährlich werden? Außerdem müssen wir entscheiden, wer von uns im Zweifelsfall auf jeden Fall geschützt werden muss, damit er den Orden benachrichtigen kann.“

„Was und wie Ihr es der Comtessa will ich gar nicht wissen Aischa. Das müsst Ihr vor Rondra und Euch verantworten. Mir ist nur wichtig, dass die Informationen Schwertwacht erreichen. Wer sie überbringt und damit zu schützen ist, müsst Ihr vor Ort entscheiden.“ Phelians Ton klang berechnend effizient. Er war – in seinem Leben, bevor er den Orden beitrat – zu lange Soldat gewesen, als sich von Gefühlen von seinem Ziel abbringen zu lassen. Ein Umstand, der ihn abweisend und kaltherzig erscheinen lässt. „Geht diplomatisch vor, ohne Euch zu verraten.“ Aischa war in diesem Fall nicht klar, ob Phelian mit dem letzten Satz die Mission, oder Aischas rondrianische Gesinnung meinte. Jedoch ließ der Wächter ihr auch keine Zeit darüber nachzudenken, fuhr er doch sogleich fort.

„Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, mit uns schnell in Kontakt zu treten, ist jene, dass Ihr es selbst schafft, oder einen verlässlichen Boten entsendet.“

„Wie gedenkt Ihr soll Aischa dabei vorgehen?“ warf Serafin fragend ein. „Wenn sie mit Manujuk nicht ständig in Kontakt steht, so kann sie auch nicht wissen, wo sich jener ständig aufhält und somit kann er Aischa im Bedarfsfall nicht zur Hilfe eilen.“

Winterkalt nickte bei dieser Ausführung mit einem verbitterten Gesichtsausdruck.

„So werden wir heute besprechen, wo wir an welchem Tag unserer Mission sein wollen.“ Schlug Anjun vor. „Die edle Dame weiß somit, wann sie uns wie erreichen kann.“

„Zumindest kennt sie euren Weg.“ Pflichtete auch Phelian bei. „Und kann somit euch folgen oder entgegen reiten.“

Aischa nickte zustimmen. „Wir sollten versuchen, uns zu treffen, aber das Wichtigste ist, daß die Erkenntnisse, die wir gewinnen, Schwertwacht erreichen.“

[...]

„Da ich, wie Ihr schon sagtet, alleine reisen und meine Aufgabe vor Ort in der Burg Trollhammer alleine verrichten werde, so muss ich für meinen Schutz auch alleine Sorge tragen. Es steht jedoch zu vermuten, dass seine Hochgeboren von Hirschfurten einige weitere Vertrauten an seiner Seite hat und auch über Ressourcen verfügt, die eine Benachrichtigung von Schwertwacht ermöglichen, sollte die Notwendigkeit bestehen. Ich möchte daher vorschlagen, dass die edle Dame nach Abschluss der Informationsbeschaffung ebenso zur Burg Trollhammer kommen, sodass wir dort das weitere Vorgehen besprechen können“, erwiderte Alfred.

„Ich halte dies für gewagt, Bruder“, sagte Serafin mit einer ruhigen, etwas heißer klingenden Stimme, „Schwertwacht wäre dann noch immer nicht verständigt und Ihr – auch wenn Ihr auf Trollhammer seid – seid dann auf Euch und auf die Mittel des Barons angewiesen.“

„Trollhammer liegt einfach näher, hochweiser Herr. Zudem ist es die Stammburg derer von Hirschfurten und eine trutzige Feste.“ Der Magier nickte zustimmend, während Alfred einen Moment überlegte. „Andererseits muss ich Euch beipflichten, Schwertwacht liegt auch nicht allzu weit entfernt. Ein strammer Tagesritt, wenn es zu keinen Komplikationen kommt. Wir sollten also in der Tat wieder hier zusammen kommen, um Rat zu halten.“

„Dann ist dies also beschlossen?“ fragte Serafin nach. Phelian schaute in die Runde und nickte dann abschließend.

Auch Aischa stimmte diesem Plan zu. So war es wohl am Besten.

Nachdem sich der Rat aufgelöst hatte, nahm Phelian Aischa noch mal zur Seite, so dass die anderen ihrem Gespräch nicht folgen konnten. „Schwester, ich kann Euch nicht zuviel verraten, doch seid gewiss, sollte Euch jemand in Leihenbutt ansprechen, sich für Eure Augen interessieren und finden, dass diese rotgolden Praiosfunken wieder spiegeln würden, so vertraut ihm. Die Person ist ein Freund und wird Euch helfen.“ Den Wächter traf ein offener skeptischer Blick aus den dunklen Augen der Südländerin, doch wirkte dieser nicht unfreundlich: „Phelian, Ihr erstaunt mich immer wieder.“ entgegnete Aischa dann schließlich. „Ich werde nicht weiter nach den Hintergründen fragen und Euch vertrauen. Danke für die Hilfe.“



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7. Phe 1031 BF zur abendlichen Hesindestunde
Vierter Teil
Dritter Teil


Kapitel 4

Fünfter Teil
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