Geschichten:Zackenduster - keine Tälerortigkeiten!

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"Im Winter ist das doch Wahnsinn! Du bist auch nicht mehr der Jüngste!“ Leodane warf ihrem Gatten einen finsteren Blick zu, den dieser auch prompt erwiderte. Ort des Streites war das Gemach auf Salcaprea, das der Heermeister und Landvogt bewohnte, wenn er seine Gattin besuchte. Auf dem Bett lagen sauber gefaltet ein Wams und warme Beinkleider einträchtig neben dem Anderthalbhänder des Firunslicht, einem Trinkhorn… die Satteltaschen standen davor und ein Diener war mit dem Kopf schutzsuchend in der offenen Kleidertruhe abgetaucht. Hauptmann von Birkenbruch stand etwas betreten in der Tür, die er nicht gegen Leodane hatte halten können, als diese der jungen Zillingerin begegnet war und die Knappin ausgepresst hatte, wohin sie denn jetzt mit dem Kettenhemd ihres Lehrherrn wolle. Das Mädchen hatte nichtsahnend und freudestrahlend Auskunft gegeben, immerhin fand sie selbst nichts Schlimmes daran, endlich wieder in die Berge zu reisen. Ungewollt hatte sie damit den Sturm heraufgerufen, der sich mit von Birkenbruchs Ankunft wenige Stunden zuvor angekündigt hatte… Leodane betrachte Ihren Gatten. Sie kannte den Ausdruck - viele hielten ihn dann für grimmig oder unfreundlich. Sie wusste wie das zu deuten war, zuckte innerlich mit den Schultern und führte ihr Tagwerk weiter. Egal was sie sagen würde - er würde ja doch machen was er wollte. Zumindest wenn sie auf Konfrontation blieb. Später könnte sie immer noch mit ihm verhandeln.


"Wir haben es bestätigt. Die Bedeckung ist relativ wohlbehalten auf Gut Rotbach an der Küstenstraße in Vellberg angekommen… Den Umständen entsprechend. Durchgefroren, zwei Armbrüche, einige kräftige Beulen… nur ein Totalausfall. Den Berichten nach waren es keine Trollzackbarbaren. Wären es welche gewesen, hätten wir vermutlich keine Berichte gehabt.“ Jarin von Birkenbruch und sein Dienstherr waren allein in der kleinen Schreibstube. Der junge Hauptmann war gerade erst angekommen von Perlenblick her, wo die Nachrichten aufgelaufen waren. Es war fürchterlich – nachdem es noch im späten Herbst einen Händler erwischt hatte, war nun einer der Proviantwagen überfallen worden, die Angareths Wintervorräte auffüllen sollten. Und alles deutete auf eine große Bande Trollberger hin… eventuell sogar ein ganzer Klan. Die Lage war ernst. Aldrons gute Beziehungen hatten mehrere der Sippen fest ins Gefüge der Markgräflichen Strategie geführt. Vor allem um den wichtigen Arvepass herum hielten die Bergsiedler die Augen offen – und waren obendrein noch entfernt mit dem Heermeister versippt. Und nun diese Angriffe. Aldron ließ sich die Aussagen wiedergeben. Seine ohnehin gefaltete Stirn legte sich in tiefe Furchen. Unwillig stieß er ein Brummen aus. „Das sind nicht nur Borgards Haufen. Das ist kein Fehde Zug. Offenbar ziehen auch andere Klansluit mit ihnen - und das ist nicht normal bei dem Volk. Da ist was Großes im Gange. Drei Dinge: Erstens – mehr Informationen. Da werde ich mich selbst drum kümmern. Zweitens – Nachricht an alle Barone, sie sollen auf Unruhen in den Bergen achten, bei Bedarf Hilfe anfordern. Drittens – keine Tälerortigkeiten!“ Jarin nickte. Oberst Viburn von Tälerort war bei den letzten Unruhen in den Trollzacken am erregten Unmut des örtlichen Adels gescheitert und kurz darauf entlassen und durch den jetzigen Oberst des Bombardenregimentes ersetzt worden. Das war noch vor der Ägide des Firunslichters gewesen, aber besonders die alte Baronin von Bergthann war seitdem sehr sensibel, wenn es um die Zuständigkeiten des markgräflichen Militärs ging. Und Bergthann lag erneut in der Peripherie der Unruhen. Aldron starrte einen Augenblick mit gefurchter Stirn ins Leere, während er über die nächsten Schritte nachsann. Einige Anweisungen später verblüfft6e er dann seinen Adjutanten, was nicht mehr leicht war. "Also, die Depeschen setzt ihr auf, ich siegel die nachher noch bevor ich aufbreche. Ach ja, und ruft Ailinde - sie soll sich einige Diener zusammentrommeln und mein Gepäck bereitmachen. Ich reise dahin." Etwas konsterniert fragte der Birkenbrucher zurück: "Wohin?" Der Blick darauf war annähernd vernichtend. "In die Zacken." Kaum jemand kannte die Zacken so sehr wie er. Er wollte sich dessen persönlich annehmen. Allein schon, um auszuschließen, dass wieder etwas schief lief mit den örtlichen Größen - sei es nun Adel oder Thane. Außerdem wollte er unterwegs noch bei jemandem vorbeisehen in Perricum - Informationen waren wichtig und vielleicht konnte seine neue Bekannte ihm welche beschaffen, an die er nicht so ohne weiteres kam.

Allmählich begann sie, ihren Sturkopf ein wenig zu bereuen. Die See war jetzt im beginnenden Hesinde rauh und das kleine Kurierschiff, das ihr Gatte im Hafen von Perricum aufgetrieben hatte, schwankte doch arg im Wellengang. Im Wind mischten sich Gischt und einzelne Schneeflocken, die auf der Haut brannten, wenn sie auftrafen. Das Wasser war steingrau und die Küste der Trollzacken konnte man backbord voraus nur als vagen Schemen erahnen. Seereisen konnte sie nichts abgewinnen und fühlte sich in dieser Meinung wieder einmal bestätigt. Ihre Laune war nicht die Beste. Auch ohne die See wäre sie es nicht gewesen - außer den Matrosen, ihrem Mann und ihr waren noch einige Soldaten mit an Bord als Bedeckung, wenn es denn ab Kalklanden zu Lande weiter gehen würde. Und diese Frau. Ihr Name war Lamea und Aldron hatte sie in Perricum mit an Bord gebracht. Ihr schien das Wetter nichts auszumachen und sie unterhielt sich am Bug stehend mit Aldron. Ihre blonden Haare wurden vom Winterwind zerzaust, wenn die Kapuze ihr wieder einmal vom Kopf geweht wurde. Und sie schien mit Aldron gut bekannt zu sein. Er gab sich ihr weniger verschlossen als den meisten Menschen gegenüber. Und er hatte sie kennengelernt vor einigen Monden - in der Zeit nach Ciardas Wutbrief. Bald würde diese Fahrt ein Ende haben, die Küste der östlichen Zacken war nun nicht mehr fern. Und dann würde sie eine Gelegenheit finden, Aldron zur Rede zu stellen.