Geschichten:Wolfaran und Leonora - Ochs im Rossgarten

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Schloss Rossgarten, Baronie Wasserburg, Anfang Ingerimm 1042 BF

Die Kutsche, in denen der Kanzleirat a.D. mit seinen Kindern Trisdhan, Thion und Leowyn saß bog, nachdem sie den Markt von Drosselau passiert hatten, in Richtung des neuen Guts der Baronin von Wasserburg ab.

Zuerst rollte das Gefährt durch ihren heimischen Schlund. Wie gerne erhaschte Wolfaran einen Blick auf die Königsstadt Wandleth. Viele schöne Erinnerungen verbanden ihn mit diesem Ort.

Weiter fuhren sie über die garetisch-perricumsche Grenze. Ein herrlicher Blick auf die Darpatauen begleitete ihre Fahrt. Es war ein kurzer Weg von der Reichsstraße ab, als sie schon das schmucke Anwesen Korhildas erblicken konnten.

Sie entstiegen dem Fahrzeug und wurden gleich von Beromar vom Wirsel begrüßt, der die Familie ins Innere des Schlosses führte. Welch protziger Prunkbau, dachte Wolfaran. Hier passt ja kein Stil zu dem Anderen. Ganz schlechter horasischer Geschmack.

Wolfaran und die Kinder wurden in einen Salon geleitet, der sich Waffenkammer nannte. Der Raum beherbergt eine schöne Sammlung von Waffen und aranisch-tulamidischen Gegenständen. Interessant, aber irgendwie passte hier kein Raum zu dem Anderen.

Die Kinder quiekten voll Freude, als sie ihre Großmutter durch die Tür kommen sahen. Wolfaran wurde hingegen kreidebleich. Sein Onkel hatte ihm augenscheinlich die Wahrheit mitgeteilt. So gemergelt hätte er sich seine Mutter nicht vorgestellt.

Korhilda wies Beromar an, ihren Enkeln das Schloss zu zeigen. Die Rasselbande folgte mit Jauchzen und Gebrüll und zog von Dannen.

Als alle den Raum verlassen hatten, stand Wolfaran auf und nahm seine Mutter ganz fest in den Arm. Er schluchzte und wollte sie gar nicht mehr loslassen. „Alles gut, mein Großer. Ich sehe schlimmer aus, als es mir geht.“ Flunkerte die Baronin.

„Ich bin so froh, dass Du lebst. Leo und ich hatten so Angst um Dich.“ Flennte ihrer hünenhafter Sohn.

Korhilda küsste ihn fürsorglich auf die Stirn. „Ich habe schon Schlimmeres überstanden. Ich weiß nicht, ob Du Dich noch daran erinnern kannst. Du warst noch klein, als Du mich mit Deinem Vater am Lazarett nach der Dritten Dämonenschlacht besucht hast. Da war es schlechter um mich bestellt.“

Wolfaran hielt sie noch fester, er musste aufpassen, dass er sie nicht erdrückte. „Mutter, ich werde bei Dir bleiben. Ich werden Dir eine Stütze sein und Dich beschützen.“

„Das ist lieb Großer, und Du weißt, ich würde mich sehr darüber freuen. Doch Du musst zurück nach Elenvina.“

„Nein. Das muss ich nicht und das werde ich nicht.“

„Aber Dein Vater…“

Leo und ich haben unsere eigene Entscheidung getroffen. Deine große Tochter ist mir nachgefolgt und nun Kanzleirätin für Eich- und Wägewesen. Ich bin frei und ich werde alles tun, damit ich Dir die Unterstützung sein kann, die Du benötigst.“

Jetzt flossen bei Korhilda die Tränen. „Und Dein Vater?`“

„Wie Vater ist. Er wird sich einkriegen, irgendwann. Und auch ihr werdet euch vertragen, wenn die Zeit reif ist. Du kennst Vater, er kann sehr mürrisch sein, aber er ist nie lange nachtragend, wenn sich die Situation nicht mehr ändern lässt.“