Geschichten:Wochen der Entscheidung - Duell an Olgan Krambuschs Stall

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Olgan Krambuschs Stall, Reichsstadt Hartsteen, 08.Tsa 1032 BF


Hadrumir und Brinian hatten sich gemeinsam aufgemacht. In dem Moment als sie das Haus verließen, hatte sich ihnen der alte Malmbert von Schwingenfels angeschlossen. Hadrumir war darüber sehr froh, da Malmbert als Friedensstifter allgemein geachtet war. Die drei bogen gerade um die Ecke und gingen die Straße auf den Stall zu. Hadrumir konnte sehen, wie Leobrecht von Windischgrütz und Frostelin von Windischgrütz neue Pferde sattelten.

„Frostelin von Windischgrütz! Ich möchte mit Euch reden!“ rief Hadrumir schon aus einiger Entfernung. Die beiden hielten mit ihrem Tun inne und schauten in die Richtung der drei Neuankömmlinge. Frostelin baute sich vor dem Stall auf. „Ich habe Euch nichts zu sagen, Schwingenfels!“ Hadrumir und seine Begleiter traten näher heran. „Diese Fehde kann doch nicht in Eurem Interesse sein, Frostelin.“ Der Windischgrützer schüttelte den Kopf. „Sie war nicht in meinem Interesse bis zu dem Zeitpunkt als mein Vater gemordet wurde!“ „Dies ist aber nicht auf Bestreben der Familie Schwingenfels geschehen. Ich bedauere den Tod Eures Vaters ebenso wie Ihr und Ihr habt mein Mitgefühl und Beileid.“

Frostelin hob die Hand. „Spart Euch Eure Worte! Sein Tod kommt Euch doch gelegen! Und jetzt, da ich die Orbetreu genommen habe, kommt Ihr angekrochen und wollt Frieden. Ihr merkt, dass Eure Felle davon schwimmen. Für mich seid Ihr ein Heuchler!“

Brinian von Allingen trat vor. „Ich habe diesen Mann in der letzten Zeit kennen gelernt. Er ist kein Heuchler! Vielmehr steht er zu seinem Wort und er hat ein ehrliches Interesse am Wohlergehen der ganzen Grafschaft!“ Forstelin lachte laut auf. „Ihr wollt mich belehren? Ein Verräter am eigenen Blute wagt es, mir Ratschläge zu geben?“ Brinian lief rot an. „Ihr wagt es?“

Beruhigend legte Malmbert eine Hand auf Brinians Schulter und zog den Allinger zurück. Irritiert schaute er zu Frostelin. „Brinian zügelt Euch. Leider ist bei Frostelin der Apfel sehr weit vom Stamm gefallen.“ flüsterte er leise, um sich dann an den Windischgrützer zu wenden. „Ihr glaubt, Euch sei von Seiten der Familie Schwingenfels großes Unheil widerfahren. Doch das Angebot zum Frieden, die Möglichkeit der Aussöhnung tretet Ihr mit Füßen. Warum seid Ihr so versessen darauf, diese Fehde mit neuerlichem Blutvergießen zu einem weiteren traurigen Höhepunkt zu bringen? Ich erkenne keine Weisheit und auch keine Weitsicht in Euren Taten, Windischgrütz!“ Frostelin war kurz erstarrt. „Alter Mann, welche Ahnung habt Ihr schon?“

„Ich habe gesehen, wie eine der blutigsten Fehden in diesen Landen ihren Anfang nahm, als sich mein Bruder gegen die Familie Ruthberg stellte. Glaubt Ihr wirklich, dass dies im Interesse Luidors ist, was Ihr tut?“ Malmbert schüttelte den Kopf. „Dieser Mann will Graf sein. Hört auf ihn!“

Im nächsten Moment herrschte Chaos. Frostelin schrie: „ER IST GRAF!“ Aus einer Seitengasse stürmte Ugdane Rondriga von Weisenstein, treue Kampfgefährtin Frostelins, auf Hadrumir zu. „Für Hartsteen!“ ertönte ihr Kampfschrei. Doch Hadrumir hatte die Gefahr bemerkt, drehte sich und stellte der Angreiferin ein Bein. Ugdane stolperte vor, den Dolch immer noch erhoben und traf auf Malmbert. Stille trat ein, als Malmbert vorwärts taumelte, den Dolch in seinem Hals steckend. Noch ehe Malmbert zusammensacken konnte, hatte Hadrumir seinen Anderthalbhänder gezogen. „Stirb, Du Schlampe!“ rief er und zog den Anderthalbhänder durch. Brinian fing den zusammensackenden Malmbert auf, während Hadrumir die Weisensteinerin angriff. Mit zwei schnellen Hieben hatte er ihr zwei tödliche Wunden im Unterleib und an der Brust verpasst.

Frostelin schaute bestürzt zu Leobrecht, zog sein Schwert und brüllte: „Worauf wartest Du? Zum Angriff!“ Die beiden Windischgrützer stürzten sich verbissen auf den Schwingenfelser, welcher seinen Anderthalbhänder gerade aus dem Unterleib der Weisensteinerin zog.

Von rechts musste Hadrumir Leobrecht abwehren und von links Frostelin. Mit einem einhändigen Schlag verschaffte er sich rechts Freiraum gegen Frostelin. Links wehrte er einen erneuten Hieb gegen sein Bein ab. Mit beiden Händen zog Hadrumir den Anderthalbhänder durch, spürte den Schlag von Metall auf Metall, drehte sich und sprang in die Luft, um dem Hieb Frostelins gegen seine Beine zu entgehen. Über Kopf wehrte er einen Schädelspalter Leobrechts ab. Mit einer Finte auf das Bein ließ er Leobrecht ins Leere laufen und traf den Schwertarm. Ein Aufschrei überzeugte ihn, dass er getroffen hatte, doch er wehrte schon wieder einen Schlag Frostelins ab. Mit einer weitern Finte drehte sich Hadrumir an Leobrecht vorbei und traf diesen hart im ungedeckten Rücken. Ein Tritt beförderte Leobrecht in Richtung Frostelins. Nur schwerlich drehte sich Leobrecht um. Links von Hadrumir stand Frostelin, rechts Leobrecht. „Was ist? Ist das alles, was Ihr zwei drauf habt?“ fragte Hadrumir sichtlich gereizt. Seine Provokation hatte Wirkung. Beide griffen ihn erneut an. Hadrumir wehrte wieder die Schläge ab, fintete gegen Frostelins Oberkörper, drehte sich in beide Gegner hinein, stand mit dem Rücken zu Frostelin, hielt seinen Anderthalbhänder nur mit der Linken, packte Frostelins Schwertarm und stieß dessen Schwert vor, um sich sodann wieder aus den Gegnern auszudrehen. Er schaute zurück und keuchte kurz. Mit gekonnter Übung wehrte er den nächsten Hieb Frostelins ab, Leobrecht hatte sich getroffen zurückgezogen. Hadrumir fintete erneut gegen Frostelin, drehte sich abermals geschickt um seinen Gegner und ließ gegen Leobrecht einen Schädelspalter folgen. Leobrecht bekam seine Waffe nicht mehr rechtzeitig zur Abwehr erhoben und brach schwer getroffen zusammen, aus mehreren Wunden stark blutend.

„Hadrumir!“ ertönte Brinians Ruf. „Malmbert stirbt!“ Hadrumir stürmte an Forstelin vorbei ohne auf diesen zu achten. Während er Brinian half, Malmbert aufzuhelfen, konnte er sehen, wie sich Frostelin zu dem zusammen gebrochenen Leobrecht bückte. Während sich Hadrumir und Brinian entfernten, hörte er den Ruf Frostelins: „Schwingenfels, dafür wirst du büßen!“

Mühsam hatten Hadrumir und Brinian Malbert zum Stadthaus der Familie Grebelsteen gebracht. Doch alle Mühen waren vergebens. Der alte Mann lag nun tot auf einem Sofa im Salon des Hauses. Brinian von Allingen beobachtete die Szenerie. Hadrumir stand am Fenster. Bewundernd hatte Brinian zur Kenntnis genommen, dass es Hadrumir mit zwei Gegnern gleichzeitig aufgenommen hatte und er jetzt ohne einen Kratzer hier stand. Auf einem weiteren Sofa saß die junge Handelsherrin Talvia von Grebelsteen-Schwingenfels. Sie schluchzte leise. Im Empfangssaal unterhielt sich ihr Vater Cordovan mit einem Pagen. Nachdem das Gespräch geendet war, betrat er den Salon.

„Die Weisensteinerin und Leobrecht von Windischgrütz sind tot!“ sprach der Handelsherr ruhig. Brinian konnte sehen, wie sich Hadrumir kein bisschen rührte, doch er war sich sicher, dass es innerlich in ihm brodelte. „Ist das die Art, wie Ihr den Frieden in der Grafschaft wieder herstellen wollt, Hadrumir?“ fragte Cordovan bohrend. Hadrumir drehte sich auf den Absätzen um. „Es war so nicht geplant.“ sprach er tonlos. „Nicht geplant?“ echote Cordovan. „Schon einmal habt Ihr Euch in der Stadt unmöglich gemacht. Ich sitze auch im Magistrat der Stadt. Euer Verhalten ist gänzlich respektlos. Dies wird man Euch nicht durchgehen lassen! Diesmal nicht!“ Hadrumir nickte. „Ich will mich mit den Handelsherren heute Abend treffen. Sind immer noch diese Treffen abends im Ritterstolz?“ Cordovan nickte. „Gut! Dann sagt den Herren und Damen vom Magistrat, dass ich heute Abend ebenfalls da sein werde. Ich freue mich auf die eine oder andere Partie Boltan. Sag Ihnen auch, dass ich die Stadt am morgigen Tage verlassen werde und mit mir alle Schwingenfelser.“ Hadrumir war im Begriff zu Gehen. „Wo wollt Ihr hin?“ fragte Cordovan verdutzt. Hadrumir drehte sich um. „Ich muss mich um meine Abreise kümmern, mit einem Geweihten reden und alles für ein Begräbnis vorbereiten. Jemand wird vorbei kommen und den Leichnam Malmberts abholen.“ Mit diesen Worten war Hadrumir zur Tür hinaus. Brinian schaute ihm entgeistert hinterher.