Geschichten:Wochen der Entscheidung - Der Ring schließt sich

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Gut Kesseling, 21. Peraine 1032 BF


Im Laufe des Morgens hatten die Schwingenfelser Truppen einen Ring um das Rittergut gezogen. Vom Turm aus hatte Gerbald von Windischgrütz den Aufmarsch regungslos verfolgt. Ein frischer Wind zog ihm um die Ohren. Frostelin hatte die Gefolgschaft gefordert und so hatte Gerbald schweren Herzens seine Soldaten nach Ebenhain gesandt. Seine Enkel Answin und Melcher waren ihnen begeistert gefolgt. Er würde hier auf verlorenem Posten stehen. Lana trat an ihn heran. Seine Schwiegertochter hatte einen Umhang um sich geschlungen. „Die Schwingenfelser sind zum Angriff bereit!“ sprach sie leise. Gerbald nickte. „Was machen wir jetzt?“ Lana konnte die Unsicherheit in ihrer Stimme nicht verhehlen. Gerbald drehte sich zu ihr um. „Ich werde mit ihnen reden, Kind.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Sei unbesorgt, es wird sich alles zum Besseren wenden.“

Hadrumir von Schwingenfels beobachtete die Vorbereitungen der Männer und Frauen ruhig und gelassen. Sein Pferd schnaubte. Er war sich sicher, dass keiner erwartet hätte, dass Kesseling das erste Ziel ihres Angriffs war und hatte Recht behalten. Im Laufe des Morgens machten sich die Soldaten zum Sturm bereit. Der Widerstand würde nur minimal sein. Voltan ritt zu ihm heran. „Die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen!“

Gerbald ließ sich auf sein Pferd helfen und das Tor öffnen. Seine Pagin Lechmunde von Windischgrütz trat an seine Seite und reichte ihm eine weiße Fahne. Gerbalds Blick ging über die Bauern, welche Schutz auf seinem Gut gesucht hatten, zu Lana auf ihrem Pferd neben dem seinen. Sie nickte. Dann gab er dem Pferd die Sporen.

„Offensichtlich will da jemand mit uns reden“, sprach Hadrumir gelassen. „Dann wollen wir doch mal hören, was man uns zu sagen hat. BRINIAN! Ihr habt das Kommando! VOLTAN! Folg mir!“ Hadrumir ließ sein Pferd in einem lockeren Trab fallen und hielt auf den feindlichen Reiter zu.

Der Reiter verharrte in einiger Entfernung. Hadrumir ritt ruhig heran. „Die Zwölfe zum Gruße, Gerbald von Windischgrütz!“ grüßte er den alten Mann vor ihm. „Die Zwölfe zum Gruße, Hadrumir von Schwingenfels!“

„Ihr wolltet ein Gespräch. Nun denn, sprecht!“ sprach Hadrumir mit der gelassenen Ruhe, welche ihm seine bessere Ausgangslage verlieh.

„Es ist genug Blut geflossen, findet Ihr nicht?“ fragte Gerbald laut.

„Gewiss, doch dürstet es Frostelin offenbar nach mehr davon“, antwortete Hadrumir.

„Zu dieser Zeit sind meine Schwiegertochter Lana, mein Enkel Gerbald sowie die Tochter Bodeberts, Lechmunde, hier. Ich will nicht, dass sie Opfer eines sinnlosen Blutbads werden. Also, nennt die Bedingungen für eine Kapitulation, auf dass sie gehen können“, sprach Gerbald mit fester Stimme.

Hadrumir überlegte einen Augenblick. „Ich werde sie nicht gehen lassen!“ sprach er schließlich kalt. „Ihr werdet mir Lechmunde als Geisel übergeben! Ebenso fordere ich Lana und Euren Enkel als Gefangene ein!“ Gerbald erbleichte. Neben ihm hörte er Lana hörbar einatmen. „Was habt Ihr mit ihnen vor?“ Hadrumir antwortete scharf und kalt: „Was mit Lechmunde geschieht, hat Euch nicht zu kümmern!“

Gerbalds Gedanken rasten. „Das kann ich nicht zu lassen!“ sprach er fast schon verzweifelt. „Verlangt von mir, was Ihr wollt, aber ich bitte Euch, lasst sie ziehen!“

Hadrumir blieb gelassen. „Von Euch fordere ich Euer Schwert, Euer Pferd und Eure Rüstung! Ihr werdet Hartsteen verlassen, den Namen Windischgrütz nie mehr im Munde führen und vor allem niemals zurückkehren!“

Lanas Augen weiteten sich und auch sie erbleichte. Gerbald neben ihr wirkte betrübt. Der Schwingenfelser hatte soeben die Zeichen der Würde des Ritterstandes von Gerbald gefordert. Sie war es, die zuerst die Fassung fand. „Wenn Gerbald dies tut, werdet Ihr mich und meinen Sohn gehen lassen?“

„Nein! Ich kann unter normalen Umständen Euren Sohn nicht am Leben lassen, aber ich werde es trotzdem tun, wenn sich Gerbald den Bedingungen stellt!“ Hadrumir schaute zu Voltan. Dann wandte er sich wieder an Lana. „Wir werden ihn in die Obhut einer Person geben, welche nur mir bekannt sein wird. Ihr werdet als Geisel auf die Orbetreu verbracht und dort bleiben. Euren Sohn werdet Ihr niemals wieder sehen. Genauso wenig wie Gerbald. Wenn die Bedingungen erfüllt werden, dann werden wir Kesseling schonen und unter die Obhut von Brinian von Allingen stellen.“

Gerbald wankte im Sattel. Lana befürchtete, dass er stürzen würde, doch er fasste sich. Gerbald stieg vom Pferd. Lana traten Tränen in die Augen. Leise sprach er: „Gerbald wird leben. Nichts Anderes zählt!“ Er zog langsam und bedächtig sein Schwert, trat vor Hadrumir und fiel auf die Knie. Mit dem Heft voran überreichte er ihm sein Schwert. „Wir akzeptieren Eure Bedingungen!“