Geschichten:Wo es was zu holen gibt, kommen die Verwandten - Politik am Abend

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Mit einem leisen Seufzen der Erleichterung ließ sich Wolffried von Weidenhoff in den mit Fellen ausgelegten Lehnstuhl sinken und legte seine Füße auf einen bereitgestellten Schemel. Ein Feuer knisterte wärmespendend in dem großen Kamin vor ihm. Draußen herrschte schon finsterste Nacht und seine Gattin, Tsaiane, hatte sich nach dem opulenten Nachtmahl bereits in ihr gemeinsames Gästequartier zur Ruhe begeben – erschöpft von dem Ritt des Morgens, der Besichtigung der Burg Madershöh und dem nachmittäglichen Ausritt durch die Ländereien ihres Neffen. Es war ein kühler Tag gewesen in Königlich Mardershöh und auch Wolffried spürte die Anstrengung des Tages. Die alte Kriegsverletzung an seinem Bein pochte merklich. Doch er war noch nicht müde, vielmehr war er hell wach, denn nach all diesen artigen Gastlichkeiten – so sehr er sie auch genossen hatte – war es nun endlich Zeit zur Politik zu kommen, zum Geschäft, ja zum eigentlichen Grund seiner Reise nach Mardershöh. Er wechselte den Becher mit warmem Gewürzwein von der rechten in die linke Hand und sah seinen Gegenüber an.

„Sprecht Orelan, in Gareth kursieren allerlei Gerüchte, es heißt nun da Ihr so unerwartet und glücklich zu hohen Würden gelangt seit – nicht unverdient, mein Lieber, gewiss nicht unverdient – würdet Ihr Euch bald auch den Problemen in der Heimat annehmen, so wie Ihr Mardershöh mit harter Hand und besonnener Regentschaft zum besseren wendet! Was ist denn nun dran, frage ich Euch, an diesen Gerüchten? Es muss Euch doch in der Seele brennen dieses verlauste Söldnerpack in Eurem angestammten Familiensitz zu wissen. Ich meine selbst mich schmerzt es, wenn ich nur daran denke, so wie jedem zwölfgöttertreuen Adligen in der Goldenen Au!“

Orelan quittierte mit einem leichten Lächeln um die Mundwinkel die Worte seines Gegenübers. „Hat Euch meine Base denn nicht vorgewarnt, dass Ihr bei mir mit übertriebener Schmeichelei keinen Kreuzer gewinnt?“ Orelan drehte sich vom Fenster, an dem er gestanden hatte, zu Wolffried um. „Nun spuckt schon aus, was Ihr wollt. Ihr seid kaum den weiten Weg in die abgelegene Vogtei gekommen, um mir Honig um den Mund zu schmieren.“ Das spitzbübische Grinsen zeugte jedoch durchaus von Interesse, für das, was kommen würde.

„Nun Ihr habt nicht Unrecht und wenn es Euch beliebt direkt zu Sache zu kommen, so sei es. Wenn Ihr dieses Söldnergesindel aus Eurem angestammten Wohnsitz vertreiben wollt und das wollt Ihr, so werdet Ihr Verbündete brauchen, einige Verbündete, wenn ich recht gehe. An die zweihundert Mann soll der Waisenmacher unter seiner Knute haben. Ich weiß nicht, wie Ihr vorzugehen gedenkt, aber es könnte zu einem wahren Krieg in Gareths Vorstädten ausarten.

Wie dem auch sei, ich wäre bei jedwedem Unternehmen mit Freuden an Eurer Seite. Weidenhoff ist ein bedeutendes Junkertum. Ich habe ein Halbbanner Hellebardenträger ständig unter Waffen und kann bei Bedarf etwa 60 Mann Landwehr ausheben. Dazu habe ich genug Dukaten im Säckel, um Euch noch gute zwei Duzend Söldner zu Verfügung zu stellen. - kurzfristig sogar mehr. Außerdem habe ich gute Kontakte.

Aber da Ihr nicht um den heißen Brei herumreden wollt. Die Goldene Au ist auch ein Land des Herrn Phex und ich hätte auch eine Bitte an euch. Ich weiß nicht, wie sehr Ihr mit den Verhältnissen meiner Familie vertraut seit. Darum lasst mich Euch frei heraus sagen, dass Travia unserem Geschlecht scheinbar den Rücken gekehrt hat. Nicht den wahren Weidenhoffs, aber dem Zweig meines armen Bruders, Boron habe ihn selig. Seine Witwe, Yelinde Karfenck, die verlogene Tochter dieses frevelhaften Verräters an der Kaiserstadt und den Zwölfen, tut alles, um mir das rechte Erbe am Vermögen ihres Gemahls, meines Bruders, vorzuenthalten. Nicht dass ich ihr ihren Erbanteil streitig machen würde. Aber Ihr müsst wissen, Orelan, dass mein Bruder sein Vermögen mit dem phexgefälligen Verkauf der Abgaben meines Junkertums machte, denn unser Vater beteiligte ihn damals großzügig an den Gewinnen. Das Geld blieb ja, so schien es, in der Familie. Es war und ist Geld der Familie Weidenhoff und ich habe nichts einzuwenden, wenn es meinen Neffen zugute käme. Aber meine dreiste Schwägerin will keinen Kreuzer herausrücken, als sei es ihr Geld, das der verfluchten Karfencks. Aber damit noch nicht genug. Um es mir endgültig zu entreißen, hat sie es gestiftet. Eigentlich ein ehrbares Unterfangen, doch nicht bei dieser Hexe. Glaubt mir Orelan, hätte sie das Geld einen der Zwölfe gestiftet, Praios oder Travia vielleicht, ich wäre glücklich für das Seelenheil meines Bruders und auch für den Ehrgewinn unserer Familie. Aber meine Schwägerin hat das Geld diesen Nandusbrüdern vor die Füße geworfen, diesen Aufwieglern und Feinden der praiosgefälligen Ordnung. Und dann hat sie es auch noch meinem Bruder zur Ehre gestiftet. Sein Name, der Name der Familie Weidenhoff auf ewig verbunden und besuldelt mit diesem horasischen Verschwörerpack. Ihr werdet einsehen Orelan, dies ist mehr als ich hinnehmen kann.

Doch Ihr könnt mir helfen, mit nur einem kleinen Gefallen. Ihr könnt an einer praiosgefälligen Sache mit praiosgefälligen Mitteln einen wichtigen Beitrag leisten. Wie ich herausfand, plant meine Schwägerin den Marmor für den Bau aus dem Schlund, ja wie es die Zwölfe eingerichtet haben, direkt aus Eurer Vogtei zu zu beziehen. Und wenn ich nicht ganz falsch gehe, ist der Marmorbruch hier ein Regal unserer geliebten Kaiserin und Königin Rohaja. Ihr könnten dem Verkauf an diese Hexe also leicht einen Riegel vorschieben.“


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17. Phe 1034 BF
Politik am Abend
Verhaltene Vorfreude


Kapitel 3

Autor: Rahjadan, K.M.