Geschichten:Wirbel um Burg Hahnenfels 6

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Als Praios am nächsten Morgen aufging, schritt Irean ibn Yantur langsam den Pfad zur Burg hinauf. Er trug einen schwarzen Umhang, den ein großer, roter Spieß zierte. Auf dem Kopf trug er einen schwarzen Turban, aus dem ein blutroter Streifen Stoff heraushing. In der rechten Hand trug er seinen gut 2 Schritt langen Korspieß. Als er in Sichtweite des Burgtores kam, hörte er Alarmrufe aus der Burg. Unbeirrt schritt er weiter.

"Halt!", schrie jemand von der Mauer oberhalb des Tores.

Irean hielt nicht an, sondern setzte seinen Weg fort. Ein Armbrustbolzen schlug wenige Schritt vor ihm ein. Irean hielt inne, schaute langsam hinauf zur Mauer.

"Ich bin Irean ibn Yantur, Geweihter von Rondras Scharfrichter. Wer wagt es, die Waffe gegen mich zu erheben?", rief er zur Mauer hinauf.

Irean hörte Rufe von oben, jedoch keine Antwort. Er wartete einen Moment und ging die restlichen Schritte zum Burgtor. Noch immer war dieses verschlossen, doch eine kleine Klappe im Tor öffnete sich.

"Verzeiht Euer Gnaden, aber wie haben Befehl, auf jeden zu schießen der sich dem Tor nähert.", dem Mann hinterm Tor war die Situation deutlich unangenehm.

"Wer gab den Befehl?", fragte Irean.

"Der Vogt", kam die zögerliche Antwort.

"Dann lasst mich mit dem Vogt sprechen", forderte Irean.

Der Mann schaute sich kurz um, "Der Vogt will nicht mit euch reden.", flüsterte er.

Der Kor-Geweihte trat einen Schritt vom Tor zurück.

"Von Hahnentritt", schrie er über die Mauer, "Ich bin hier im Auftrage des Barons, um mit euch zu verhandeln. Seit Ihr selbst dafür zu feige?"

Es dauerte keine Minute und das Tor wurde vor Irean geöffnet. Langsam trat er ein, während man hinter ihm eilig den Durchgang verschloss. Im unteren Burghof hatte sich Vogt von Hahnentritt mit all seinen Getreuen versammelt. Gut 20 Mann umringten der Geweihten. Zwar waren die meisten nicht gut bewaffnet und sicher auch keine guten Kämpfer, aber trotzdem waren es zu viele für einen Kampf.

"Was wollt Ihr?", knurrte von Hahnentritt ihn an. Breitbeinig stand er vor dem Geweihten, die Hände vor der Brust verschränkt.

"Der Baron fordert Euch auf, die Burg und seine Familie freizugeben und Euch seiner Gerichtsbarkeit zu überstellen.", antwortete Irean ruhig. "Er klagt Euch und Eure Kumpanen der Verschwörung und des Landesverrates an."

Ein Murmeln ging durch die Reihen der Burgbesatzung.

"Unsinn, der alte Darulf hat weder ein Anrecht auf den Baronstitel, noch auf diese Burg. Also kann er auch nicht diese Anschuldigungen erheben", gab von Hahnentritt selbstsicher zurück.

"So steht denn Wort gegen Wort.", stellte der Geweihte fest.

Von Hahnentritt grinste selbstgefällig, auch unter seinen Anhängern setzte sich eine gewisse Erleichterung durch.

"So bleibt nur eins, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.", sprach Irean. "Der Baron ist bereit, einen heiligen Eid vor Praios zu schwören, dass er der rechtmäßige Herr dieser Baronie ist…"

Brasibert von Hahnentritt runzelte die Stirn. "… so auch ihr hier und jetzt vor mir beeidet, dass ihr der rechtmäßige Baron seid, werde ich wieder gehen. Dann mag sich der Graf um Euren Streit kümmern…", schlug der Geweihte vor.

Von Hahnentritt wurde blass. Er schluckte, schaute kurz zur aufgehenden Praiosscheibe.

"Ich schwöre,…", begann er leise.

"Wartet!", unterbrach ihn der Geweihte. Er senkte seinen Spieß seitlich, so dass dessen 9 Spitzen vor seiner Brust waren, umfasst mit der Linken fest die mittlere Spitze. Ein Raunen ging durch die Burgbesatzung, als sie das Blut aus seiner Hand tropfen sahen.

"Heiliger Herr KOR und heiliger Herr PRAios!

Segnet diesen Schwur mit Eurem Geiste!

Die Worte, die nun gesprochen werden, sollen heilig sein, wie auch ihr Sinn und ihre Bedeutung! Sie werden aus freien Stücken geschworen, ohne Dunkelsinn oder Tücke im Geist, und Euch als Hütern anempfohlen!

Wer jedoch diesen Schwur tut, um seine Bedeutung zu verzerren, wer den anderen gegen seinen Willen zwingt oder wer den heiligen Eid schließlich bricht, der sei Eurem strengen Gericht und Eurer Strafe anempfohlen!"

Nachdem Irean ibn Yantur den Eidsegen beendet hatte, hielt er Brasibert von Hahnentritt langsam die blutige Spitze der geweihten Waffe vor die Brust. Dieser war inzwischen kreidebleich.

"Was ist?", fragte der Geweihte, "Seid ihr nicht in der Lage, einen Eid vor den Göttern zu schwören?"

Zögernd griff der Vogt mit der Linken nach der geweihten Waffe. Doch noch bevor seine Finger das geweihte Metall berührten, hielt er inne, warf dem Geweihten einen hasserfüllten Blick zu und zog mit einem Schrei sein Schwert.

Mit einem wütenden Schrei hieb der Vogt auf die geweihte Waffe. Der Geweihte parierte den Schlag und holte dann seinerseits aus. Er wirbelte den langen Korspieß vor sich, so dass von Hahnentritt zurückweichen musste.

Von Hahnentritt sprang zur Seite, um der wirbelnden Waffe zu entkommen. Doch ibn Yantur schlug ihm mit der stumpfen Seite der Waffe gegen die Beine, so dass der Vogt stolperte. Der Geweihte setzte nach, so dass von Hahnentritt endgültig fiel. Er setzte dem Unterlegenen die Spitze seiner Waffe auf die Brust und schaute sich um.

Die Burgbesatzung war von der ganzen Szenerie so überrascht, dass nur wenige zu den Waffen gegriffen hatten. Jedoch keiner hatte es gewagt, in den Kampf einzugreifen.

"Will jemand diesem Götterverlassenen zu Hilfe eilen?", fragte er kühl in die Runde. Die Bewaffneten wechselten einige Blicke, bis sie schließlich die Köpfe senkten und die Waffen wegsteckten.

Irean nickte einem Bewaffneten zu, "Du öffnest das Burgtor und läufst in die Stadt. Melde dem Baron, dass er seine Burg wieder haben kann." Der Angesprochene zögerte einen kleinen Moment, kam aber dem Befehl dann nach.

"Und ihr beide fesselt diesen Mann.", Irean nickte zwei Burgwachen zu. Zögernd griffen diese nach von Hahnentritt, halfen ihm auf, und begannen seine Hände zu fesseln, während Irean noch immer seine Waffe auf ihn richtete.

Erst als er sich der Fesseln sicher war, ließ er von Hahnentritt von einigen der Burgwachen bewachen und machte sich auf zur Oberburg, um nach den Gefangenen zu sehen.