Geschichten:Wir sind die Nacht

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Wir sind die Nacht


Burg Greifenklaue zu Uslenried, im Ingerimm 1037 BF

»Du begibst Dich auf Reisen?«

»Wir«, korrigierte er seine Schwester. »Am ersten Rahja findet die Hochzeit von Lares mit der Nichte von Nimmgalf statt. Und als Familienoberhaupt sollte ich wohl anwesend sein. Aber es gibt schlimmere Veranstaltungen als Traviabundfeierlichkeiten, das kannst Du mir glauben. Genaugenommen beehren wir das Ganze nur mit unserer Anwesenheit; wir sind ja schließlich nicht Eltern der Brautleute.« Er sah sie einen Moment an, bevor er fortfuhr. »Und wie steht es mit Dir?«

Yalinda rollte entnervt die Augen. »Willst Du mir nun anraten, dass ich auch endlich den Traviabund schließen soll? Ich habe doch wahrlich oft genug gesagt, dass das ich daran kein Interesse habe.«

Wulf grinste. »Das weiß ich wohl. Meinetwegen kannst Du Deinen unsteten Lebenswandel pflegen, solange Du willst. Ich meine andere Verpflichtungen.«

Sie zog die Brauen hoch. »Verpflichtungen?«

»Meinethalben kannst Du es auch Ehren nennen. Du weißt, dass es einen Vertrag zwischen unseren Häusern gibt bezüglich dieser Ehe?«

»Ich habe es angenommen«, entgegnete sie. »So ist das schließlich; hohe Politik.«

»Genau, Schwesterherz, hohe Politik. Nicht unbedingt Dein Gebiet, aber was nicht ist, kann ja noch werden.«

»Wie jetzt?«

Wulf grinste. »Nimmgalf ist, wie wir ja alle wissen, etwas aus der Art geschlagen. Aufrecht, gerade heraus, turnierverliebt. Und alles, was er tut, tut er im hellen Lichte des Herrn Praios, auf dass ein jede sehe, welch ritterlich strahlende Erscheinung er ist. Und was tun wir?«

Die Frage war rhetorisch, doch Yalinda antworte dennoch. »Wir sind die Nacht.«

Wulf stutzte den Bruchteil eines Augenblicks, dann lachte er. »Besser kann man es kaum ausdrücken. Wir sind nicht nur die Nacht, sondern auch die Klinge in der Nacht. Es zählt nicht der Glanz der Tat, sondern das Ergebnis. Und so werden gemäß des Vertrages die Kinder dieser Ehe den Namen Hirschfurten tragen, während wir«, er machte eine kurze Pause, »ein Lehen erhalten.«

Yalinda stieß einen Pfiff aus. »Verzicht auf den Namen für ein Lehen… Passt zu Nimmgalf. Hast Du ihn über den Tisch gezogen?«

»Übertreiben wollte ich es auch nicht. Und immerhin musste ich ja auch noch unseren lieben Brautvater ruhig stellen. Also ist es nicht groß, aber strategisch wichtig. Und hier kommst Du ins Spiel.«

»Aha. Inwiefern?«

»Der Vertrag sieht vor, dass ich bestimme, wer neuer Vasall in Leihenbutt wird, denn dort liegt das Land. Nicht groß, eine neu aus den südlichen Baronslanden herausgenommene Herrschaft. Es ist nur ein Dorf, aber es wird genug für Dich abwerfen.«

Es dauerte einen Moment, bis sie begriff. »Für mich?«

»Ja, meine Liebe, es wird Zeit, dass auch Du angemessen versorgt wirst. Hast Du mir nicht einst sogar vorgeworfen, benachteiligt zu sein? In gewisser Hinsicht hattest Du recht; und daher sollst Du endlich für Deine Geduld und Treue belohnt werden. Du wirst Herrin auf Waldesruh

Sie trat heran, legte ihm die Arme um den Hals und küsste ihn auf die Wange. »Danke«, flüsterte sie.

»Gern geschehen«, antwortete er. »Du bist die einzige, die mir von den Geschwistern geblieben ist, und ich brauche jemanden dort, auf den ich mich verlassen kann; Auge und Ohr in Leihenbutt. Du weißt, ich traue Junkobald nicht über den Weg. Wir müssen wissen, was dort vor sich geht. Nimm ein Rudel Wölfe mit; am besten jene, denen Du am meisten vertraust. Und wenn Du dort etwas brauchst, lass es mich wissen; wir werden einen Weg finden, alles zu bewerkstelligen, was unseren Zielen dient. So wahr wir die Nacht sind!«


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15. Ing 1037 BF
Wir sind die Nacht
Vereint


Kapitel 5

Autor: CD