Geschichten:Winter im Feidewald - Stubentratschen

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Karras, Baronie Hutt

K und O sitzen neben dem warmen Herd, aus dem ein leichter Feuerschein dringt. K kämmt Wolle und O bindet einen Besen. Ein Poltern dringt in die Stube. K legt die gekämmte Wolle und den Kamm zur Seite, steht auf und öffnet grüßend die Tür. H und M treten ein, klopfen sich den Schnee von den Pantinen und bekommen von O je einen Becher mit heißem Kräutersud aus dem über dem Herd hängenden Kessel in die Hand gedrückt. Alle setzen sich zum Tratschen um die Feuerstelle.

H: „Stimmt das eigentlich, was der Karstrich getönt hat, dass der Landvogt einen Hörigen auf die Straße gesetzt hat, weil der sich über die Abgabn beschwert hat?“

M: „Schwer zu sagn, unmöglich is es aber nich.“

O: „Das nenne ich mal seltn dämlich. So bekommt der Landvogt doch seine Abgabn auch nich rein.“

K: „Es sei denn, er findet ein, der bereit is, so viel für nen eignen Hof abzutretn.“

O: „Auch wieder wahr.“

H: Trotzdem, der Kerl tut mir leid. Hat sich mal einer den Mut genomm und dem Herrn gesagt, dass das so nich geht, und dann das. Eigentlich müsste man ihm helfn.“

O: Jaja, träum du nur weiter. Wirst dich noch umguckn, wenn im Phex immer noch Schnee liegt und nichts mehr zu fressn am Balken hängt oder aufm Speicher is. Glaub mir, ich habs im Gefühl, `s wirdn langer harter Winter, da muss jeder selbst sehn, wie er kommt.“

M: „Ja, aber soll ich mal erzähln, was ich vom Drescher Lobefried aus Kesseling gehört hab?“

K: „So, was denn?“

M: „Also, der kennt die Walgerte aus Weideneck. Den ein Tag is die Sonderabgabe für die Herrenhochzeit angekündigt wordn, da sollse schon nich gut ausgesehn ha’n. Als dann nen paar Tage später der Meier mit sein Knechtn vorbeikam, um die Abgabe einzusammeln, war niemand da. Weder im Haus noch in der Scheun, oder sonst irgendwo. Die Bäuerin un ihre Familie warn weg un der Hof verlassn. Kein Feuer im Herd un de Kuh brüllte, weil sie gemolkn werdn wollt. Nur die gefordertn Viktualien, die warn fein säuberlich in der Scheun aufgestapelt bis aufs letze Korn. Klar ham die in der ganzen Gegend gesucht, aber die Bauersleute bliebn wie vom Erdbodn verschluckt. Am Tag vorher hatte es geschneit, aber es gab keine Spurn nirgendwo. Richtig gespenstig wars, hat der Lobefried gesagt, und der musses genau wissen, denn sein Bruder, der war selbst dabei.“

O: „Is doch klar wohin die abgehaun sind: In Wald ha’n die sich abgesetzt.“

K: „Im Winter in Wald? Da muss man doch wahnsinnig sein.“

H: „Oder ganz un gar verzweifelt.“

O: „So verzweifelt kann man doch gar nich werdn, sich mit dem Räuberpack gemein zu machn, noch dazu, wo doch der Steinfelde mit sein Leutn die Straßn überwacht. Habt ihr die Gehenkten an der Bugnhoger Landstraße nich gesehn?“

H: „Ja, aber der Wegevogt überwacht nur die Straßn. Abseits davon...“

O: „Sei bloß still und dank den Göttern für solche Leut wie den. Was meinste passiert, wenn die Vogelfrein im Wald nichts mehr zu beißn ha‘n? Denkst du, die verhungern dann freiwillig? Ich sag dir, was die machen: Die rottn sich wie die Wölfe zusamm un holn sich das, was sie brauchn, mit Gwalt bei ehrlichn hart arbeitendn Leutn wie uns. Da zahl ich doch lieber nen Mehlsack mehr für des Steinfelders Hochzeit, wenn er und seine Leut mir nur das Gesindl vom Leibe halten.“

K: „Jaja, un es geht ja auch schon los. Erst vorgestern soll in Hirschenrode...“



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18. Hes 1036 BF zur abendlichen Firunstunde
Stubentratschen
Wändewackeln


Kapitel 3

Füßetrappeln
Autor: Steinfelde