Geschichten:Wiedersehensfreude - Teil 1

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Breitenhof

Der Ritt gen Nordosten hatte die Edlen aus Perainefried einige Tage gekostet. Die Strasse nach Weihenhorst war in passablem Zustand, aber nachdem man Weihenhorst hinter sich gelassen hatte, griff der dichte grüne Forst der Mark stetig nach den Wegen und trachtete sie zu verschlingen.

Die Farne wucherten hoch und das dichte Blätterdach des Mischwaldes ließ auch an sonnigen Tagen nur wenig von Praios’ Pracht den Boden berühren.

Cordovan vom Greifener Land reiste nur mit wenig Begleitung. Seine Gemahlin, zwei Knechte und jene zwei Personen, die den Anstoß zu dieser Reise gegeben hatten.

Khorena von Ahrenstedt hielt sich stolz und aufrecht im Sattel, das dunkle schulterlange Haar zu einem kurzen Zopf geflochten. Ihr größerer, aber jüngerer Bruder kämpfte im Gegensatz regelrecht mit seinem Pferd. Er ritt zwar gerne aus, aber seitdem er eine schwere Verletzung erlitten hatte, war sein linkes Bein komplett steif und schwach. Dementsprechend hatte er Schwierigkeiten etwas temperamentvollere Tiere zu reiten.

Alaria Ährenstein, Gemahlin des Edlen vom Greifener Land und Perainegeweihte ritt an der Seite ihres Mannes und warf gelegentlich einen sorgenvollen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob der junge Herr von Ahrenstedt Probleme hatte.

Einige Tage waren vergangen, seitdem man die Annehmlichkeiten Weihenhorsts hinter sich gelassen hatte. Vor Ort war Cordovan aufgefallen wie viele Edle ihre Stadthäuser bezogen hatten. Dort erst hatte er erfahren, dass der endlose Heerwurm den Orden der Hohen Wacht in die Knie gezwungen hatte und nun auf Wehrheim marschierte. Sofort hatte er einen Brief an seinen Vater, den Baron aufgesetzt, auf dass dieser von der Schreckensbotschaft erfahren sollte. Bis nach Feldharsch war bis zu jenem Tage davon noch keine Kunde gedrungen.

Das Dickicht von Greifenhorst machte das Vorankommen zu einer schwierigen Herausforderung, doch stetig bahnten die Reisenden sich ihren Weg voran. In der Nähe des Gutshofes Breitenhof wurden die Wege mit einem Mal deutlich breiter und auch das ungeschulte Auge konnte erkennen, dass man diese Pfade erst vor kurzem erneuert hatte. Der Ritt wurde die letzten Meilen beinahe zu einer angenehmen Reise.

Der Wald öffnete unvermittelt seine grünen Arme und gab schließlich eine große Lichtung preis, auf der sich der Gutshof befand. Überall lag noch Baumaterial und geschlagenes Holz von einer frisch gerodeten Stelle im Nordosten der Lichtung herum. Schwere Steine, die man auf Ochsenkarren heran geschafft hatte, waren zu einem losen Haufen aufgeschichtet.

Eine zur Hälfte fertig gestellte Palisade zog sich weiträumig um die Häuser des Gutes. Einige der Bauten sahen neu aus und standen bestimmt noch keine zwei Wochen. Freilaufende Hühner kreuzten den Weg der Reiter, als diese sich näherten und die Bauern lupften die Filzkappen und Hauben, wo die Neuankömmlinge vorbei kamen.

Die Nachricht einer sich nähernden Geweihten der Herrin Peraine verbreitete sich wie ein Strohfeuer. Kinder, Frauen und Männer kamen von den nahe gelegenen Feldern herbei, ließen Axt und Scholle ruhen, um die Dienerin der milden Göttin zu begrüßen.

Auch die fleißig schuftenden Fronarbeiter hielten für einen Moment in ihrer Tätigkeit inne, und ihre Blicke suchten neugierig nach dem Grund der Aufregung. Alaria erspähte Linea von Travesried, die in ein schlichtes Wollkleid gehüllt gerade einer alten Frau beim Tragen eines schweren Wassereimers half. Linea erkannte ihre Freunde sofort und winkte ihnen schon aus einiger Entfernung glücklich zu.

„Schön, dass ihr so schnell kommen konntet!“ Sie trat den Reitern entgegen und lachte herzlich. Cordovan nickte wohlwollend und Alaria stieg ab, um ihre alte Freundin zu umarmen.


 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Markgrafschaft Greifenfurt.svg   Wappen Baronie Greifenhorst.svg   Wappen blanko.svg  
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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
K3. Teil 3
K4. Teil 4
K5. Teil 5
19. Per 1027 BF
Teil 1


Kapitel 1

Teil 2
Autor: T. Baroli