Geschichten:Wettschulden - Der neue Burgherr

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Dorf Dragenfels am 1. Phex 1037

"Meine lieben Dragenfelser!", der leicht übergewichtige Mann mit der schnarrenden Stimme schaute von dem Brunnenrand über die Dörfler, den er als behelfsmäßige Plattform für seine Rede gewählt hatte, "Eure Regentin an der jungen Junkerin statt, die königliche Brotmeisterin, hat meinen Auftraggebern die Feste Dragenfels in ihrer Weisheit überschrieben."

Ein Raunen ging durch die Menge, die Älteren erinnerten sich nur zu gut an jenen Tag vor über zwei Dutzend Jahren als plötzlich diese Tulamidin den Tod des alten Junkers verkündete und auf der Feste einzog. Insbesondere erinnerte man sich aber daran, wie Truppen der Inquisition Jahre später halfen, diese wieder zu vertreiben. Und die ganz alten raunten noch immer Geschichten über andere sinistre Gestalten, die in dem schwarzen Turm über die Jahrhunderte gehaust hatten. Erst mit Junker Lahor - Boron sei seiner Seele gnädig - war es besser geworden. Er war zwar nie ein besonders fähiger oder gar kluger Regent gewesen, das hatte seine Frau die gerade erwähnte Brotmeisterin für ihn erledigt, aber er hatte immer verstanden, die Herzen seine Untertanen zu berühren.

Der Redner strich eine seiner fettigen schwarzen Strähnen hinter das Ohr und wartete, bis wieder Ruhe einkehrte. "Glaubt mir, meine Freunde, dass ich alles tun werde, damit das Dorf Dragenfels vom Umbau der Feste zu meinem neuen Jagdschloss profitieren wird. Ich bin gerne bereit, Burgvogt Damian..."

"Darian! Darian Hinterfelder!", korrigierte der Angesprochene mit grimmiger Stimme.

"...Burgvogt Darian also", des Mannes Mund verzog sich zu einem Lächeln, einem solchem Lächeln allerdings, dass die Sorgen eher nähren als sie vertreiben mochte, "Und ich bin gerne bereit, Burgvogt Darian weiter in seiner alten Aufgabe als Hauptmann der Burgwache zu belassen, damit an diesem Ort die größtmögliche Kontinuität herrscht."

Das Raunen der Menge war diesmal nicht dem Umstand von Darians Degradierung geschuldet, sondern es dauerte eine Weile, bis sich die Bedeutung des Wortes "Kontinuität" durch die Reihen der Zuhörer durchgesprochen hatte.

"Versteht bitte, dass ihr weiterhin Vasallen von Junkerin Thuronia seid, ich habe lediglich diese Festung erwerben dürfen. Trotzdem möchte ich Euch Dragenfelsern ein guter neuer Mitbürger sein und würde mich deshalb insbesondere freuen, wenn Ihr mir mehr über die Geschichte und die Geschichten der Gegend erzählen könntet - natürlich bei gutem Weine und Wildbret, dass mein Koch, Rodegar Neunfinger, wirklich vorzüglich zubereitet."


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1. Phe 1037 BF zur abendlichen Boronstunde
Der neue Burgherr


Kapitel 1

Das Seufzen der kleinen Glucke
Autor: VolkoV