Geschichten:Wespennest - Einbruch in Hohenlinden

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Schloß Hohenlinden

"Woran denkst du?", fragte Nahéniel.

"Daran wie wunderschön du doch bist", antwortete Balrik lächelnd.

Es war spät Abends und nach dem sie sich im Bett vergnügt hatten, lagen sie noch eine Weile nebeneinander und genoßen den Augenblick. Nahéniel musterte ihn.

"Seit du zum Aufklärungsmeister ernannt worden bist, sind deine Lebensgeister so wach, wie lange nicht mehr", meinte sie. "Und doch sehe ich, daß dich etwas betrückt."

Balrik nickte und lachte. Nahéniel konnte ihm in die Seele blicken. "Ja, das stimmt wohl", sagte er. Dieser Posten lag ihm. Es machte ihm sogar regelrecht Spaß. Über Spione und Informanten zu verfügen, Verräter zu jagen und Geheimnisse zu sammeln; und auf diese Weise im Spiel der Häuser mit zu mischen. Wenn er so darüber nachdachte, hatte ihn das schon immer fasziniert. Er hatte sich auch gefragt, wie es wohl als fester Agent der KGIA gewesen wäre. Auch wenn er früher schon hier und da für die Agentur freischaffend gearbeitet hatte, hatte sich für ihn nie die Gelegeneheit und auch die Notwendigkeit ergeben, ihr beizutreten. Und dann kam Haffax' Ultimatum ...

In letzter Zeit war Balrik mit seiner Informationssammlung recht erfolgreich gewesen. Er hatte die Identität mehrerer hochrangiger Verräter ermitteln können. Manche arbeiteten nun als Doppelagenten, andere sind unter ungekläreten Umständen verstorben beziehungsweise verschwunden (eine Tatsache das Balrik noch immer Kopfschmerzen bereitete), und wiederum andere harren noch ihrer Festnahme oder haben sich bereits als Doppelagent von Paligan erwiesen.

Aber Nahéniel kannte ihn gut. Es gab etwas was ihm Sorgen bereitete. Ihr konnte er nichts verheimlichen oder gar vormachen. Nicht daß er so etwa vor hatte. Nahéniel war seine seelische Stütze. Um Zuversicht auzustrahlen, mußte Balrik seinen Untergebenen oder den anderen Adligen gegenüber immer wissen, was zu tun war. Auch auf sein Rat wurde gerne gehört. Aber wenn er selbst einen Rat benötigte, wandte er sich an gute Freunde oder eben an Nahéniel.

"Es sind in letzter Zeit viele der Tauristar und der Augen-und-Ohren angegriffen worden", erklärte er. "Wenn es nur ein Einzelfall gewesen wäre, hätte man es als Zufall abtun können. Aber das hier hatte Methode. Tatsächlich habe ich erwaretet, daß es Angriffe geben wird, allerdings rechnete ich eher mit Angriffe auf meine Person." Nahéniel quittierte diese Bemerkung mit einer hochgezogenen Augenbraue.

Balrik erzählte ihr von den einzelnen Vorfällen und Nahéniel hörte aufmerksam zu. "Da dies teilweise Informationen sind, die kaum jemand weiß und niemals nach außen dringen konnte, muß jemand, der hier arbeitet, für den Feind spionieren", schloß er.

"Und weißt du schon, wie du ihn entlarfen willst?", fragte Nahéniel.

"Ja", lächelte Balrik, vielleicht konnte man sogar einen fiesen Zug im Lächeln erkennen. "Ich warte nur darauf, daß Gerion oder Toran zurück kehren."

"Also hast du einen Plan", nickte Nahéniel. "Paß nur auf, daß du ..." Sie brach ab und schien zu horchen.

"Was ist los?", fragte Balrik. Elfen hatten ein sehr gutes Gehör, sie konnten sogar das Rascheln einer Maus im Gebüsch in mehreren dutzenden Schritt hören. Und hier schien etwas ihre Aufmerksamkeit zu erregen.

"Da ist jemand in deinem Arbeitszimmer", blickte sie auf.

Es dauerte einen Augenblick, bis Balrik regristierte was das bedeutete und sprang auf und zog sich eiligst eine Hose an. Nebenher kontrollierte er, ob der Schlüssel in sein Arbeitszimmer noch da war. Das war er nicht. Es gab nur einen Schlüssel und den hatte jemand gestohlen! Auch Nahéniel hatte sich einen Mantel umgeworfen und eilte Balrik hinterher.

Die Wachen rief er nicht. Für den Fall, daß der Einbrecher tatsächlich aus seinen eigenen Reihen kam, wollte er verhindern, daß er dadurch in der Menge untertauchen konnte. Als er sich dem Arbeitszimmer näherte – die Türe stand offen – wurde ihm bewußt, daß er keine Waffe bei sich hatte. Er blickte sich um und sah einen Besen. Mußte wohl einer der Diener hier vergessen haben, dachte Balrik. Er schnappte sich den Besen.

Er betrat vorsichtig das Zimmer, während er den Besen kampfbereit vor sich hielt und Nahéniel hinter ihm eine Lichtkugel herbei zauberte. Das Zimmer war leer, aber es lag Brandgeruch in der Luft. Der Dieb mußte eiligst den Raum verlassen haben, als er sie kommen hörte. Auf dem Schreibtisch war die Schatulle, in dem er alle wichtigen und geheimen Unterlagen aufbewahrte – geöffnet! Balrik trat näher und atmete erleichtert aus, als er sah, daß der Inhalt völlig verbrannt war.

"Der Zauber hatte sich gelohnt", meinte Balrik. Von Anfang an hatte er diese Schatulle von Gerion verzaubern lassen, der dafür sorgte, daß kein Unbefugter an den Inhalt kam. Nur er und Gerion waren in der Lage, diese Schatulle gefahrlos zu öffnen. Und falls doch jemand anderes es versuchen sollte, würde der Inhalt in Flammen aufgehen – so wie hier geschehen.

"Hatte er diesen Schlüssel auch", fragte Nahéniel, die hinter ihn getreten war und ebenfalls die Schatulle betrachtete.

"Nein." Balrik hielt einen Schlüssel hoch. "Den hat er mir nicht gestohlen." Aber es hätte dem Dieb nichts geholfen, auch dann wäre der Inhalt in Flammen aufgegangen.