Geschichten:Wandergeselle

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Schweiß lief ungehindert über den nackten Oberkörper Sarnors, der den schweren Hammer wieder und wieder auf das Eisen herab sausen ließ.

Schwer atmend wischte er sich kurz über die Stirn und bemerkte den Mann, der herangetreten war. Groß und stattlich gebaut, das wallende schwarze Haar zu einem Zopf geflochten, stand Rondrigo von Ahrenstedt in wenigen Schritten Entfernung und beobachtete die Arbeit des kräftigen Schmieds.

„Praios zum Gruße, Meister Sarnor! Ich hörte gerade, dass Ihr wieder im Ort seid und da wollte ich einmal vorbei schauen. Wie ich sehe, habt ihr die alte Schmiede schnell gefunden. Seitdem Meister Durnbert letzten Winter starb haben wir hier leider keinen Schmied mehr.“

Sarnor nickte knapp. „Die Zwölfe zum Gruße, Herr. Was kann ich für Euch tun? Braucht Euer Ross vielleicht ein neues Eisen? Oder müssen vielleicht einige Scharten aus Eurem Schwert entfernt werden?“

Sarnor hatte schon für den einen oder anderen wohlgeborenen Herren gearbeitet. Ihre Aufträge waren immer gleich, aber bei blinkender Münze zögerte Sarnor nicht lange.

Rondrigo lachte. „Mein Pferd könnte in der Tat neue Hufeisen gebrauchen. Aber ich möchte noch etwas anderes von dir.“

Der Schmied legte den Hammer beiseite und trank einen Schluck aus dem Schlauch, den er in der Nähe auf einem niedrigen Schemel abgelegt hatte. Abwartend sah der Handwerker den Edlen an ohne ein weiteres Wort zu sagen.

„Siedle dich hier an.“

Die Worte des Junkers kamen unvermittelt und klangen nicht, als würden sie Widerspruch zulassen wollen.

„Warum sollte ich das tun, mein Herr? Hier leben nicht sonderlich viele Menschen und Ihr versteht bestimmt, dass ich meinen Lebensunterhalt nur verdienen kann, wenn ich Arbeit finde.“

Der Junker straffte sich und stimmte dem Schmied zu. „Das weiß ich natürlich. Wenn du bleibst, kannst du diese Schmiede haben mit allem, was darin ist. Außerdem sorge ich für dein Auskommen. Du wirst Kleider und Nahrung bekommen. Weiterhin werde ich für Arbeit sorgen. In der Nähe habe ich ein Vorkommen von Eisenerz entdeckt. Das Erz wird bald abgebaut und da wäre es doch sicherlich von Nutzen vor Ort einen Schmied zu haben. Sicherlich kannst du dir vorstellen, dass Waffen, die man hier kauft, deutlich billiger sein werden als auf dem Markt zu Greifenfurt. Zumindest aus der direkten Umgebung werden die Leute eher hierher kommen. Außerdem habe ich in nicht allzu ferner Zukunft einen gewissen Eigenbedarf. Der Orden vom Zorne Rondras ebenfalls und wie es der Zufall will, kenne ich den Wächter der Mark Greifenfurt persönlich. Doch sag mir, kannst du überhaupt ein vernünftiges Schwert schmieden, Sarnor?“

Der Schmied verzog keine Miene und drehte sich um. Er nahm einen langen, in Leder gewickelten Gegenstand von seinem Bündel und packte ihn aus. Das Langschwert, welches darunter zum Vorschein kam, blitzte und war sorgfältig eingeölt worden.

Er reichte es dem Adeligen wortlos. Rondrigo packte den Schwertgriff und sah sich die Waffe an. Sicherlich war es kein Schwert, mit dem man einen Grafen oder Baron locken konnte, aber es war gut ausbalanciert worden und die Klinge machte einen stabilen Eindruck. Rondrigo prüfte die Schneide und schwang die Waffe probehalber.

„Das Schwert liegt gut in der Hand. Das gefällt mir.“

Sarnor lächelte dünn und selbstgerecht. „Das ist noch gar nichts. Aber seid gewahr – diese Dinge sind nicht billig.“

Rondrigo gab dem Schmied die Waffe zurück. „Ich will dir noch einen Knecht zur Seite stellen, der dir vorerst hilft. Einen Gesellen musst du dir dann selbst suchen. Drei Monde im Götterlauf will ich dir gestatten umher zu wandern und deine Waren anderswo zu verkaufen, so du das wünschst. Ansonsten wirst du hier arbeiten.“

Das harte, kantige Gesicht des Schmiedes war schwer zu durchschauen. Er überlegte einige Momente und ein frostiges Schweigen entstand.

„So sei es denn“, sagte Sarnor schließlich. Er hielt dem Junker das Schwert erneut hin. „Ich hörte, Ihr seid ein Mann von Ehre. Hier, nehmt es als Zeichen meiner Dankbarkeit für Euer Angebot. Ich will sehen, ob es hier wirklich so viel zu tun gibt.“

Rondrigo klopfte dem Schmied auf die breite Schulter. „Keine Sorge, du wirst schon sehen. Gleich morgen kannst du dir mein Pferd mal ansehen und danach sprichst du mit einem meiner Knechte, er braucht noch Eisennägel. Die Palisade ist noch nicht fertig und da gibt es noch viel zu tun.“

Das Schwert unter dem Arm stapfte Rondrigo nach draußen, ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht.

Er tätschelte in Gedanken versunken den Knauf der Waffe. Es war ein kleiner Anfang, aber immerhin.


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