Geschichten:Waldsteiner Totenbuch - Geria von Alka

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Burg Alka, 25. Hesinde 1043 BF:

Es ist wohl das höchste Streben und die größte Ehre eines jeden Geweihten der stürmischen Leunin im Kampfe an Rondras Tafel berufen zu werden und wahrlich, die letzten Götterläufe boten viele, wenn nicht gar zu viele Schlachten um sich zu beweisen. Doch, der gleichermaßen tapferen, wie unglücklichen Geria war dieses Schicksal nicht vorherbestimmt. Schon früh sollte die Ritterin der Göttin in ihrem Glauben geprüft werden und das auch noch viele weitere Male in ihrem stürmischen Leben.

Bereits in jungen Jahren, Geria war noch Knappin der Leunin im Rondra-Tempel zu Uslenried, verlor sie ihren Gatten, den gräflichen Hausritter Elgor von Fints, in der Ogerschlacht. Was hätte Geria nicht alles getan um selber ihr Schwert gegen die Menschenfresser zu erheben, doch lag sie guter Hoffnung mit ihrer zweiten Tochter danieder. So blieb ihr nichts anderes übrig als tatenlos in ihrem Bett auszuharren. Dort erreichte sie auch die schreckliche Nachricht, dass ihr Gemahl in der Ogerschlacht gefallen war – aufgefressen von einem dieser Monster. Geria sollte nie wieder die selbe sein.

War ihre erste Tochter Liriella ihr ein und alles – wohl auch weil sie ihrem Elgor wie aus dem Gesicht geschnitten war, konnte sich Geria für ihre zweite Tochter Tanit nicht erwärmen. Sie empfand keine Liebe für das Kind, gab sie Tanit doch die Schuld warum sie nicht an der Schlacht teilnehmen konnte. Die Götterläufe vergingen und das Band zwischen Geria und Liriella wurde immer enger, während das zwischen ihr und Tanit sich vollends entzweite.

Schweren Herzens ließ Geria ihre liebste Liriella der Liebe wegen in die Ferne ziehen. Doch, oh grausames Schicksal, starb sie in viel zu jungen Jahren im Kindbett fern ihrer sie liebenden Mutter. Seit die Nachricht vom Tod ihrer Tochter in diesen Mauern eintraf, umgab Dunkelheit und tiefe Trauer die Seele und das Herz der Geweihten der Sturmleunin. Mit dem Willen zu sterben warf sich Geria in jede Schlacht, zuletzt die gegen den Erzverräter Haffax. Doch sie überlebte und kam noch einmal mehr gebrochen in die Heimat zurück.

Doch diesen Winter sollten ihre Gebete erhört werden. Während der Jagd griff ein hungriger Bär die Geweihte der Rondra an und Geria kämpfte tapfer bis zum letzten Atemzug, das kann ich mit eigenen Augen bezeugen. Die gebrochene Frau schloss für immer ihre Augen und mir war, als würde sie das erste Mal seit vielen Götterläufen wieder lächeln.

So schließt sich ein Kapitel im ewigen Buch der Toten und die Frage bleibt, war es die Herrin Rondra, die ihre ihr ergebene Dienerin zu sich holte, oder aber der Herr Firun war, der die sich quälende Seele erlöste.

Jurgald von Jeskenau, Kastellan auf der Alkenburg