Geschichten:Waldesdunkel - Traumgestalt

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Burg Hirschpforten, Junkertum Hirschpforten, Baronie Waldfang; Mitte Boron 1037 BF:

Rondriga schreckte schweißgebadet aus dem Schlaf. Sie war wie benommen, orientierungslos, wo war sie? In dem fahlen Licht der beginnenden Morgendämmerung könnte sie ihr vertrautes Schlafgemach ausmachen. Erleichtert atmete sie aus. Ihr Atem wurde sichtbar in dem für diese Jahreszeit ungewöhnlich kühlen Raum. Sie fröstelte. Langsam faste sie wieder klare Gedanken und überlegte was sie so unsanft aus dem Schlaf gerissen hatte. Sie hatte geträumt, einen Alptraum, oder war es gar ein Blick in die Zukunft? Die Bilder und Eindrücke hatten sich eingebrannt.

Entschlossen stand Rondriga auf, warf sich ihren Morgenmantel über und öffnete die Tür zum Nebenzimmer, dem Zimmer ihres Gemahls Ernbrecht von Zankenblatt. Doch es war verwaist. Auf dem Flur schließlich begegnete sie eine Dienerin.

„Wo ist mein Gemahl zu so früher Stunde?“ Rondrigas Stimme bebte ein wenig, verspürte sie doch das Verlangen mit ihrem Gemahl zu sprechen.

„Verzeiht Herrin, der Herr ist auf seinem morgendlichen Ausritt mit dem Burgvogt.“ Die Dienerin schaute betreten zu Boden und wagte es nicht aufzuschauen.

„Ach ja“, Rondriga war völlig entfallen, dass Ernbrecht und Linjan neuerdings früh morgens durch die Weiden und Felder preschten. „Nun gut.“

Etwas ungehalten begab sich die Zweifelfelserin in ihre Arbeitsstube und ließ sich auf einen der breiten Sessel fallen. In diesem Moment löste sich in einer Ecke die Holzvertäfelung der Wand und eine Gestalt lugte hindurch.

Lidaria, du kommst wie gerufen – wie immer. Setz dich!“ Die Angesprochenen tat wie ihr geheißen. „Ich hatte einen Traum, eine Eingebung, oder sonst was.“

„Ich hoffe es war ein erquickendes Erlebnis.“ Lidaria zwinkerte Rondriga zu.

„Nein, nicht solcher Art – leider.“ Rondriga strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Es geht um meine Familie, wir stehen vor einer Zeitenwende und der eingeschlagene Kurs der Familienpolitik wird in einer Katastrophe enden.“

„Das hast du gesehen?“

„Ja“, die Bilder eines Einhorns, gehetzt von seinen Häschern und abgeschlachtet wie Mastvieh, würde Rondriga nie wieder vergessen, „und verantwortlich dafür wird mein ach so lieber Vetter Leomar sein. Er hat lange genug die Familienpolitik bestimmt, nun ist es Zeit ihn etwas entgegenzusetzen.“

„Und wie?“ In Lidarias Stimme klangen Zweifel mit. „Du hast es doch versucht, in Zweifelsfelden, weißt du noch? Keiner hat dich unterstützt.“

„Damals schon, nun hat sich was verändert. Ich habe eine mächtige Verbündete in der Familie.“

„Wenn du meinst.“

„Reise unverzüglich an den Grafenhof und überbringe eine Nachricht an du weißt schon wen. Ich muss ihn dringend sprechen.“ Die Angesprochene nickte stumm und war sogleich auch wieder auf dem selben Wege verschwunden wie sie hereingekommen war.

Rondriga lehnte sich zurück. Sie hatte IHRE Stimme in ihrem Traum vernommen, SIE hatte mit ihr gesprochen und ihr klare Anweisungen erteilt. Nun war es an der Zeit zu handeln.





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Texte der Hauptreihe:
15. Bor 1037 BF
Traumgestalt
Heute und Morgen


Kapitel 2

Ziel- und Heimatlos
Autor: Bega