Geschichten:Von Umbruch und unruhigen Zeiten - Es kann nur einen Stier geben

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Baronie Viehwiesen, Burg Ox, Phex 1043 BF (09.1043)

„Reiter in Sicht“, schallte es von den Zinnen der Burg Ox. Das Banner des Hauses mitsamt Rittern und Reitern trabte in den Burghof.

Leobrecht und Anaxios beobachteten das Schauspiel durch die Butzenglasfenster des Rittersaales. „Holt mir den Burschen“ wies der Reichsvogt das Gesinde an. „Und Du Anaxios wie besprochen. Ich regle das mit meinem Sohn und Du tue bitte das worum ich Dich gebeten habe.“

Anaxios nickte und begab sich in die hinterste Ecke des Rittersaales, als Wolfaran ebenjenen betrat.

Die Kleidung des Schlunder Ritters war verschlissen und die von vielen Kampfhandlungen geziert. Sein einst perlweißer Wappenrock war nun eher zwischen rosé und blutrot. Schwere Verletzungen trug er nicht von den Kämpfen, Schrammen waren jedoch überall ersichtlich.

„Es grenzt ja fast an ein Wunder, dass Du den Weg nach Burg Ox gefunden hast. War der Weg von Ochsenfeld zu weit?“ zischte Leobrecht seinen Sohn an.

Wolfaran beschloss, dass es besser war erst einmal abzuwarten und nicht gleich zurück zu fauchen.

„Welche Flausen sind Dir in den Kopf gestiegen. Eigenmächtig die Ritter anzuführen und die Reiter zu kommandieren, ohne Dir die Einwilligung Anaxios oder mir geben zu lassen. Du agierst offen gegen die Interessen des Hauses Ochs.“

„Es blieb mir gar nichts anderes übrig, Vater. Nachdem ich in das Scharmützel bei Oxenweiher hineingezogen wurde, forderten die Ritter mich förmlich auf bei ihnen zu bleiben. Sie dürsten nach einem Ritter unseres Hauses. Ich dachte ich agiere im Sinne eines starken Hauses Ochs. Wir sind wer im östlichen Garetien und unsere Felle schwinden, mit jedem Schritt, den wir uns weiter nach Osten orientieren. Die Mardershöh ging verloren. Am Hofe ist kein erwachsener Ochs mehr. Kein Familienmitglied kann die Ritter ins Feld führen, Chaliba - so sehr sie sich bemüht, kann keinen Schlunder Ritter ersetzen. Sie ist und bleibt Nebachotin, mit einem anderen Werteverständnis. Du Vater, Du könntest es vom Stand her, aber Du kannst kaum noch längere Reisen mit der Kutsche bewältigen. Leonora ist in Elenvina zu weit weg und Anaxios ist ein Kenner auf seinem Gebiet und ich schätze ihn sehr, aber er ist und bleibt ein Magier. Was blieb mir denn anderes übrig, Vater?“

„Ein Alleingang, wie Du ihn vor allen Augen durchgeführt hast, schwächt uns immens. Dem Adel ist durchaus gewiss, dass Du ohne meine Einwilligung und ohne die Anaxios gehandelt hast. Du törichter Depp. Ich werde nach außen hin kundtun, dass Du auf mein Geheiß hin gehandelt hast. Iralda wird Dich öffentlich maßregeln, Deine Mutter ebenso. Passiert das erneut, wird Iralda Dir den Titel als angeheirateter Baron von Bärenau entziehen. Verstehst Du mich?"

"Vielleicht ist die Zeit gekommen, dass Du die Augen öffnest."

"Du willst auf meinen Platz an dem Tag an dem ich sterbe, ist es das wonach Du strebst?"

"Vater ich gönne und wünsche Dir ein langes Leben und sicher nicht den Tod. Aber ich werde mich nicht hinten anstellen, wenn es um die Führung unseres Hauses geht. Die letzten zwei Oberhäupter saßen nicht auf Burg Ox. Ich habe viele Freunde im Schlund. Meine Tante ist nun Baronin von Hartsteen, sollte Selinde von Ruchin kinderlos bleiben - was aufgrund ihres Alters durchaus möglich ist, wird Alrik ihr Nachfolger und Leonora als seine Frau Baronin von Erlenstamm. Und klein Leobrecht wird irgendwann Baronsgemahl von Ruchin. Ich sitze in Wasserburg neben dran und werde meinen Platz einfordern. "

Leobrecht blickte mehr als verdutzt. "Leonora und Alrik. Da hat sie nach Ardors Tod keine Zeit verloren. Welches Spiel spielst du? Hattest Du Deine Finger dran an dem Tod Deines Schwagers?"

"Ich war im Schlund als er starb"

"Das beantwortet nicht meine Frage, Wolfaran. Bist Du so skrupellos? Ich kann es nicht glauben. "

"Ich bin immer besorgt um das Wohl der Familie."

"Wolfaran verdammt, du weichst meinen Fragen aus. Junge! Muss Ruben sich ängstigen? Wirst Du ihn entsorgen wenn er Dir im Weg steht?"

"Vater, Ruben bei den Göttern nein. Er ist ein Ochs. Er ist Familie."

"Wenn Dir soviel an der Familie liegt, dann lass Ruhe einkehren. Geh zurück nach Wasserburg. Deine Mutter braucht dich."

"Ich denke darüber nach - vorerst. Du wirst mich aber nicht davon abhalten können die Ochsschen Hausritter zu führen, wenn die Not dazu wieder gegeben sein sollte. Sie brauchen mich. Sie brauchen einen Ochsschen Ritter."

"Darüber reden wir ein anderes Mal. Zuforderst reist Du zurück nach Wasserburg und verbleibst bei Deiner Mutter. Wasserburg ist geschwächt und benötigt Dich, mehr als es Viehwiesen tut."

Wolfaran verabschiedete sich. Er war hundemüde und musste sich ausruhen und war nicht gewillt mit seinem Vater das Thema weiter zu diskutieren.

Anaxios trat wieder neben seinen Onkel. "Ardor. Ich kann es Dir nicht sagen, ob er es eingefädelt hat. Es war mir nicht möglich seine Gedanken zu lesen, sie waren wie verschleiert. Aber ich kann Dich und mich beruhigen, er will Ruben nichts anhaben. Er strebt nach einem stabilen und starkem Haus Ochs. Nur ist sein Weg dahin ein anderer als Deiner."