Geschichten:Von Umbruch und unruhigen Zeiten - Des Grafen Freund

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Wandleth, Schlunder Grafenhof, Hesinde 1043 BF (06.1043)

Vor dem Audienzzimmer des Grafen tuschelten die beiden Selindes…. Selinde von Hartwalden und Selinde von Ruchin. Die beiden starken Frauen versuchten mit ihren Mitteln den Grafen in ihre gewünschte Richtung zu manövrieren und sich selber ein Stück des neu aufgeteilten Kuchens zu sichern. Anders konnte sich Wolfaran ihre Anwesenheit in Wandleth am Grafenhof nicht erklären.

Der junge Ochse grüßte freundlich distanziert, ging an beiden vorbei und schritt durch die schwere Eichentür hindurch.

Graf Ingramm würde ihn zuerst empfangen, eine Tatsache, die den ambitionierten Frauen ein Dorn im Auge war. „Garaschmox, schön wieder hier zu sein, auch wenn der Grund für mein Erscheinen ein trauriger ist.“

„Garoschem Fläumling, unser guter Leoderich starb mit dem Schwert in der Hand, den Tod den sich Krieger wünschen. Wie ergeht es Dir am Ende der Natter?“

In bestem Rogolan führten die beiden Männer ihr Gespräch weiter. „Besser als im Hinterkosch, schön wieder nah der Heimat zu sein“ ein verschmitztes Lächeln – fast lausbubenhaft – hing Wolfaran auf den Lippen. „Zackenreißer und Zackenbeißer – sie machen sich gut in der großen Halle. Ich hoffe die Zeiten werden nicht noch unruhiger und ihr müsst den Stahl ins Feld führen.“

„Dazu wird es hoffentlich nicht kommen. Und ich sehe, Flammenzunge hat einen würdigen Träger gefunden.“ Graf Ingramm goss sich vom besten Wandlether Wiesenschlösschen ein. „Auch eins, Fläumling?“

„Immer gerne Väterchen, ich versuche meinem Schwert ein würdiger Träger zu sein. Es ist eine ehrenvolle Toschkrilklinge, sie hat einen ehrbaren Streiter verdient. Wahrlich ein zwergisches Meisterwerk."

„Dann ein freudiges Baroschem mein Freund.“ Sie schwelgten in Erinnerungen, fernab von Politik und Fehde, ehe Gregosch, seines Zeiches gräflicher Schatzkämmerer und Sekretär den Raum betrat. „Väterchen. Die beiden Selindes stehen immer noch vor der Tür.“

„Noch zwei Bier, Gregosch…. Sag sie sollen noch warten. Ich habe wichtigeres zu bereden.“

„Väterchen, ich kann später wiederkommen, wir plauschen doch nur so daher.“

„Genau Fläumling, Du bist hier als Freund und nicht als Intrigant oder Kriegsgewinnler. Die Großwüchsigen streben nach Macht, jetzt wo sich alles im Umbruch befindet. So war es immer und wird es immer sein.“

„Ich bin auch ein Mensch und meine Mutter eine Gewinnerin einer Fehde. Macht es mich damit automatisch zu einem schlechteren Freund?“

„Du weißt was ich meine, Fläumling. Mich beunruhigen meine direkten Vasallen. Luidors Ableben führt zu Unruhe auf Oberhartsteen und Alissa, ich weiß nicht in welchem Wald sie sich wieder herumtreibt. Die Natter habe ich seit Götterläufen nicht mehr gesehen, der Kaisermärker Vogt treibt sein eigenes Spiel und die Ruchin ist bei der Kaiserin. Dazu sitzt auf Ox ein Magier…. Nur auf den Hinn kann ich mich verlassen. Wolfaran meine Vasallen würden meinen Bart ergrauen lassen, ...“

„Wie gut, dass er schon grau ist. Jetzt könnten beim Herren des Schmiedefeuers nur noch die Haare ausfallen, Väterchen.“

„Nicht frech werden, Fläumling.“

„Anaxios ist Dir ein guter Vasall, auch wenn er Madas Frevel in sich trägt. Elea auch, sie ist nur in wichtiger Mission an einem anderen Ort. Hinn ist ein herausragender Heerführer und ausgezeichneter Diplomat - ihr müsst ihn nur im Auge behalten. Er hat das Blut des Erfolges geleckt, ich denke er strebt nach weiterer Macht. Er ist im Hochadel angekommen und ich schätze ihn so ein, dass er dort verbleiben möchte.“

Ingramm grummelte im Hintergrund. „Wohl war, junger Ochse. Was hältst Du von den Selindes?“

Hartwalden und Ruchin. Beides alte ehrwürdige Schlunder Häuser. Vielleicht ist die Zeit gekommen, sich an die beständigen Familien im Schlund zu halten. Sie sind treu und haben euch gute Dienste erwiesen - seit jeher. Was hat Erlenstamm oder Nettersquell Euch an Dienst geleistet? Und die Hartsteens machen seit jeher ihr Ding. Sie sind Grafen und damit nicht die besten Untergebenen, sie streben zu sehr nach eigener Macht."

„Hm mag sein, dass Du Recht hast, Fläumling. Ich könnte Deinen Vater in den schweren Zeiten jetzt an meiner Seite gebrauchen. Er gab mir immer einen tieferen Einblick in die Gedankenwelt der Großwüchsigen. Aber die junge Kaiserin nahm ihn mir fort. Und ihr Gatte hält Dich von mir fern."

"Väterchen, ich ging der Liebe wegen. Aber mein Weg führte mich nah an meine Heimat zurück. Uns trennt eine Grenze, doch auch wenn ich in Perricum eine neue Heimat gefunden habe, werde ich Euch immer treu sein. Es ist tiefe Freundschaft die uns bindet, mehr als ein Lehnseid je binden könnte."

"Du könntest nicht zufällig in meinem Namen in die Kaisermark reiten und den Hinn bei den Verhandlungen unterstützen? Er macht seine Sache sehr gut, dass will ich nicht anzweifeln, doch ich benötige einen Großwüchsigen, dem ich vollends vertraue.“

„Väterchen, so gerne ich möchte… ich kann nicht. Ich bin Erbe einer Perricumer Baronie, meine Frau ist Harsteener Baronin und ich komme aus einem Schlunder Haus. Ich sitze zwischen allen Stühlen und jongliere im wahrsten Sinne des Wortes. Der Hinn ist zwar aufstrebend und sicher will er mehr als nur Landvogt sein. Aber bitte versteht, ich kann nicht in Eurem Namen in der Fehde auftreten….“ Fast flehend klangen die Worte des jungen Ochsen, der nur zu gerne mit dem Schwert in der Hand seinen Schlund verteidigen würde. "Ich verspreche Euch, ich werde kommen, wenn ihr es am Nötigsten braucht. Dann bin ich da, egal was danach mit mir passiert. Diese Zeit ist aber noch nicht gekommen."

"Fläumling, ich weiß ich kann mich auf Dich und Deine Ochsen verlassen. Ihr seid nur so wenige geworden, dort wo einstmals eine ganze Herde mir treu ergeben stand. Bitte nimm ein Kästchen voll Edelsteine mit, Gregosch wird es Dir aushändigen. Hüte es gut, es ist für den Notfall. Falls der Schlund am Abgrund stehen sollte, gehe nach Morganabad und kaufe davon Söldner, damit sie von Osten zur Hilfe kommen. Kannst Du das tun?"

"Väterchen. Wenn der Schlund am Abgrund steht werde ich Wasserburger und Viehwiesener Truppen vereinen und mit Euch Seit an Seit in die Schlacht ziehen. Und ich werde Euch die Söldner besorgen. Mein Herz gehört meiner Heimat und meine Treue Euch."

"Lass die Einstellung nicht Deine Mutter hören, sie liebt den Schlund hat aber dem Markgrafen ihren Eid abgelegt.... Und besser auch nicht den Mann der Kaiserin. Mein Fläumling, was ist nur schief gelaufen, dass ich Dich nicht mehr an meinem Hofe habe... Wie dem auch sei, ich muss mich leider von Dir verabschieden und mich meinen Audienzen widmen."