Geschichten:Von Pagen und Knappen - Raslan 4

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Kaum hatte Anselm danach verlangt die Speisen und den Trank zu reichen, begannen Bedienstete, hohe Tische herein zu tragen und verteilten diese im Raum. An eine der Längsseiten platzierten sie dazu eine längere Tafel auf welche anschließend nebst Getränken kalte und warme Speisen sowie Teller, Messer und Gabeln bereitgestellt wurden. Hinter dieser langen Tafel nahmen nun adrett gekleidete Bedienstete ihren Platz ein und begannen den hungrigen Gästen das gewünschte Mahl auf den Tellern anzurichten. Diese, recht zwanglose Form der freien Platzwahl führte schließlich zu dem gewünschten Effekt der zufälligen Wahl von Gesprächspartnern.

Anselm Hilberan gesellte sich, zusammen mit Khorena, zu den Ehrengästen des Tages, der Familie Boronshof und reichte ihnen persönlich Kelche mit schwerem, rotem Wein aus dem südlichen Garetien. „Nun denn, Answin, es freut mich in der Tat, dass unsere Familien ein engeres Bündnis geschlossen haben. Ich bin mir sicher, dass sich Raslan wacker schlägt und ich werde ihn bei den Reisen, die da kommen werden schon zu schützen wissen!“

„Ich freue mich ebenfalls darüber, dass aus einem Nachbarn ein Bündnispartner und gar der Schwertvater meines Sohnes geworden ist. Ich hoffe, er wird sich dieser Ehre würdig erweisen!“ Bei diesen Worten blickte Answin ernst zu dem neben stehenden Raslan hinüber. „Was seinen Schutz angeht, so habe ich euch im Kosch als besonnenen und dennoch mutigen Mann kennengelernt, so bin ich mir sicher, dass Raslan bei euch so sicher ist, wie es in diesen Zeiten eben sein kann.“

Rahvena stand noch etwas verloren neben dem Stuhl des Pechackerners und blickte sich um und stelle fest, dass Raslan noch leicht orientierungslos bei Anselm und seinem Vater stand und entschloss sich, auf ihn zuzugehen. „Hallo, ich bin Rahvena!“, sprach sie ihn freundlich mit ihrer hohen Stimme an, „soll ich Dir die Burg zeigen?“

Abwartend verharrte der Angesprochene an seinem Platz neben seinem Schwertvater und blickte zu diesem auf. „Geh’ nur antwortete der Pechackerner. Ab morgen werden wir noch viel Zeit miteinander verbringen. Rahvena wird die die Burg zeigen. Dies ist sicherlich hilfreich, wenn ich Dich zukünftig an Orte senden werde.“ Als Raslan seine neue Ausrüstung abwartend anblickte fügte Anselm an seine Nichte gewandt fort. „Zeig’ ihm am besten auch gleich seine Schlafstatt. Dann kann er dort Schwert und Schild ablegen. Heute wird er es nicht mehr benötigen.“

Während die Erwachsenen nun weiter redeten und diskutierten, griff das junge Mädchen den viel größeren Jungen einfach am Arm und zog ihn mehr oder weniger hinter sich her. Dabei begann sie bereits auf ihn einruden und zu erklären, wo sich was in der Burg befand, sodass Raslan gar nicht dazu kam, die eingangs gestellte Frage nach seinem Woher so recht zu beantworten. Erst als sie nach dem emporsteigen einer Wendeltreppe in das zweite Geschoss der Burg gelangten und in einen offenen aber dennoch recht wohnlich eingerichteten Bereich gelangten, an dessen Wand zwei einfache Doppelstock-Betten hinter jeweils einem zur Hälfte beiseite gezogenen schweren Vorhang standen, beendete sie ihren Redefluss mit den Worten, „Hier, das Doppelstockbett ist noch frei. In dem anderen schlafe ich. Onkel Anselm meint, es kommen noch zwei weitere Pagen zu uns, daher die Doppelstockbetten. Ich schlafe jedenfalls oben; das finde ich toller!“

Rahvena hatte Raslan von dem Ausgang der Wendeltreppe, die von hier, genauso wie die zweite Wendeltreppe auf der anderen Seite der Burg, noch weiter nach oben führte auf den schweren Eichenfußboden des zweiten Geschosses geführt. Dunkle Räumlichkeiten lagen hier, im Gegensatz zum ersten und Erdgeschoss, nur noch auf einer Seite der trutzigen Burg. Zur anderen Seite führte eine Tür auf eine Plattform, auf der, für den Verteidigungsfall, auch zwei Onager aufgestellt und zurzeit abgedeckt waren.

„Hier oben dürfen nur Familienmitglieder, ausgewählte Mägde und Knechte und wir hin“, meinte Rahvena als sie über den, durch eine, mit Fensterglas verschlossene Schießscharte beleuchteten Flur schritt. „Die Türe dort hinten führt in die Räumlichkeiten von Khorena und Anselm, die zeigen dir das bestimmt noch. Die Türe dort hinten am Ende unserer Räumlichkeiten, links von Stuhl, Tisch und Regal, führt auf den großen Eckturm. Dessen Plattform gute acht Schritt über dem Burghof; wir sind etwas niedriger.“ Fügte sie hinzu, als sie auf die kleine Treppe deuete, die zu der Türe zwischen der gut einen Schritt dicken Burgmauer, und damit deutlich dünnneren Mauer als die im Erdgeschoss, hindurchführte. Insgesamt war es sehr frisch hier oben, musste Raslan feststellen. Schließlich deutete sie auf Halteringen an der Wand und eine Truhe darunter in der Nähe von Raslans Schlafstatt. „Hier kannst Du Dich ausbreiten.“, meinte sie schalkhaft.