Geschichten:Von Hölle und Hasel - Marmor aus der Hölle

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Nymphenhall, Baronie Höllenwall, Grafschaft Eslamsgrund, Mitte Phex 1038 BF

Die Sonne hatte die Zinnen des Raschtullswall noch nicht überwunden, Nebel lang in den Niederungen und über dem Silvandorn . Burg Nymphenhall war eingehüllt in ein undurchsichtiges Grau und von der Stadt aus nicht zu sehen. Auch das Klacken einer harten Schrittfolge wurde alsbald durch den Nebel geschluckt.

Die Vögtin von Höllenwall schritt wie immer in ihrem gestrengen schwarzen Gewand durch Nymphenhall. Sie mochte diese muffige Burg nicht, in allem spiegelten sich die Zeiten der Nym wieder, trotz der Umbauten. Sie hielt durch die Gänge und Räume auf den Seufzer zu, wo sich ihr Arbeitszimmer, die Kanzlei, befand.

Neben ihrem Diener stand bereits auch der erste Schreiber bereit, wie immer mit wichtigtuerischem Gesicht und einigen Briefe und Schreiben in den Händen. Ein knappes Nicken reichte ihr als Gruß, die beiden kannten dies schon. Magnata nahm den schweren Schlüsselbund von ihrem Gürtel und schloss die Kammer auf. Der Diener machte sich sofort daran Lampen zu entzünden, denn durch den Nebel war es ziemlich finster, dann mühte er sich damit, den gusseisernen Bollerofen anzuheizen.

Magnata setzte sich auf ihren Stuhl, der Tisch vor ihr war penibel aufgeräumt, alles lag streng geordnet auf seinem Platz, sie duldete kein Chaos.

„Was gibt es heute?“, mit kalten Worten wandte sie sich an den ersten Schreiber, der wie unter Peitschenhieben zusammenzuckte. „Nun da wären…“, und mit Fleiß berichtete er von den Tagesgeschäften, und legte das eine oder andere Dokument vor.

Die Vögtin zu Höllenwall folgte wachsam seinen Äußerungen, da entdeckte sie unter den Papieren die noch anstanden ein ihr bekanntes Siegel: „Was ist das?“ „Oh, ein Schreiben aus Haselhain, von dem Majordomus Malphorus von Helburg.“

„Gebt es mir, sofort!“, verdutzt reichte der Erste Schreiber der Vögtin den dicken Brief. Für ihn standen Familienangelegenheiten hinter dem Tagesgeschäft an. Maganta von Helburg warf einen kurzen Blick auf die Siegel: „Raus.“

Ihr Diener eilte sofort aus dem Zimmer, dicht gefolgt von dem Schreiber. Die Vögtin legt hinter ihnen den Riegel vor, sie wollte auf keinem Fall gestört werden. Dann kehrte sie an ihren Tisch zurück, brach die Siegel und lass sich den langen Brief durch. Ein verächtliches Lächeln huscht ihr kurz über die Lippen, sie stand auf und ging an einen mit kostbaren Intarsien versehenen Schrank. Sie holte einen kleinen Schlüssel aus ihrem Gewand hervor, und schloss eines der Fächer auf. Auch dieses Möbel war eine Hinterlassenschaft derer von Nym, allerdings fand sich kein besserer in der gesamten Baronie. Sie entnahm eine kleine Truhe, welche sie vorsichtig auf den Arbeitstisch abstellte. Dann sortierte sie die Blätter des Briefes fein säuberlich nebeneinander. Zuerst holt sie eine metallene Dose aus der Truhe, und bestäubte die Seiten mit einem beißend riechenden Pulver. Dann goss sie aus einer Phiole eine ölhaltige Substanz in ein Schälchen, nahm einen Pinsel und bestrich damit vorsichtig die eingepuderten Seiten. Sie trug das Öl dabei so dünn wie möglich auf, um die eigentliche Schrift nicht zu verändern. Sie wartete eine Weile bis das Öl getrocknet war, und hielt dann die erste Seite vorsichtig über die Flamme einer der Kerzen. Zusammen mit den eingewirkten Ingredienzien zeigte die Wärme der Kerze nun ihre Wirkung. An den Rändern erschienen Symbole, Worte, einzelne Buchstaben und Ziffern und manche der Worte im Text waren unterstrichen. Sie wiederholte die Prozedur mit jeder der fünf vollgeschriebenen Seiten.

Sie fügte die Seiten wieder zusammen, holte sich ein unbeschriebenes Pergament und machte sich an die Ausfilterung der eigentlichen Botschaft. Als sie nach geraumer Zeit mit der Arbeit fertig war, gönnte sie sich erst einmal einen Schluck Wein, und lass sich ihre gemachte Notizen durch.

Sie musste mehrfach laut auflachen, dann lächelte sie diabolisch: „Nun denn mein Kleiner, kein einfacher Wunsch, aber du sollst es bekommen.“