Geschichten:Von Hölle und Hasel - Das Brüllen eines nebachotischen Löwen

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Baronie Haselhain, Festung Haselhain Armeenschild, Anfang Phex 1038 BF

Unruhig stand Cem’Maal in dem herrlichen Gemach des Kastellans. Draußen dämmerte der Morgen heran, und er musste sich beeilen rechtzeitig seinen Dienst anzutreten. He’Efendi Albentir mochte Unpünktlichkeit nicht, und wenn er nicht wieder Botengänge machen wollte, konnte er nur hoffen das der Kastellan ihn bald entließ. Er knetete nervös die von Tinte geschwärzten Finger vor seinem schlichten, mit Tintenflecken übersäten Rock.

Dieser jedoch schäumte vor Wut nachdem ihm der Schreiber Cem’Maal den Inhalt des Briefes vom Majordomus berichtet hatte. Der Helburger hatte einen mehrere Seiten umfassenden Brief an die Vögtin von Höllenwall verfasst, neben dem ganzen familiären Geschwafel, dass sich regelrecht ausuferte, hatte er aber auch offiziell den Marmor für das Geschenk Selo an Fatime bestellt. Entgegen den deutlichen Anweisungen des Kastellan. Auch über das angespannte Verhältnis und die Probleme mit dem Weine wurden nach Höllenwall berichtet, wenn auch nur kurz.

Der Kastellan fixierte ihn, und Cem’Maal wurde es angst und bange: „War das alles was drin stand?“, sicherlich hoffte der Kastellan auf einen schwerwiegenden Verrat, doch Cem’Maal hatte nichts dergleichen entdecken können.
„Ja, oh großer Meister der Festung, er hat mich viel schreiben lassen, und es zur Kontrolle nochmals über Nacht mit in seine Gemächer genommen. Doch es war unverändert als er es zum Versenden vorbereitete!“, er verschwieg jedoch, dass es nach deutlich starken Parfüm gerochen hatte. Es erschien ihm einfach unwichtig, der Majordomus hatte so oder so seltsame Marotten, ein Raulscher eben.
„Nun, gut gemacht Cem’Maal. Hier und nun verschwinde, bevor jemand bemerkt dass du bei mir warst!“, dabei warf ihm der Kastellan eine kleine Geldkatze zu. Der Schreiberling fing sie geschickt, verbeugte sich tief, murmelte Dankesschwüre und eilte von dannen.
Asadan von Pfiffenstock ging zornig an seinen Arbeitstisch, der in einem kleinen Chaos aus Briefen und Schreiben versank. Er fand zurzeit nicht die innere Ruhe sich darum zu kümmern, erst musste er dieses Geschmeiß loswerden.
„NAREB.“, brüllte er laut, und in Windeseile kam sein Diener hinter einer, von einem Vorgang verhangenen Tür zum Vorschein: „He’Efendi haben gerufen?“
„Geh und sage Hamal von den Schwarzen Wölfen das die Zeit einer weiteren Gefälligkeit gekommen ist!“

„Ay, das will mir nicht gefallen. Nun wird Marmor den langen Weg von Eslamsgrund hierher gebracht. Dieser Selo ist ja ein guter Junge, aber die Raulschen haben ihn verdorben.“ In gewohnt gebeugter Haltung stand der Kastellan Asadan von Pfiffenstock am Fenster seines Arbeitszimmers und blickte nach Süden.
Unwillig schüttelte er den Kopf: „Und dieser Wichtigtuer von einem Majordomus, dem gefällt das natürlich. Schon wieder ein Raulscher. Warum hat ihn der Höllenwaller nicht einfach gleich wieder mit zurückgenommen. Wir brauchen den nicht!“, die Stimme des Kastellan wurde immer lauter. Mit geballten Fäusten schlug er auf die Fensterbank. „Ich dachte das mit dem Wein bricht ihm das hochmütige Genick, da fängt er an zu panschen, als wäre es da natürlichste auf der Welt. Aber das habe ich ihm ausgetrieben. Und den dreckigen raulschen Marmor, den will ich auf meiner Festung nicht haben!“
Mit einem Ruck drehte er sich um und starrte aus seinen kleinen schmalen Augen die versammelten Nebachoten an, allesamt Mitglieder der Schwarzen Wölfe.
„Ihr wisst was das heißt, unsere Lande können unwegsam sein, und schwer beladene Kutschen durchaus von der Straße abkommen. Und Marmor soll ja auch brüchig sein. Habe ich mich klar ausgedrückt?“
Einstimmiges Nicken der fünf anwesenden Gardisten. Der Kastellan wusste dass er sich auf diese Männer verlassen konnte. Sie unterstanden zwar nicht seinem direkten Kommando, doch sein Wunsch war ihnen Befehl, und ihr Hauptmann brauchte davon ja auch nichts wissen.
„Sobald verdächtigte Kutschen über die Grenzen kommen, erfahre ich davon, und dann heißt es schnell zuschlagen. Seid also jederzeit bereit.“
Mit einer grußvollen Handbewegung entließ er seine getreuen Männer. „Wollen doch mal sehen ob dieser raulsche Majordomus seinen Marmor bekommt.“ , dachte er sich.

(Kursiv = neb. Tulamidya)