Geschichten:Von Elfen und Wölfen - Der Jagdmeister

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Der Jagdmeister

Reichsstadt Hirschfurt, Anfang Boron 1032 BF

»Wetterfels, Ihr kommt gerade recht!« Der Kronvogt von Serrinmoor hielt aufgrund der unerwarteten Begrüßung überrascht inne, schloß die Tür daher mit etwas Verzögerung und trat dem gräflichen Seneschall entgegen. Jener hatte sich bereits erhoben und trat ihm entgegen, die Hand zum Gruß reichend. »Willkommen zu Hirschfurt; wir haben uns lange nicht gesehen.« Wolfmann von Wetterfels schlug ein. »Eure Begrüßung überrascht mich, Exzellenz« entgegnete er. »Nicht minder als Euer unverhoffter Besuch. Bitte, nehmt doch Platz.« Coswin von Streitzig deutete auf die Gruppe Lehnstühle, die am Fenster um einen niedrigen Tisch herum standen. »Darf ich Euch etwas zu trinken anbieten?« Der hühnenhafte Vogt ließ sich in einen der Stühle sinken. »Gern«, erwiderte er. »Bei diesem kühlen Wetter kann man ein wärmendes Schlückchen vertragen.« »Da habt Ihr wohl recht«, sagte Coswin lächend, fischte zwei kleine silberne Becher und eine Flasche mit glasklarer Flüssigkeit aus der Kommode an der Nordwestwad des Raumes. Dann schlenderte er hinüber, stellte die Becher auf den Tisch und füllte sie, nachdem er sich selbst gesetzt hatte. »Nun denn, auf dass Euch warm werde«, sprach er, dem Wetterfelser zuprostend. Die Männer setzten an und leerten die Becher in einem Zug; Coswin müsste sich ein wenig schütteln, was der Kronvogt mit einem angedeuteten Grinsen zur Kenntnis nahm. »Spottet nicht, Hochgeboren, Ihr wisst umd die Stärke des Rallerspforter Quellwassers«, kommentierte Coswin die Miene des Tobriers. »Allzuviel kann ich davon nicht trinken, so sehr ich den Schluck auch schätze.« Wolfmann lachte nun doch. »Ich weiß, und doch ist eine Valposella nichts dagegen. Dennoch, Ihr habt einen Sinn für guten Trunk, will ich meinen.« »Mögt Ihr noch einen?« Der Kronvogt schüttelte den Kopf. »Nein, derzeit nicht. So kalt ist es nun auch wieder noch nicht.« Sein Blick wandte sich zum Fenster, hinter welchem sich der regenverhangene Himmel verbarg. »Nun, was führt Euch zu mir?« griff der Seneschall das Gespräch wenige Augenblicke später wieder auf. »Dem Grunde nach nichts. Ich dachte nur, wenn ich schon einmal hier in Hirschfurt bin, kann ich auch einen Blick hinein werfen, damit man mich hier einmal wieder gesehen hat; wenngleich Euch die Belange der Kronvogtei ja wenig betreffen. Und so bin ich nun hier.« »Und, habt Ihr interessante Kunde aus Eurem Lehnsland?« wollte Coswin wissen, doch der Wetterfelser winkte ab. »Nichts wirklich wichtiges, das übliche eben. Was soll schon groß gesehen in einer Baronie, in der das meiste Volk nicht mir direkt, sondern den Junkern untergeben ist. Und selbige kennt ihr wahrscheinlich fast besser als ich.« »Wie ihr meint; oft sieht man die werten Herren zumindest auch hier nicht, den Derrelsbach mal ausgenommen.« »Ach, hört mir auf mit dem. Ihr wisst doch, es gibt nur einen Weg von Derrelsbach anderswo hin, und der führt aus den Serrinmoorer Landen hinaus. Und letztlich ist er damit ebenso unbedeutend wie der Waldtreuffelingen und die Schennichs. Und das wars ja schon fast.« Wolfmann stellte den Schnapsbecher, den er noch immer in der Hand gehalten hatte, auf den Tisch zurück. »Nun ja, der Weißensteiner sähe seine Familie ja bekanntermaßen am liebesten selbst wieder in der Baronsrolle, wie wir alle wissen. Aber wenn’s nach mir geht, kann der bleiben, wo er ist.« Coswin verdrängte die Gedanken an Arnulf von Weißenstein; mochte sich der Kronvogt mit dem Junker abgeben, wenn dieser wieder einml zu vorlaut wurde. Dennoch konnte er des Junkers Avancen durchaus nachvollziehen, waren die Weißensteins doch bis zum Ende der Priesterkaiserzeit Barone von Serrinmoor gewesen; die Lande hatten zuvor auch den Namen des Geschlechtes getragen. Der Kronvogt hingegen deutete ein Nicken an; solange der Weißensteiner ruhig blieb war ihm dessen Junkertum herzlich egal, so lange zumindest der übrige Niederadel sich nicht auf dessen Seite schlug. »Sagt, Wetterfels, Ihr seid doch inzwischen schon einige Jahre in Serrinmoor ansässig«, führte Coswin das Gespräch fort. »Wie gut kennt Ihr Euch in den Wäldern aus?« Wolfmann von Wetterfels stutze ob der Frage, zog eine Augenbraue hoch und antwortete schließlich mit einer Gegenfrage. »Wie darf ich diese Bemerkung verstehen?« Coswin lächelte. »Nicht böse, ganz gewiß nicht. In Eurer Heimat wart Ihr Jagdmeister seiner Durchlaucht (?) des Herzogs, wenn ich mich recht entsinne. Und als Freund des firungefälligen Waidmansswerkes seid Ihr schließlich bekannt.« »Da habt Ihr recht, Exzellenz. Aber Eure Frage hatte doch sicher einen anderen Grund als nur meine persönliche Vergangenheit am Herzogenhofe. Und natürlich kenne ich die hiesigen Wäldern inzwischen recht gut.« Und vermutlich weitaus besser als Ihr, setzte er in Gedanken hinzu. Der Seneschall nickte zufrieden. »Dann will ich Euch nach dem Quellwasser einmal reinen Wein einschenken. Wahrscheinlich wisst Ihr es noch nicht, aber das Amt des gräflichen Jagdmeisters ist seit einigen Wochen vakant.« »Ach, hat die Elfe endlich den Bogen ins Korn geworfen? Hatte mich schon gewundert, dass sie das überhaupt so lange ausgehalten hat; Ämter ist ja der Spitzohren Sache nicht.« »Ihr sagt es. Das sieht man ja selbst an Ihrer Hochwohlgeboren. Aber machen wir es kurz: Die Vakanz soll beendet werden, und dies mit jemandem, der entsprechende Fähigkeiten und Kompetenzen aufzuweisen hat. Ihr wärt der richtige Mann dafür, will mir scheinen.« Wenn der Kronvogt verwundert war, so ließ er sich nichts anmerken. »Ihr habt dabei aber bedacht, dass ich direkter Vasall der Königin bin?« »Sicher. Aber bedenkt, es ist ein Ehrenamt und nicht nicht abhängig von der Lehnsgefolgschaft. Kann ich auf Euch zählen?« Wetterfels lachte. »Ich bin dabei.« Coswin lächelte. »Fein. Dann werde ich Meister Allensbacher anweisen, dies zu beurkunden.« Er hob seinen leeren Becher. »So etwas muss begossen werden. Mögt Ihr noch einen?«



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3. Bor 1032 BF zur mittäglichen Efferdstunde
Der Jagdmeister
Eine Jagd endet, eine andere beginnt


Kapitel 4

Die Macht des Steins
Autor: CD