Geschichten:Vom Hasen zum Hirsch - Der Platzhirsch

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Bevor Hane nach Grambusch reisen konnte um dort mit einigen Freunden zu sprechen und auszuloten, ob diese ihm wohl nach Ostbrisken folgen würden, stand noch ein Besuch beim einstigen Herrn von Ostbrisken Solmar Hoffing, dem Vogt von Briskengrund, an. Jener Mann der seit Hane denken konnte Herr über das Land war, in dem Hane mit seiner Familie wohnte. So schwang sich der noch immer frisch gebackene Reichsritter auf seinen Warunker Rappen, pfiff Bellrik II. zu und gab mit einem leichten Schenkeldruck die Richtung vor. Er wollte den Ritt zum Schloss Briskengrund zunächst nutzen um am Rand der Brache entlangzureiten und einen genauen Blick hinter die Baumgrenze zu werfen. Des Nachts hatte Hane nun schon mehrfach leuchtende Augen gesehen, lautes Knacken im Unterholz, oder bedrohliches Grummeln gehört. Dazu passende Tiere oder Wesen waren ihm nicht untergekommen, wohl aber einige Spuren die auf kleine bis mittelgroße Waldbewohner schließen ließen. Hasen, Rehe, auch die seltsam vertieften Spuren eines Wolfes waren vor einigen Tagen dabei gewesen. Umso wichtiger war der Besuch beim Vogt von Briskengrund, denn es war im allgemeinen Interesse das unmittelbare Umland der Brache zu befestigen und zu schützen, sodass das Hinterland in Ruhe und Sicherheit leben konnte. In den Wald hineinzutreten und den Spuren nachzugehen, hob sich Hane für einen anderen Tag auf, an dem er wenn möglich bewaffnete Unterstützung hatte. Der Warunker Rappe machte einen kleinen Satz als Hane ihn mit einem kräftigen Schenkeldruck zur Tempoverschärfung drängte. Bellrik II. stieß ein freudiges Kläffen aus und setzte mit glänzenden Augen nach.

Nach reichlichen zwei Stunden Ritt erkannte Hane das Schloss Briskengrund. Er hatte viel davon gehört, doch war er des Herrschaftssitzes noch nie ansichtig geworden. Der eigens vom Schneider angefertigte Wappenrock war erst vor wenigen Tagen angekommen, weswegen sich sein Besuch beim Vogt auch so lange hinausgezögert hatte. Ein Diener am Schloss nahm das Pferd entgegen und versicherte seinen Herrn über die Ankunft des Reichsritters und sein Gesprächsgesuch in Kenntnis zu setzen. Die Einrichtung des Salons war für Hanes Verständnis ziemlich prunkvoll, der Sessel äußerst bequem. So nahm der Reichsritter Platz und sinnierte über die neue Welt in die er eingetaucht war. Er wurde aus den Gedanken gerissen, als Solmar Hoffing den Salon betrat um ihn zu begrüßen. Der Vogt machte einen gepflegten, väterlichen Eindruck.

„Hoher Herr, fühlt Euch herzlich willkommen auf Schloss Briskengrund. Ich freue mich nach all den Dingen die ich über Euch hörte nun auch persönlich Eure Bekanntschaft zu machen. Berichtet mir bitte wie es um das neue Lehen Ostbrisken steht.“

Hane war froh freundlich empfangen zu werden. „Habt Dank für die Gastfreundschaft! Nunja, die Brache dominiert den Landstrich sehr stark. Die wenigen Männer und Frauen sind tüchtig und wehrhaft, doch sind sie den Gefahren der Brache nicht gewachsen. Große Bemühungen werden angestellt, sowohl in Gareth als auch an allen Grenzgebieten der Brache um das Umland zu schützen. Darum, seid versichert, dass ich alles in meiner Macht stehende tun werde um ein Bollwerk gegen die Brache zu errichten.“

„Eine ehrenvolle Aufgabe, die neben den Dukaten aus Gareth vor allem die Kraft und den Eifer des jungen Lebens braucht.“

„…qualifizierte Leute nicht zu vergessen…Und das ist der Punkt, wo ich auf Eure Unterstützung gehofft habe. Ihr habt den Landstrich bisher vor Unheil und Verfall bewahren können. Ich würde gern an Euren Erfahrungen teilhaben und vielleicht habt Ihr darüber hinaus noch zwei fähige Waffenknechte oder andere fähige Leute die Ihr mir zur Seite stellen könnt – zumindest für wenige Monde, bis ich eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen konnte. Diese Aufgabe ist von existentieller Bedeutung für uns alle – die Schrecken der Brache sind erwacht und bedrohen uns. Eure Grenzwächter haben womöglich schon Erfahrungen mit den Kreaturen gesammelt, die hilfreich sein könnten. Den Schutz vor der Brache allein zu gewährleisten bedeutet die Aufgabe bereits zum Scheitern zu verurteilen. Es muss eine gemeinsame Anstrengung sein, besonders in der Anfangszeit, damit wir Aussicht auf Erfolg haben. Darf ich auf Eure Unterstützung hoffen?“

„Habt Dank für Eure Worte, ich habe mein Bestes getan um denen mir Anvertrauten Schutz zu geben. Doch nun ist die Brache wieder erwacht und nur die Götter mögen wissen welch Schrecken uns nun erwartet.“

Hane nickt zustimmend.

„Ihr seid ein Sohn des Briskengrundes, junger Freund. Ihr und Eure Familie kennt das Land wie kein anderer. Euer Werdegang und der Eifer, mit dem Ihr Eurer neuen Pflicht nachgeht machen mich stolz auf das tapfere Volk am Rande der Brache. Es wäre einfältig zu glauben, ein jeder könne alleine gegen das Unbekannte bestehen. Daher biete ich Euch, junger Reichsritter der Ostbrisker Lande, meine ehrliche und aufrichtige Freundschaft an.“ Der Vogt schaute Hane väterlich an. „Gerne werde ich Euch zwei meiner besten Waffenknechte überlassen. Habt dafür die Güte mein Auge und Ohr in der Brache zu sein. Lasst Euch nicht noch so kleine Veränderung entgehen, berichtet mir von den Vorgängen der neuen Wacht. Verzagt nicht und sucht mich auf solltet Ihr Rat benötigen. Der hiesige Adel ist stolz und voller Misstrauen gegen Neuerungen. Ich kenne das politische Parkett und kann Euch als väterlichen Freund beistehen. Auch wäre es mir ein tiefes Bedürfnis unser beider Untertanen an unserer Freundschaft teilhaben zu lassen. Daher schlage ich Euch einen Handelsvertrag vor. Bezieht Eure Waren zur Versorgung der neuen Wacht vornehmlich in Briskengrund, auf dass wir alle gemeinsam in eine sicherere Zukunft ohne Schrecken schauen mögen.“

Hane konnte sein Glück kaum fassen. Er versuchte professionell und souverän zu wirken, keine Miene zu verziehen und sich seine Antwort nicht direkt auf die Stirn zu schreiben… was ihm gründlich misslang…

„Besser geht es nicht! Ich bin begeistert! Ja, zwölfmal ja!“, brach es aus Hane heraus. Er stürmte auf den Vogt zu und besann sich rechtzeitig darauf ein wenig Haltung zu bewahren. So nahm er die Hand des Vogts in seine beiden Hände und drückte sie herzlich.

„Ich bin schon immer ein Freund ehrlicher Worte gewesen. Ihr übertrefft alle Erwartungen die ich an dieses Gespräch hatte. Das ganze politische Parkett ist mir so neu, so unbekannt… es bereitet mir beinahe mehr Sorgen als die Brache selbst… Es wäre mir die größte Ehre in Euch einen Freund und Mentor zu sehen! Dieses Parkett nicht allein beschreiten zu müssen, ist sehr erleichternd. Genau wie der Umstand zwei erfahrene Waffenknechte dauerhaft an meiner Seite zu wissen, die sich mit der Brache auskennen und im Angesicht der Gefahr nicht verzagen werden. Solche Männer und Frauen sind schwer zu finden, aber genau dieser Schlag Mensch ist es den wir hier brauchen um die Brachenwacht zu etablieren. Wir werden gemeinsam die Brache im Auge behalten und für die Sicherheit des Umlandes und der Untertanen sorgen. Die Versorgung der Wacht aus der Region gesichert zu wissen, ist ebenfalls eine ungemeine Erleichterung! Ich hatte mir ein solches Abkommen gewünscht, doch wollte ich beim ersten Treffen nicht zu forsch sein…“ Hane bemerkte, dass er noch immer die Hand des Vogts umschloss… Er schüttelte noch einmal kräftig und abschließend die ihm dargebotene Hand um die Abmachung zu besiegeln.

„So lasst uns auf eine neue Freundschaft anstoßen, Hane von der Aue! Ich habe einen wunderbaren Obstbrand aus der Gegend...“ Solmar Hoffing schenkte einen klaren, fruchtig riechenden Schnaps in zwei edle Gläser und erhob seines in die Höhe.

„Auf den Zusammenhalt! Möge er, wie die Brachenwacht, eine undurchdringbare Feste sein!“