Geschichten:Vom Ende der Kurtzweyl

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Reichsrat zu Boron gefahren
Kanzlei aufgelöst

Erfreulich ist’s, wenn ein treuer Diener des Reiches zuverlässig und über viele Götterläufe seine Aufgaben erfüllt; doch ein jedes von der Jungen Göttin gegebene Leben ist vom Anbeginn bestimmt, einstens zu endigen. So erging es auch dem Reichsrat für Scharmützel, Gestech & allerley Kurtzweyl, Tsafried von Waldfang-Waldfang, der nämlich im vergangenen Ingerimmond im gesegneten Alter von fast hundert Götterläufen auf der Götter Ratschluss verstarb und die Reise über das Nirgendmeer antrat.

Nach dem Tode des Reichsrates stellte sich die durchaus berechtigte Frage, was nunmehr mit der Kanzlei S.G.K. geschehen solle. Allenthalben munkelt man - und schon seit langen Tagen, die weit in die Zeit der Regentschaft seiner Allergöttlichsten Magnifizenz Hal von Gareth zurückreichen, habe die Kanzlei kaum mehr geleistet, als die Dinge der Bureaucratie zu erledigen, die allein durch Existenz ihrer selbst entstanden seien. Böse Zungen behaupteten, dass der Reichsrat selbst den eigentlichen Nutzen seiner Kanzlei gar nicht mehr kenne, welche zu Zeiten ihres Begründers, Kaiser Pervals, dessen Vorliebe für die Ausgestaltung vieler wahrhaft korgefälliger Volksbelustigungen zuständig gewesen war. Heuer aber ...

So gaben sich auch Kanzler und Truchsess fest entschlossen, den „Günstigen Anlass“ zu nutzen, um das Ende der überflüssigen Kanzlei zu besiegeln, die vermutlich nur ihrem Reichsrat zuliebe noch bestand. „Für pervalsches Gehabe ist heuer kein Ort mehr!“ hieß es, und die Kanzlei ward geschlossen.

Hardtbrodt von Hengefeld, der in der Kanzlei die Posten des Oberkanzleirates und sämtlicher Kanzleiräte innehatte und - von der Handvoll Schreiberlinge einmal abgesehen, die die Kanzlei mäßig unterbeschäftigte - der einzige Subalternen des greisen Reichsrates war, wird nunmehr Seiner Hochwohlgeboren Gernot von Mersingen, dem Landgrafen der Trollzacken und Obrist-Zuchtmeister, zur Seite gestellt. Baron von Hengefeldt soll sich zunächst ob dieser Entscheidung hocherfreut gezeigt haben, bringt ihn die neue Aufgabe doch zurück in die heimatlichen Lande. Doch bemerkte der Baron alsbald, dass ihm in den Trollzacken ob der Bedrohung durch die schwarzen Horden kaum ein ebenso geruhsames Leben wie in den Kanzleistuben zu Gareth beschert sein wird.

Der Tod Tsafrieds von Waldfang-Waldfang aber bringt noch weit schlimmere Folgen mit sich: Denn aus der garetischen Grafschaft Reichsforst, in der die Baronie Waldfang liegt, deren Lehnsherr Tsafried sechzig Götterläufe gewesen ist, dringen nunmehr Gerüchte in die Kaiserstadt, wonach sich in Waldfang finsteres Kultistenpack ausgebreitet habe, dem auch Waldfangs Vogt, der Junker von Hornbach, angehöre. Auf Geheiß Staatsrats von Garetien hat sich nun die Baronin Maline von Natzungen der Vorfälle zu Waldfang angenommen, da Graf Danos von Luring zu Reichsforst fernab in Tobrien im Stabe des Reichsbehüters seine Pflicht tut. Die Benennung der Natzungerin jedoch hat unter den garethischen Adeligen zu manchem Unmut geführt und verschiedenen Streitereien geführt und droht nun, die einsige Einigkeit der Garetier zu gefährden, zumal sich namentlich Baron Wulf von Streitzig j.H. zur Greifenklaue, Baron von Uslenried, anschickt, die Lande Waldfang mit einigen Getreuen auf eigene Faust vom finsteren Geschmeiß zu säubern. So wollen wir denn hoffen, dass sich der Uslenrieder besinnt und die garetischen Adelsleut einig dem Feind gegenüber treten, so dass Waldfang alsbald einem Anverwandten des kinderlosen Reichsrates anvertraut werden können.