Geschichten:Vom Baume- Das Urteil über den Spion

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Burg Friedburg Baronie Gnitzenkuhl, 27. Travia 1040 BF:

„Hiermit verkünden wir, Hochwürden Korbor von Wasserburg, Tempelvorsteher des Hauses des Schelachar, im Namen der Baronin dieser Lande: der Angeklagte Eseniel vom Baume wird aller zur Last gelegten Verbrechen für schuldig befunden! Das Strafmaß wird sein: Blendung mit dem Eisen.“ Er legte eine kurze Pause beim Diktieren ein, und sinnierte einen Moment was folgen sollte.

„Ihro Hochgeboren, Baronin Geshla von Gnitzenkuhl hat das Urteil höchst selbst über den Nebachoten gefällt. Ad Primum wurde er des Einsatzes der Magie gegen eine Hochadlige beschuldigt. Ad Secundum des Hochverrats am Reich und der Krone und Ihrer Diener sowie ad Tertium des Rüttelns an den Grundfesten Alverans mit seinem götterlästerlichem Tun.“ Er nickte bedächtig. Das Kratzen der Feder über Pergament verkündete das emsige Tun des Schreibers in der Amtsstube der Baronin. Sonst war es totenstill. Ein Nicken von ihm bedeutete, dass er fertig war.

„Die hochnotpeinliche Befragung ergab keinerlei entlastende Indizien, aber auch keine ursächlich aufrührerische Seele des Mannes, weswegen Hochwohlgeboren von Ihrem Recht auf Vollstreckung des Todesurteils über ihn kein Gebrauch macht. Doch er ist Ihres Landes verwiesen. Sollte er es wagen erneut den Fuß auf es zu setzen, so gilt er als vogelfrei.“ Müde strich sich Korbor über die Augen. Die Nacht hatte ihm unerfreulich wenig neue Erkenntnisse beschert und das Licht des anbrechenden Tages ebenfalls nicht. Der Nebachote hatte zwar gesprochen, er war scheinbar aus Haselhain und nicht aus Mantikorszahn, doch sein Wissen war minderer Wichtigkeit. Man hatte ihn dumm gehalten über das was man eigentlich mit seiner Hilfe erreichen wollte. Wie Schafe kamen ihm die Menschen bisweilen vor. Standen vor dem Abgrund und wunderten sich darüber, wenn der Fall kam, wenn Sie einen Schritt in die falsche Richtung machten. Wieso folgten sie nicht einfach dem Pfad des Lichts? Stattdessen musste der Blendstrahl Praios ihn jetzt läutern.

Bedrohlich erschienen Korbor viel mehr die Auftraggeber dahinter. Diejenigen, die der charismatische Ausführer der Bespitzelung und Verzauberung der Baronin, nie kennengelernt hatte. Kluge Burschen vermutlich, die sich der Baronin bedienen wollten. Doch wozu? Was war Ziel dieser Scharade gewesen? Ob es um einen Schatz ging? Was bei Praios war an dem Rothandfelsen vermutet worden und was hatte es mit einem sogenannten Bund mit dem Land und Korgond zu tun?

Das Gefasel dieses Nebachoten konnte kein gebildeter Mann, und als solchen betrachtete er sich, Ernst nehmen. Alles keine Begriffe, die er als Diener Praios im Zusammenhang ad hoc mit Inhalt zu füllen vermochte. Derart konspiratives Vorgehen musste gewichtige Gründe haben, wenn man einer Hochadligen nachstellte, sinnierte der Priester weiter, derweil der Schreiber ihm erst fragende, dann zunehmend ungeduldige Blicke zuwarf. Jener räusperte sich schließlich um den Mann aus seinen Gedanken zu reißen um seine Arbeit beenden zu können.

„Blabla, die üblichen Schlußfloskeln, wir werden das Urteil zur Mittagsstunde auf dem Markt verkünden und vollstrecken lassen. Veranlasst auch gleich alles Weitere! Ihr wißt schon Marktschreier, Stadtgarde… Hochwohlgeboren ist wie ihr vernommen habt, unpäßlich. Fragt den Hauptmann, wenn Unklarheiten sind. Ich muss mich noch bereitmachen. Es werden sicher viele Bürger den Delinquenten und alles Weitere verfolgen wollen!“

Die Medica hatte der Baronin am Morgen nach ihrer Unterredung einen Trunk zur Ruhe verabreicht. Scheinbar hatten die Gute düstere Träume in der Nacht heimgesucht und des Schlafes beraubt. Doch Eseniel konnte damit unmöglich zu tun gehabt haben. Vermutlich einfach zu zart besaitet vermutete der Mann, oder ein Frauenproblem. ‚Diese Gelegenheit der ungeteilten Aufmerksamkeit wollen wir uns nicht entgehen lassen um die Herde wieder auf den Weg der Tugend und praiosgefälligen Ordnung zu führen!‘ dachte Korbor im Weggehen, und freute sich schon auf die anstehende Verurteilung und Bestrafung Eseniels.



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27. Tra 1040 BF
Das Urteil über den Spion
Würdenträger auf Abwegen


Kapitel 4

Bedauerlich
Autor: Nicole R.