Geschichten:Vertaute der Krone - Nachricht von Paligan

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In aller Frühe nahm Gerion seine Habseligkeiten und packte seine Sachen. Es war nicht viel, das er tragen mußte, nur eine kleine Umhängetasche. Er war auch nur für eine kurze Zeit hier am Kaiserhofe zu Gast gewesen. Er hatte lediglich eine Nachricht überbringen müssen. Und jetzt durfte er wieder eine überbringen. Eigentlich war das ja die Aufagbe von Edelfried von Sienen-Folk gewesen, aber hier mußte es schnell gehen. Aber es machte ihn nicht viel aus. Für ihn war das immer eine willkommene Gelegenheit am Hofe Kontakte zu knüpfen.

Er verließ den Kaiserhof zu Fuß. Hier in den südlichen Gefilden war bereits der Frühling angebrochen und es gab schon viele schneefreie Flächen, wenn auch der Wind noch immer recht frisch war. Doch im Laufe des Tages würde die Sonne höher steigen und den Schnee weiter schmelzen.

Er ging mehrere dutzend Schritt, bis er außer Sichtweite der Mauern war. Dann erst verschränkte er seine Arme und konzentrierte sich auf einen Zauber. Im nächsten Moment war er in einem beheizten Zimmer. Als er aus den Fenster sah, sah er den Schnee knietief im Hof liegen und die Diener die Wege freischaufeln. Die Fenster waren sogar noch von der morgendlichen Kälte mit Raureif bedeckt. Hier ließ der Frühling noch auf sich warten. Er verließ das Zimmer und suchte seinen Vater auf. Diesen fand er Arbeitszimmer.

"Ah, du bist zurück", sagte Balrik und blickte ihn erwartungsvoll an. Gerion holte eine versiegelte Nachricht hervor und reichte sie ihm. Es war vom Reichgroßgeheimrat persönlich.

"Dir wird die Nachricht nicht gefallen", meinte Gerion, als Balrik das Siegel brach. Und so war es dann auch.





"Er will was?", fragte Urion aufgebracht.

"Paligan untersagt uns gegen Trenck vorzugehen", wiederholte Balrik.

"Ja, aber weshalb? Hat er keinen Grund genannt?"

"Nein. Aber den einzigen Grund den ich mir vorstellen kann ist, daß Trenck bereits eine Art Doppelagent ist."

Urion war verärgert. "Wie kann er sich da einfach in die Angelegenheiten des Heeres einmischen?", murmelte er. "Und wenn er schon Agenten hat, warum teilt er sie uns einfach nicht mit?"

"Vermutlich aus dem selben Grund, wie wir die Identität von Jungingen geheimhalten wollten", zuckte Balrik die Schultern.

"Mmh, aber wie hat er davon überhaupt Wind bekommen? Wir haben doch erst gestern darüber gesprochen!", fragte er.

Balrik wirkte verlegen. "Weil ich es ihm mitgeteilt habe", gab er zu. Er erinnerte sich daran, daß Urion noch gestern gesagt hatte, daß Paligan nicht alles zu wissen brauchte. Urion wirkte überrascht, doch Balrik fuhr fort, bevor er etwas sagen konnte: "Du erinnerst dich, daß ich dir von der Jagd nach dem Pfalzgrafen berichtet habe? Wir haben ihn ja in Gareth versteckt. Zu diesem Zeitpunkt waren mir die Namen der Agenten ja bereits bekannt, sodaß ich die Gelegenheit gleich genutzt und Paligan unterrichtet habe." Er hatte Gerion geschickt. Ihm konnte er vertrauen, daß diese Namen nicht in die falschen Hände gerieten. "Ich hätte auch Dir schon früher berichtet, Urion, wenn es die Zeit dazu gegeben hätte."

"Du weiß, was ich von Paligan halte, Balrik?"

"Euer Excelenz", mischte sich nun Gerion ein, der an der Tür stand und das Gespräch verfolgt hatte. "Wir wandeln hier auf einem schmalen Grad.

Paligan ist der Reichsgroßgeheimrat und somit über die Geheimdienste zuständig. Was wir hier betreiben, fällt eigentlich in sein Bereich. Wenn wir ihm auch nur einen Grund geben, uns zu mißtrauen, sind wir schneller weg vom Fenster, als uns lieb ist. Es könnte schon reichen, wenn er erfährt, daß wir ihm Informationen vorenthalten haben, die er für wichtig hält. Um hier sicher agieren zu können, müssen wir alles berichten, was wir erfahren."

Vielleicht ist es nicht ganz so schlimm, wie er es darstellt, dachte Balrik. Aber so unrecht hat er damit nicht. Jedenfalls schien es auch Urion zum Nachdenken angeregt zu haben.

"Wie auch immer", sagte er schließlich. "Es heißt aber nicht, daß es mir auch gefallen muß."