Geschichten:Verschwörung in Schwarztannen – Kindesraub

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Wehrhof Gerbachsroth, 5. Ingerimm 1043

Als Drego von Altjachtern zusammen mit seiner zukünftigen Gemahlin Ailsa ni Rían die Stube des Wehrhofes Gerbachsroth betrat, standen sie einem Knaben von ungefähr sechs Götterläufen gegenüber.

„Ihr seid ja...“, die Augen des Knaben wurden groß, als er begriff, wer da gerade vor ihn getreten war, obgleich man den Baron und seine Liebste angekündigt hatte, „... ja wirklich der Herr Baron!“

Milde lächelte dieser ihn an und blickte auf den vor ihnen stehenden Knaben herab: „Nun, der bin ich. Das hast du gut erkannt. Und wer bist du?“

Stordan Raulfried von Gerbachsroth, Euer Hochgeboren“, antwortete der Knabe sichtlich nervös und verbeugte sich, „Und in Abwesenheit meiner werten Frau Mutter Herr über dieses Haus.“

„Dann sei uns gegrüßt, Stordan Raulfried von Gerbachsroth“, erwiderte der Baron, „Herr über dieses Haus.“ Da deutete er auf die Frau neben sich. „Dies ist meine Verlobte und zukünftige Gemahlin Ailsa ni Rían.“

„Die Zwölfe mit Euch“, nun verbeugte sich der Knabe auch vor Ailsa, „Ähm... Euer... hm... Hochgeboren?“

Seine Frage blieb unbeantwortet, stattdessen lächelte Ailsa ihn an: „Sei auch du mir gegrüßt Stordan Raulfried von Gerbachsroth und seien die Zwölfe allzeit mit dir.“

Einen Moment herrschte Schweigen. Die Bediensteten beider Seiten standen unschlüssig herum, belauerten sich, niemand schien zu wissen, weswegen der Baron und seine Krähe gekommen waren.

„Nun, Stordan, ich habe viel von deinem werten Herrn Vater gehört.“

„Von meinem Vater, Hochgeboren?“, wollte der Knaben aufgeregt wissen, „Er war ein aufrechter Rittersmann!“

„Dann willst du ihm gewiss folgen? Als aufrechter Ritter?“

Da nickte Stordan energisch: „Das will ich, Euer Hochgeboren, das will ich. Sehr sogar. Und eines Tages meinem Vater als Edlem zu Gerbachsroth folgen.“

„Nun, Stordan, dann habe ich außerordentlich gute Nachrichten für dich“, hob der Baron an, hielt den Knaben dabei mit seinem Blick fixiert und deutete mit seiner Hand auf seine Verlobte, die zu seiner Linken stand, „Meine zukünftige Gattin wird dich als Page aufnehmen.“

Fassungslose Blicke der hiesigen Bediensteten kreuzten sich, während sich ein breites Grinsen über das Gesicht des Knabens legte. Unruhig begann er von seinem einen auf das andere Bein zu hibbeln.

„Auf dass ein genauso aufrechter Rittermann aus dir werde, wie dein Herr Vater einer war. Und einer besseren Pagenmutter, Stordan, könnte ich dich nicht anempfehlen. Sie ist nicht nur bezaubernd schön, besitzt Liebreiz und Ausstrahlung, sondern sie ist auch eine ausgezeichnete Ritterin, was sie bereits auf mehreren Turnieren unter Beweis gestellt hat. Bei ihr wirst du viel lernen.“

Während der Ansprache des Barons, lächelte Ailsa den Knaben an, der wurde nur immer noch aufgewühlter und sein Grinsen immer noch breiter. Dann stellte die Ritterin die eine Frage: „Willst du mein Page werden und mir stets tr... ?“

„Aber, Euer Hochgeboren“, protestierte da Stordans Kindermädchen energisch, „Ihr könnt doch nicht einfach... ?“

Da hob Drego abwehrend die Hand und sie verstummte. Sichtlich verunsichert blickte der Knabe von seinem Kindermädchen zum Baron und anschließend zu dessen Verlobten.

„Nun“, versuchte es die Reichsritterin erneut und schenkte dem Knaben ein liebliches Lächeln, „Willst du mein Page werden und mir stets treu dienen, auf dass du eines Tages deinen Ritterschlag erhalten wirst und in die Fußstapfen deines werten Herrn Vaters treten kannst? Auf dass dir Ruhm und Ehre zuteil werde, du erfolgreich in Turnieren und Schlachten seist. Möchtest du ein stolzer, aufrechter Ritter sein, zu dem alle aufsehen werden?“

Und die Augen des Knabens leuchteten: „Ja, das will ich!“