Geschichten:Verschollene Eber - Ring für Ring, Taube für Taube

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Bernhelm von Dunkelsfarn-Winterweiler runzelte unwillig die Stirn. Gut, er war der offizielle Bannerträger des Prinzen und Greifingemahls. Seine Vorgänger hatten mit diesem Dienst kein Glück gehabt. Der Spross des Orkenwallers hatte bei Peraines Nadel den Tod gefunden und dessen Nachfolger war bei der Schlacht um Greifenfurt ums Leben gekommen. Sigurd von Bugenhog hatte sich seines Amtes nur bis zur Dreikaiserschlacht erfreuen können. Nun war er an der Reihe. Sein Großvater hatte ihn mit diesem Amt überrascht, als er gerade seinen Kadettenbrief der Märkischen Akademie in der Hand hielt. Sei‘s drum. Bei seiner momentanen Tätigkeit würde er höchstens in die Gefahr geraten, im Mist zu ersticken. Vorsichtig öffnete er den großen Taubenschlag des Prinzen und zog eines der Tiere heraus. Hundsgrab stand auf dem silbernen Ring am Fuße der Taube, deren Metallplombe er nun auseinander zog, um die Nachricht des Prinzen zu verstauen.

Es ging wieder los. Eingedenk seines Faibles für Questen und das hehre Rittertum war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis der Prinz seine Getreuen zusammentrommeln würde, um mit ihnen gen Horizont zu galoppieren.

Bernhelm war sich bewusst, dass er selbst nur bedingt Spaß an einer solchen Reise haben würde. Er betrachtete sich als Skeptiker. Man mochte wohl dem einen oder anderen Bösewicht eins auf die Nase geben, aber er bezweifelte, dass ein heldenhafter Kampf Auswirkungen bis in andere Sphären hatte. Laut den Geschichten, die man sich abends am Kamin auf der Residenz hier in Greifenfurt erzählte, hatte der Ritter selbst in einem vergangenen Queste eine schlimme Krankheit überwinden können. Aber hier ging es ja den Göttern sei Dank nicht um irgendwelche abgehobenen Dinge. Man hatte augenscheinlich den Bruder des Prinzen entführt und da sollte ein gut geführtes Schwert durchaus ein erfolgversprechender Ansatz sein.

Flatternd stob die Taube in einer kleinen Wolke herabsegelnder Federn von dannen und beherzt griff der junge Mann erneut in den Schlag. Boronshof stand auf dem nächsten Ring. Nun denn. Der Name des Gehöftes war Bernhelm wohl bekannt, er selbst hätte dorten aber nicht leben mögen. Ihn deprimierte der Name des Junkergutes denn doch zu sehr.

Schnell war die Taube aufgestiegen und sogleich folgte ihr die nächste zur Grünwarte, dem Ordensturm des Ordens vom Heiligen Zorn. Seit den gemeinsam ausgestandenen Schlachten hatte sich der Prinz mit einigen der Recken angefreundet und Bernhelm war gespannt, welcher der Streiter wohl dem Ruf des Prinzen folgen würde.

Weitere Tauben folgte, davon eine gen Hexenhain, zum Gestüt der Mark, wohl, wie Bernhelm mutmaßte, um ein paar gute Schlachtrösser zu ordern, dann verschloss Bernhelm den Schlag wieder. Er hoffte inständig, dass die Tauben schnell ans Ziel ihrer Reise gelangen würden, während er aus dem Hof der Residenz in das Wachgebäude trat. Er musste noch die Metallschienen des Prinzen zum Ausbessern bringen. Sein Kettenhemd besserte Seine prinzliche Erlaucht selbst aus. "Keine Ritter sollte sich auf den Künsten anderer ausruhen, wenn er sich um seine Sachen kümmert", hatte der Mann gesagt. Nun gut. Bernhelm war zufrieden. Da der Prinz zurzeit keinen Knappen hatte, der letzte war in der Dreikaiserschlacht geblieben, oblagen ihm die Knappenpflichten. Da war es überaus glücklich, dass der Prinz die meisten Arbeiten selbst erledigte.