Geschichten:Verschollene Eber - Rasch durch die Harschenheide

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Pfalzgrafschaft Königsgau, Gut Waldschatten

Den Weg zurück nach Gut Waldschatten hatten sie bis zum nächsten Morgen geschafft, da der Edle auch nachts weitergewandert war. Nur vom Mondlicht geleitet hatten sie ihren Weg durch einen lichten Teil des Waldes genommen und waren schnell vorangekommen. Denn der Inhalt der Nachricht klang bedrohlich und Ernfried wollte keine weitere Zeit verlieren.

Nun stand er hier zur mittäglichen Rondrastunde im Schatten des Gutshauses neben seinen gesattelten Pferden und überprüfte das Gepäck. Hadrian, sein Verwalter und „Hauptmann“, wie er ihn manchmal spöttisch nannte, schmunzelte beim Anblick seines Herren, denn der Edle trug heute sein Kettenhemd und den grünen Wappenrock. Dies war ein seltener Anblick und jeder konnte sehen, dass Ernfried nicht geübt im Tragen dieser Rüstung war. Normalerweise kleidete er sich auf seinen Streifzügen in Leder und nun bereitete ihm das Gewicht des Kettenhemdes doch einiges Unbehagen.

„Es scheint, dass wir nichts vergessen haben, Hadrian“, sagte Ernfried, griff nach dem Familienschwert, das sein Verwalter ihm reichte, und gürtete es. „Betet für mich, den Prinzen und alle, die mit uns auf diese Queste gehen. Firun und Rondra sollen uns erhören und so ungern ich es sage, der Herr des Winters soll mit seinem Schnee noch etwas warten.“

Mit diesen Worten lenkte er sein Pferd und das Packtier auf die Zugbrücke und ritt davon. Er hoffte, nicht zu spät in Greifenfurt einzutreffen.

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In der Harschenheide, kurz vor Schmalfurt

„Wir haben es bald geschafft, mein Prinz“, sagte die Grenzjägerin mit dem kantigen Gesicht und ritt wieder voran. Prinz Edelbrecht nickte dankbar und knapp und versuchte weiterhin, Firuns beißenden Atem zu ignorieren. Der Atem von Mensch und Tier lag als Dampf in der Luft.

Einen Tag nach ihrer Abreise von Greifenfurt, just in dem Augenblick, als sie Ernfried von Kieselburg, der Junker von Waldschatten eingeholt hatte, war das Wetter umgeschlagen. Regengüsse hatten mit Graupelschauern gewetteifert, unterstützt durch einen eisigen Wind, der Pferd und Reiter glatt zu durchdringen schien.

Seit vor zwei Tagen wieder Schneefall eingesetzt hatte, war die Reise deutlich beschwerlicher geworden. Der Weg war meist nicht mehr zu erkennen und die einst frischen Pferde waren sehr erschöpft.

In Dreihügeln wurden sie von Grenzjägern erwartet, die fortan den sicheren Weg über das weiße Land wiesen. Irgendwo nahe zur Rechten schlief die emsige Blauwinde in ihrem nun vereisten Bett, um sie herum welliges Land im weißen Kleid.

In der Ferne schimmerte heller Schein hoch über dem Boden. Aus dem Schein wurden einzelne Lichter, die in einer Kette vom Boden aufstiegen, und Holzfeuer lagen wohlig vertraut in der Luft.

Dann war Schmalfurt in Sicht. Eng schmiegten sich die verscheiten Häuser an den Fuß eines großen Felsens, der seitlich aus einem weißen Hügel hervorkam.

Auf Fels und Hügel war die Burg gebaut. Ein imposanter Turm, der eher breit als hoch wirkte. Oben brannten weit sichtbar Fackeln. Ein kleiner Palas und ein Torhaus gehörten gleichsam zu dieser trutzigen kleinen Fluchtburg. Vom Dorfe her wiesen einige Fackeln den Weg hoch zur Burg. Zwischen den Häusern eilten Dörfler dahin. Direkt hinter dem Dorf und den Uferwiesen lag die Furt, die das hiesige Tor zum Kosch war. Die Schatten in der weißflächigen Ferne mochten vielleicht schon die ersten Koschberge sein …

„Wie es scheint, werden wir schon erwartet“, meinte der Baron von Zalgo, während er sich im Sattel aufrichtete und zum wiederholten Male den Schnee vom Mantel schüttelte. Ein Seitenblick zeigte ihm, dass sein Knappe verfroren und jämmerlich auf seinem Ross dahinritt und dahinlitt. Ob der schneidenden Kälte sparte der Baron sich dieses Mal den bissigen Kommentar.

Der Prinz lenkte sein Ross den Weg entlang auf die niedrigen Häuschen zu, die im hohen Schnee zu ertrinken schienen, obgleich aus ihren Fenstern ein heller Schein von flackernden Feuern kündete. Voraus ritt des Prinzen Bannerträger und das Wappen derer von Wertlingen flatterte munter im Wind, gekrönt mit einem kleinen Wimpel, der stolz die Farben derer von Eberstamm trug.