Geschichten:Verrat am Hangwald - Auf-Bruch

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Dorf Untergreupel, Ende Phex 1043 BF

Als die Reiter von Burg Greupelwacht auf dem Anger eintrafen, war der zweispännige Wagen vor dem Dorfkrug unter fleißiger Mithilfe einiger Dorfbewohner bereits voll bepackt und die Entourage der Ritterin Tsalinde von Hartweil im Aufbruch begriffen. Unter den zuerst verwirrten Blicken der Bauersleute – die aber schnell begriffen, dass etwas im Busche sein musste und sich darum schnell in ihre Häuser oder außer Sichtweite zurückzogen – gab Eborian von Ruchin seinen Leuten den Befehl, dem Zug den Weg zu versperren. Dann lenkte er sein Ross näher zu der Ritterin hin, die angesichts der Bewaffneten seelenruhig auf ihrem Pferd sitzen geblieben war.

Mit einem „Oh, ist das etwa das Abschiedskommittee?“, begrüßte sie den Ruchin mit einem erstarrten Lächeln. „Das ist zwar freundlich, aber völlig unnötig. Ihr könnt uns nun passieren lassen...“

„Was auch immer Ihr vorhabt, Frau Tsalinde, haltet ein! In einer Stunde werden die Eslamsgrunder hier sein. Anstatt Eure Sachen zu packen, solltet Ihr Euch und eure Leute zum Kampf bereit machen!“, begann Eborian.

Doch die Ritterin schüttelte den Kopf, das Lächeln wie fortgewischt, als sie mit steinerner Miene antwortete: „Das ist nicht mehr mein Kampf.“

„Nicht Euer Kampf? Wie kommt Ihr denn auf solch einen Gedanken? Wenn wir hier überwältigt werden, dann stehen Ruchin und Erlenstamm offen wie ein Scheunentor!“

„Na und?“, antwortete die Ritterin scheinbar gleichgültig, „Warum sollte ich für Euch die Bosparanien aus dem Feuer holen? Ich habe schließlich nicht den Ruchins die Treue geschworen.“

Eborian war verwirrt: „Was soll das denn heißen? Erklärt Euch!“

„Vielleicht wegen der Nachricht aus Wandleth, Herr Eborian“, meldete sich da Fiana von Dachsen zur Rechten des Ritters zu Wort, „Graf Ingramm hat Eure Verwandte Selinde zur Baronin von Erlenstamm gemacht.“

Schlagartig ging Eborian ein Licht auf. Auch die Hartweils hatten als heiße Anwärter auf den Titel einer der reichsten Baronien in der Grafschaft gegolten.

„Gut erkannt!“, kommentierte Tsalinde mit einem ironischen Nicken, „Und nun: Gehabt Euch wohl.“

Erneut versuchte die Hartweil an Edorian vorbeizukommen, doch ließ der nicht locker: „Moment! Ihr habt zwar nicht den Ruchins, wohl aber Graf Ingramm die Treue geschworen! Und es ist Eure Aufgabe als Hausritterin des Grafen, Schaden vom Land und allen seinen Bewohnern fern zu halten. Ich ersuche Euch hiermit, Eurem Eid nachzukommen. Und sei es nur, weil es das ist, für das Euer Gemahl – der mein Freund war – zeitlebens stritt.“

Ein freudloses Lachen entfuhr der Kehle Tsalindes: „Auch darin liegt Ihr falsch, ich habe meinen Dienst quittiert. Graf Ingramm kann mich von nun an am Arsch lecken. Immerhin müsste er sich dazu nicht einmal bücken. Außerdem...“, in ihrem Blick nahm der Ritter auf einmal eine Art wilder Entschlossenheit wahr, die im Widerspruch zu ihrer äußeren Ruhe stand, „lasse ich mir von einem Feigling wie Euch, der meinen Leoderich zum Sterben in der Schlacht zurückgelassen hat, gar nichts sagen, Eborian von Ruchin. Jetzt mögt Ihr ernten, was Ihr gesät habt“, sagte sie kalt, kehrte ihm den Rücken zu und hob zum Abschied noch den behandschuhten Mittelfinger, „Dea lo vult!“


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Texte der Hauptreihe:
Ende Phe 1043 BF mitten am Mittag
Auf-Bruch
Auf dem Sprung


Kapitel 3

Auf dem Rückzug
Autor: Steinfelde