Geschichten:Uslenried lädt zum Turnier - Die jungen Ritter

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Uslenried lädt zum Turnier – Die jungen Ritter

Gut Muchsen, in der zweiten Praioswoche 1032 BF

»Ich, nein wir reiten nach Uslenried«, verkündetete Simond von Schennich-Muchsen beim Abendmahl. Seinem Vater Gorick blieb ob dieser Bemerkung fast ein Bissen im Halse stecken; hustend rang er nach Atem und spuckte schließlich einige Brotkrumen über den ganzen Tisch.

»Seit wann bestimmt mein Sohn, wohin ich reite?« polterte er. »Was soll ich überhaupt in Uslenried? Hat mir schon gereicht, daß der Baron vergangenes Jahr wegen seiner komischen Heeresvisite hier herumgeschlichen ist!«

Sein Sohn grinste. »Das ist eine treffliche Idee, Du kommst auch mit! Eigentlich meinte ich ja nur mich und meine Freunde von den Nordwaldsteinern, aber wenn Du auch Interesse an der Turnei...«

»Ich hasse Turniere und all diese ritterlichen Unsinn, und das weißt Du ja wohl auch!« donnerte Gorick. »Und veralbern kann ich mich alleine!«

»Ist ja schon gut. Wir aber werden reiten. Es wird Zeit, daß ich endlich diese Schmach von Bärenau auswetzen kann!« setzte Simond weiter fort.

»Bist ja auch selber schuld«, brummte der Alte, »was mußt Du dich auch gleich als erstes in einem Turnier mit Leuten wie dem Leihenbutter Oberpförtner und seinesgleichen messen, anstelle erstmal richtige Erfahrung im Kampf mit Deinesgleichen zu sammeln...«

»Pah, das sind doch alte Geschichten. Du wirst schon sehen, diesmal werde ich besser abschneiden. Immerhin haben wir schon seit dem Frühjahr eifrig trainiert!«

»Ach, Übung hin oder her, Du siehst ja, an mir, wohin sowas führt. Früher oder später bist Du krüppellahm...«

»...und kannst den Tag damit verbringen, Bier zu trinken und schmutzige Lieder zu singen!« fiel Simond seinem Vater ins Wort. »Na und? Was soll man denn sonst den ganzen lieben langen Tag machen?« murrte Gorick. Der Bengel hatte seinen wunden Punkt getroffen, und das wußte er auch ganz genau. Vor langer Zeit war Gorick von Schennich-Muchsen ein begeistertet Tjoster gewesen, vielleicht nicht ganz so erfolgreich und weithin bekannt wie heutzutage Nimmgalf von Hirschfurten oder der Grüne Ritter Fredegast von Gauternburg, aber wohl doch der beste Turnierkämpfer Serrinmoors. Doch diese Zeiten waren seit einem betrüblichen Unfall vor Jahren vergangen, und seitdem hatte er auch kein Turnier mehr besucht; er wollte anderen schlicht nicht dabei zusehen, wie sie einer seiner liebsten Beschäftigungen nachgingen und vielleicht jene Siege errangen, die ansonsten an ihn gegangen währen – wäre er nicht ein kampfunfähiger Krüppel.

»Ach Vater, irgendwer muß doch Den Werk fortführen«, erwiderte Simond fröhlich, »von wem glaubst Du wohl habe ich mein Talent geerbt, he?«

Gorick winkte ab und griff zum Bierkrug. »Jaja, mach was Du willst. Meinen Segen hast Du, und alt genug bist Du ja sowieso, als dass Du noch auf Deinen alten Herrn hören würdest.« Er führte den Krug zum Mund und leerte ihn in einem Zug. Simond hingegen schnitt sich noch eine Scheibe Schinken ab, erhob sich von der Tafel und ritt guter Dinge hinüber zum Gut Schennich, wo er sich morgen mit den übrigen Jungrittern vom Nordwaldsteiner Turnierbund treffen wollte.