Geschichten:Unter Geiern – Schutt und Asche

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Burg Rallingsteins, Anfang Peraine 1044 BF

„Was glaubt Ihr wird der Baron tun, wenn seiner Liebsten ein Leid widerfährt?“, warf Perainidane schließlich die Frage aller Fragen auf, „Dort unten könnt Ihr sie nicht lassen! Sie braucht eine vernünftige Kammer. Ein vernünftiges Bett, ein warmes Feuer und gutes Essen. Was denkt Ihr wird geschehen, wenn sie stirbt? Glaubt Ihr etwa, der Altjachterner wird euch dann einfach so davonkommen lassen?“

„Was will er denn tun?“, meinte Jesmina von Erlenfall da nur und zuckte irritiert mit den Schultern, „Mit welcher Armee will er Rallingstein belagern? Und wie will er seine Truppen versorgen?“

Nun lachte Perainidane: „Ihr denkt wohl, nur weil ich nahezu mein ganzes Leben im Dienste der Herrin Peraine verbracht habe, hätte ich keine Ahnung von den Dingen, die da draußen sonst noch vor sich gehen. Von den Dingen, die nichts mit meiner Herrin zu tun haben. Aber ich weiß... ich sehe doch, was ihr hier bereit seid für Eylrun zu tun, was glaubt ihr also wir der Drego von Altjachtern für die Frau tun, die er von Herzen liebt?“

„Mit welchen Männern und Frauen will er denn gegen uns ziehen?“, wollte Wilmunde von Edfelden wissen und winkte regelrecht gelangweilt, „Die Waldsteiner haben Schwarztannen gehörig zugesetzt – allen bis auf Erlenfall.“

„Das im Übrigen die Baronin für ihren Mann verteidigt hat“, fühlte sich die Geweihte genötigt klarzustellen, „Nur deswegen steht ihr so gut da.“

Erneut winkte die Edle gelangweilt ab. Dieses Mal wirkte sie noch gelangweilter. „Wer sagt das? Du etwa? Von so etwas hast du doch keine Ahnung!“

„Im Gegensatz zu euch, war ich da. An ihrer Seite. Ich habe die Waldsteiner gesehen.“

Nun verdrehte die Edfelderin ihre Augen: „Na und? Wir hätten uns schon zu verteidigen gewusst. Was weißt du denn schon? Und abgesehen davon, soll er doch kommen und Rallingstein belagern, wenn er sich dazu genötigt fühlt. Ich bezweifle allerdings dass er sich das leisten kann. Ohne die Abgaben aus Erlenfall wird er es vielleicht gerade so über den Winter schaffen, ohne dass seine Leute verhungern, aber eine Belagerung?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Dafür braucht man Männer und Frauen. Proviant. Und nicht zuletzt Schneid. Nichts davon hat jedoch so ein Dackel mit Namen Drego.“

„Ich glaube, dass ihr die Situation unterschätzt“, Perainidane schüttelte energisch ihren Kopf, „Er wäre nicht der Erste den die bloße Verzweiflung zu Dingen treibt, die man ihm niemals zugetraut hätte. Und alles andere das kann er sich besorgen. Vielleicht mag der Graf ihm da nicht helfen, aber wer sagt euch, dass er nicht mit den Waldsteinern oder den Kaisermärkern ins Bett steigt? Genug Truppen haben diese sicherlich und wenn er ihnen das richtige Angebot macht, eines das sie nicht ablehnen können, dann werden sie zuschlagen und Rallingstein wird in Schutt und Asche gelegt werden und unsere Familie wird bluten.“ Sie holte Atem. „Ihr werdet bluten. Mir werden sie nichts tun, so viel ist gewiss. Bei euch bin ich mir da nicht so sicher...“

Einen Moment war es still.

„Ich denke, dass es nun Zeit ist, dass du gehst“, entschied Wilmunde und Jesmina nickte energisch, „Wir haben nun zur genüge deinen langweilige Ausführungen gelauscht und da wir keine Ratschläge von einer Geweihten brauchen, die sich mehr ihrer Kirche verpflichtet fühlt, als ihrer Familie...“

„Mutter“, wandte sie die verzweifelte Tochter nun an Khorena von Erlenfall, „Jetzt sprecht endlich mal ein Machtwort!“

Lange blickte die Angesprochene drein, ehe sie mit zarter Stimme anhob: „Meine Tochter, Perainidane, hat recht. Lebend ist die Krähe wesentlich mehr wert als tot.“