Geschichten:Unter Geiern – Schöne Vorstellung

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Burg Scharfenstein, Tsa 1044 BF

„Aus Baringen erwarten wir Xerber von Cronenfurt, aus Weißenhain Irida von Nuzell, aus Esenfeld Rondrara von Treleneck und aus Doriant Hardane von Doriant. Sie alle haben bereits zugesagt. Letztere steht zwar im Traviabund, aber ihren Gatten erwarten wir nicht, die älteste Tochter Leodane ist am Grafenhof, die jüngere Tochter Wilmunde Knappin bei Raulbrin von Schwarztannen und der Jüngste Danos ist Novize beim Praios-Tempel in Hexenmühle, da auch Hochwürden kommen wir, wird er gewiss auch den Knaben mitbringen.“ Valaria von Wiesenthal hielt einen Moment inne und betrachtete Baron Drego aufmerksam. „Franwin von Luring-Franfeld wird nicht kommen, er weilt ja zumeist ohnehin in Gareth. Wann er seinen Lehenseid gegenüber dem Cronenfurter leistet, dass soll nicht Euer Problem sein. Ähnliches gilt für Alderan von Nadoret, der hat allerdings ja bereits seinen Eid getan. Wir erwarten seinen Vogt einen gewissen...“ Sie schaute auf die Liste in ihren Händen. Sie kannte den Vogt nicht. Noch nicht. „... Treubold vom Grauen Schild. Ein Koscher, so weit ich weiß.“

Etwas fragend blickte sie nun Drego von Altjachtern an, als der aber nicht anhob etwas zu sagen, fuhr sie fort: „Weiter erwarten wir aus Rauthal Rothar von Immenhort. Seine älteste Tochter Elene ist Eure Knappin...“ Wissend nickte nun der Altjachterner. „... die nächst jüngere, Wippa, ist Knappin des Nordingers, der Jüngste Perainfried ist im Peraine-Tempel in Schwarztannen Novize und auch wenn ihre alle Hochgeweihten eingeladen habt, so wird Hochwürden nicht kommen und daher der Knabe auch nicht.“ Und kurz rief sie dem Baron dann noch in Erinnerung: „Ihr habt die Gattin des Rauthalers zu Eurer Kämmerin bestellt.“

Erneut nickte Baron Drego: „Frau von Raukenfels hat mir die Mitglieder meines Hofes vorgeschlagen. Ich habe sie nur in ihr Amt berufen. So war es auch bei Euch.“

„Sie ist eine kluge Frau“, meinte die Heroldin da nickend. Sie hielt viel von der Vögtin. „Ihr tut gut daran auf ihren Rat zu hören und ich... ich jedenfalls war sehr froh um diese Anstellung.“

Etwas fragend blickte der Baron sie da nun an.

„Mein Gatte ist gegen Haffax gefallen“, fügte sie erklärend hinzu, „Vor Mendena.“

„Das... das tut mir leid“, erwiderte der Baron aufrichtig.

„Ja“, sie räusperte sich etwas verlegen, „Mir auch, Euer Hochgeboren, mir auch. Uns waren lediglich zwei Götterläufe vergönnt, viel zu wenig Zeit um zueinander zu finden. Mein Gatte konnte sich einfach nicht an mich gewöhnen. Er konnte nichts mit Fr...“ Da biss sie sich energisch auf die Lippen. Sie hatte bereits zu viel gesagt. Viel zu viel. „Verzeiht“, bat sie mit brennenden Wangen, „Das gehört hier nun wirklich nicht her.“

„Schon gut“, meint Drego von Altjachtern da und winkte ab, „Ein jeder von uns hat seine eigene Geschichte. Nicht alles davon ist erfreulich.“

„Ja“, versuchte sich Valaria zusammenzureißen. Die Erinnerung an ihren Gatten schmerzte. Vor allem schmerzte jedoch die Tatsache, dass all ihre Versuch ihm zu gefallen stets vergeblich gewesen waren. Er hatte mehr Interesse an dem Stallburschen gezeigt als an ihr. Obgleich – das musste sie ihm zugestehen – er immer nett und zuvorkommend zu ihr gewesen war. Er war kein schlechter Mensch gewesen, er hatte sie einfach nur nicht lieben können, aber sie hatte ihn ja auch nicht wirklich geliebt. „Ich hätte immer gerne aus Liebe den Traviabund geschlossen“, gestand sie sich und auch dem Baron da ein, „Ich beneide Euch daher sehr. Ihr habt mit der Frau den Traviabund geschlossen, die ihr liebt und das ihr sie liebt, das sieht man Euch an. Wie Ihr sie anseht!“ Sie seufzte sehnsuchtsvoll. „Er hat mich nie so angesehen...“

„Die Götter haben es gut mit mir gemeint“, erwiderte er und in seinen Blick trat einen Moment jener Ausdruck, der dort immer stand wenn er seine Liebste oder aber seine Kinder sah, dann verschwand er jedoch recht schnell wieder, „Auch wenn die derzeitigen Umstände mein Glück überschatten.“

„Doch Ihr habt es gefunden“, erwiderte sie ihm da.

„Oder... oder es hat mich gefunden. Und vielleicht wartet das Eure nur schon auf Euch. Vielleicht habt Ihr es einfach noch nicht gesehen. Manchmal muss man einfach nur die Augen öffnen um zu sehen, was schon lange da war...“

„Eine schöne Vorstellung. Ja, eine schöne Vorstellung.“